Allgemeine Homöopathische Zeitung 2023; 268(01): 36
DOI: 10.1055/a-2000-0301
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Leserbrief

Kohl M. Das Symptomenlexikon und die „Wissenschaftliche Homöopathie“. AHZ 2022; 267(6): 4–9

Es ist Michael Kohl zu danken für seine klare Darstellung der Unterschiede und Vorteile des Symptomenlexikons gegenüber herkömmlichen Repertorien. Obwohl die Probleme der Repertorien hinlänglich bekannt und benannt sind [1] [2], erfolgt deren Einsatz in der Praxis noch viel zu oft unangemessen und unkritisch. Die wissenschaftliche Agenda der Homöopathie muss zweifelsfrei auch die kritische Aufarbeitung der homöopathischen Werkzeuge umfassen.

Gerade darum halte ich es aber für nicht zielführend, nun eine Marke „Wissenschaftliche Homöopathie“ zu etablieren, die sich zudem auf diesen einen Ansatz, das Symptomenlexikon, beschränkt. Wissenschaft ist suchend, pluralistisch, offen, auch widersprüchlich. Spätestens dann, wenn sich jemand auf „die Wissenschaft“ beruft, ist Skepsis angezeigt. Zudem gehört zum wissenschaftlichen Vorgehen auch der kritische Blick auf den eigenen Ansatz und dessen Ergebnisse. Ein Manko des Symptomenlexikons ist der reduzierte Datensatz – die letzten 170 Jahre Homöopathie sind nicht enthalten. Und so besteht die Gefahr, dass aus den Daten Hahnemanns zwar das Beste herausgeholt, damit aber doch wieder ein Denkmal geschaffen wird, das eine Weiterentwicklung nicht zulässt. So sollten wir homöopathische Wissenschaft nicht definieren.

Michael Kohl weist mit seiner Arbeit der Homöopathie die richtige Richtung – aber der Weg, der vor uns liegt, ist noch lang, durchaus verzweigt, und er muss von vielen gegangen werden. Dabei brauchen wir Kompass und Wegweiser, um uns nicht zu verlaufen [3].

Rainer Schäferkordt, Hamburg



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Article published online:
17 January 2023

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