Seppen B.
et al.
Smartphone-Assisted Patient-Initiated Care Versus Usual Care in Patients With
Rheumatoid Arthritis and Low Disease Activity: A Randomized Controlled
Trial.
Arthritis Rheumatol 2022;
74: 1737-1745
Die vom Patienten initiierte und durch die Smartphone-Anwendung unterstützte
Behandlung war der üblichen Behandlung nicht unterlegen und führte
bei RA-Patienten mit stabiler niedriger Krankheitsaktivität zu einer um
38% verringerten Konsultationsrate beim Rheumatologen. Die Wissenschaftler
des rheumatologischen Versorgungszentrums Reade in Amsterdam, Niederlande
führten eine einjährige, randomisierte und kontrollierte klinische
Studie durch, im Rahmen derer sie die Wirksamkeit und Sicherheit der
Selbstüberwachung durch die Smartphone-Applikation prüften.
Hierfür schlossen sie RA-Patienten in die Studie ein, die mindestens 18
Jahre alt waren, eine RA-Diagnose mit einer Krankheitsdauer≥2 Jahren und
einen DAS28-ESR-Score von<3,2 zu Beginn der Studie aufwiesen, in Besitz
eines Smartphones waren und Niederländisch lesen und schreiben konnten. Die
Experten randomisierten die Patienten 1:1 in die App-Interventionsgruppe oder in die
Gruppe mit üblicher Betreuung. Die Intervention bestand aus einer
wöchentlichen Selbstbeobachtung mit Ausfüllen eines Fragebogens zur
routinemäßigen Bewertung von Patientenindexdaten (RAPID3) und einer
einmaligen, vorab geplanten Konsultation am Ende des Studienzeitraums. In der Gruppe
mit üblicher Versorgung wurden die im Voraus geplanten Ambulanzbesuche nach
dem Ermessen des behandelnden Rheumatologen fortgesetzt (in der Regel alle 3 bis 6
Monate). Zu Beginn schulten die Forscher die Patienten bezüglich der
Funktion der Applikation. Die App benachrichtigte die Patienten jede Woche, damit
sie ihren RAPID3 in der App ausfüllen konnten. Die Ergebnisse des RAPID3
konnten von den Patienten genutzt werden, um sich im Laufe des Jahres selbst zu
überwachen, den Krankheitsverlauf zu reflektieren und bei fortschreitenden
Beschwerden rechtzeitig die Ambulanz zu kontaktieren. Die Benachrichtigung
informierte den Patienten über einen möglichen Schub, enthielt Tipps
zum Selbstmanagement und den Rat, sich an eine rheumatologische Fachkraft zu wenden,
falls der Patient dies für notwendig hielt. Zu Beginn Zu Beginn und am Ende
der Studie wurde die verblindete Bewertung des DAS28-ESR von Ärzten oder
Krankenschwestern durchgeführt, die in keinem Behandlungsverhältnis
zum Patienten standen.
Die Forscher randomisierten 50 Patienten in die Interventionsgruppe und 53 Patienten
in die übliche Versorgungsgruppe. Die statistische Analyse zeigte keine
Unterlegenheit der Applikation gegenüber den ambulanten Klinikbesuchen. Nach
12 Monaten war die Zahl der telefonischen Konsultationen und der Visiten in der
App-Interventionsgruppe signifikant niedriger, mit einer Gesamtbesuchsrate von 0,6
im Vergleich zur Gesamtzahl der Besuche in der Gruppe mit der üblichen
Versorgung. Es kam zu 12 Besuchen bei 11 Patienten in der App-Interventionsgruppe
und zu 18 Besuchen bei 11 Personen in der Kontrollgruppe. Während der Studie
kam es zu 40 Benachrichtigungen über einen Krankheitsschub, von denen 36
nicht zu einer Beratung führten. Während der Studie gab es nach 12
Monaten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf die von
den Patienten angegebene Krankheitsaktivität, das Selbstmanagement, die
Interaktion zwischen Patient und Arzt oder die Therapietreue. Die Zufriedenheit mit
der medizinischen Versorgung war in beiden Gruppen hoch und unterschied sich
statistisch nicht. Die Patienten bewerteten die Benutzerfreundlichkeit der App mit
einem Medianwert von 78 von 100 Punkten nach 6 Monaten und 80 Punkten nach 12
Monaten, was auf eine gute bis hervorragende Benutzerfreundlichkeit der App
hinweist.
Eine selbstinitiierte Versorgung in Kombination mit einer wöchentlichen
Selbstüberwachung bei RA-Patienten mit geringer
Krankheitsaktivität ist sicher, verringert die Zahl der Konsultationen
beim Rheumatologen und hält eine hohe Zufriedenheit mit der
Gesundheitsversorgung aufrecht, so die Experten. Diese Interventionsstrategie
könnte den Personalbedarf verringern und auch die Gesundheitskosten pro
Patient senken, was die Forscher in einer separaten Analyse untersuchen
wollen.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen