Kinder- und Jugendmedizin 2023; 23(01): 27-35
DOI: 10.1055/a-1973-8029
Schwerpunkt

„Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“ – und was diese Frage für Betroffene bedeutet

Eine Übersicht zum Thema Varianten der Geschlechtsentwicklung“It’s a boy or a girl?” – and what does this question mean for affected peopleAn overview of the topic differences of sexual development
Anette Stoltze
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche
,
Julia Gesing
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche
,
Robert Stein
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche
,
Elena Sergeyev
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche
,
Eric Göpel
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche
,
Roland Pfäffle
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche
,
Wieland Kiess
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche
› Author Affiliations
Preview

ZUSAMMENFASSUNG

Varianten der Geschlechtsentwicklung erfahren in der aktuellen Zeit einen immer größeren Interessenszuwachs, nicht zuletzt auch durch das große mediale Interesse der „LGBTQIA-Bewegung“ und dem daraus resultierenden offeneren Umgang mit Personen, die nicht in das klassische Bild einer Frau oder eines Mannes passen. Dies zeigt sich insbesondere durch den Wandel der Begrifflichkeiten von „intersexuell“ über „Störungen“ hin zu „Varianten der Geschlechtsentwicklung“ sowie auch durch die Einführung des 3. Geschlechts „divers“ im Jahr 2018. Die Tatsache, dass im Jahr 2021 weltweit jedoch lediglich 96 Personen als „divers“ registriert waren, macht die Diskrepanz zwischen großem Interesse auf der einen und Stigmatisierungsangst auf der anderen Seite deutlich. Eine ähnliche Berührungsangst erleben wir auch im klinischen Alltag. Ursächlich für diese Berührungsangst sind häufig eine ungenaue Vorstellung des Krankheitsbildes sowie die Sorge in der Diagnostik und Betreuung der Betroffenen und deren Familien, Fehler zu begehen. Diese Übersicht soll helfen, das Thema „Varianten der Geschlechtsentwicklung“ besser zu verstehen, die Unterschiede der einzelnen Formen aufzuzeigen, eine Orientierung in der Diagnostik zu bieten, sowie insbesondere die Besonderheiten in der Begleitung und einer potenziellen Therapie aufzuzeigen.

ABSTRACT

Differences of sexual development are currently experiencing an ever-increasing interest, not least due to the great media interest of the “LGBTQIA movement” and the resulting more open attitude towards people who do not fit into the classic image of a woman or a man. This is particularly reflected by the change in terminology from “intersexual” to “disorders” to “differences of sexual development” and also by the implementation of the 3 rd gender “diverse” in 2018. However, the fact that in 2021 only 96 people worldwide were registered as “diverse” highlights the discrepancy between great interest on the one hand and fear of stigmatization on the other. We also experience a similar fear of contact in everyday clinical practice. The reasons for this fear of contact are often an uncertain idea of the clinical picture as well as the fear of making mistakes in the diagnosis and care of the affected persons and their families. This overview should help to better understand the topic of “variants of gender development”, to show the differences between the individual forms, to provide orientation in diagnostics and, in particular, to point out the special features in the accompaniment and a potential therapy.



Publication History

Article published online:
24 February 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG,
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany