Ultraschall Med 2022; 43(06): 631
DOI: 10.1055/a-1971-4602
DEGUM-Mitteilungen

Herausragende DEGUM-geförderte Projekte – Förderpreis an Maggie Banys-Paluchowski: Intraoperative Sonografie (IOUS) macht die Brustkrebstherapie schonender und effektiver

 

    Den medizinischen Nachwuchs fördern und herausragende wissenschaftliche Projekte honorieren – das sind zentralen Ziele der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e. V. (DEGUM). Die Fachgesellschaft vergibt deshalb unter anderem jährlich Preise und Förderungen für junge Wissenschaftler*innen. In einer Serie stellen wir ausgesuchte geförderte Projekte der DEGUM vor. Heute: die Übersichtsarbeit „Intraoperative Ultrasound-Guided Excision of Non-Palpable and Palpable Breast Cancer: Systematic Review and Meta-Analysis“ von Privatdozentin Dr. med. Maggie Banys-Paluchowski, die vom Arbeitskreis Mammasonografie der DEGUM mit ihrem Förderpreis 2022 ausgezeichnet wurde.


    Privatdozentin Dr. med. Maggie Banys-Paluchowski schaffte es, die Jury mit ihrem systematischen Review zu überzeugen. Die Leiterin des Brustzentrums und des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, gab darin einen Überblick über das Potenzial der intraoperativen Sonografie (IOUS) bei der Lokalisation von sonografisch sichtbaren Tumoren und der Verbesserung von R0-Resektionsraten bei palpablem und nicht palpablem Mammakarzinom. Die Autorin schlussfolgert aus ihrer Arbeit, dass eine sonografische Weiterbildung für Brustoperateure empfehlenswert sei. Im Folgenden wird ein kurzer Einblick in die Studienerkenntnisse gegeben.

    Drahtlokalisation stellt die am häufigsten verwendete Lokalisationsmethode bei nicht palpablen Mammakarzinomen dar. Zu potenziellen Nachteilen der Technik gehören die niedrige Rate an R0-Resektionen, ihre Invasivität und dadurch entstehende Risiken. „Mit dieser seit den 1970er Jahren als Goldstandard verwendeten Technik ist bei etwa jeder 6. Operation eine Re-Operation notwendig, da nicht alle Tumorränder entfernt worden sind. Das geht wiederum mit einem erhöhten Rezidivrisiko einher“, kritisiert Banys-Paluchowski. Die Intraoperative Sonografie (IOUS) erlaubt hingegen eine direkte Visualisierung der Läsion und des Resektionsvolumens und reduziert die Rate an positiven Rändern bei palpablen und nicht palpablen Tumoren. Das zeigt das systematische Review der Studien zur IOUS, die Banys-Paluchowski mit einem internationalen Team durchgeführt hat.

    In 2 Metaanalysen wertete die Gynäkologin mit onkologischem Schwerpunkt alle randomisierten Studien zu IOUS aus. Zudem wurden 53 Kohortenstudien mit 4233 Patientinnen berücksichtigt. Insgesamt zeigten sich höhere R0-Resektionsraten und niedrigere Nachresektionsraten bei Verwendung von IOUS. Bei kleineren Karzinomen und Brustkrebsvorstufen wie DCIS stoße IOUS jedoch an seine Grenzen, sodass hier weiterhin auf die Drahtlokalisation zurückgegriffen werden müsse. Zudem sei IOUS noch nicht flächendeckend verfügbar, weshalb IOUS derzeit auch nur in gut ausgestatteten Kliniken und Brustzentren zur Anwendung herangezogen werden könne.

    „Es ist uns gelungen, in dieser Arbeit nicht nur die Effektivität des IOUS nachzuweisen und die Drahtlokalisation bei Frauen mit sonografisch sichtbaren Tumoren als Goldstandard in Frage zu stellen“, resümiert Banys-Paluchowski. „Wichtig ist, dass mit IOUS den Patientinnen auch eine nicht invasive und sicherere Tumorlokalisation zur Verfügung steht, was die Therapie weniger strapaziös macht.“ Daher sollte die Sonografie unbedingt in jedem Operationssaal verfügbar gemacht und Sonografie-Curricula als Standard in die Ausbildung der Operateure integriert werden, so die Fachärztin. Sie regt darüber hinaus an, die IOUS aufgrund dieser überzeugenden Ergebnisse in allen für Brustkrebs relevanten Leitlinien aufzuwerten. In den Empfehlungen der AGO-Kommission Mamma wird die intraoperative Sonografie auf der Basis der Metaanalyse von Banys-Paluchowski et al. seit 2022 mit Doppelplus bewertet.

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    Förderpreis des AK Mammasonografie 2023

    Der Arbeitskreis Mammasonografie der DEGUM schreibt auch für 2023 den Förderpreis des Arbeitskreises aus. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert und richtet sich an Wissenschaftler*innen der Mammasonografie, die sich mit außergewöhnlichen Publikationen der Mammasonografie verdient gemacht haben.

    Der Antrag ist formlos auf elektronischem Weg unter Anlage der Publikation bis zum 30.04.2023 an die DEGUM-Geschäftsstelle (geschaeftsstelle@degum.de) zu richten. Alle Bewerbungsdetails und weitere Informationen zu den Preisen der DEGUM gibt es unter: www.degum.de/aktivitaeten/wissenschaft/preise.html



    Publication History

    Article published online:
    05 December 2022

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