Aktuelle Kardiologie 2023; 12(01): 51-56
DOI: 10.1055/a-1968-9363
Kurzübersicht

Pulmonalarterielle Hypertonie und kardiopulmonale Komorbidität

Pulmonary Arterial Hypertension and Cardiopulmonary Comorbidities
Ekkehard Grünig
1   Zentrum für pulmonale Hypertonie, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland (Ringgold ID: RIN14996)
,
Nicola Benjamin
1   Zentrum für pulmonale Hypertonie, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland (Ringgold ID: RIN14996)
,
Ishan Echampati
1   Zentrum für pulmonale Hypertonie, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland (Ringgold ID: RIN14996)
,
Panagiota Xanthouli
1   Zentrum für pulmonale Hypertonie, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland (Ringgold ID: RIN14996)
2   Translational Lung Research Center Heidelberg (TLRC), Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL), Heidelberg, Deutschland
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Zusammenfassung

In den neuen Leitlinien für pulmonalarterielle Hypertonie (PAH, Gruppe 1) wird erstmals empfohlen, vor Therapiebeginn zwischen PAH-Patienten mit bzw. ohne kardiopulmonale Komorbiditäten zu unterscheiden. Hintergrund hierfür ist, dass einerseits in den zulassungsrelevanten Therapiestudien Patienten mit Komorbiditäten unterrepräsentiert bzw. ausgeschlossen waren, andererseits diese Gruppe aber bei Weitem den größten Anteil der PAH-Patienten in der klinischen Praxis stellen. Während Patienten mit Komorbiditäten von PAH-Medikamenten wie Phosphodiesterase-5-Inhibitoren zumeist als Monotherapie profitieren, ist eine Therapie der Patienten mit einer pulmonalen Hypertonie (PH) bei Linksherz- (Gruppe 2) oder Lungenerkrankung (Gruppe 3) mittels PAH-Medikamente nicht indiziert und kann z. T. sogar zu einer erhöhten Letalität führen. In diesem Artikel wird beschrieben, wie man PAH-Patienten mit Komorbiditäten von PH-Patienten der Gruppe 2 und 3 differenzieren kann. Die Unterscheidung und Stellung der Therapieindikation ist dabei oft nicht einfach und sollte in einem PH-Zentrum vorgenommen werden.

Abstract

In the new guidelines on pulmonary arterial hypertension (PAH, group 1) the differentiation between PAH patients with and without comorbidities is recommended before treatment initiation for the first time. The recommendation is based on the fact that patients with comorbidities have been underrepresented or were excluded from the approval studies, but represent the biggest group of PAH patients in clinical practice. While PAH patients with comorbidities are mainly treated with phosphodiesterase-5 inhibitors as monotherapy, PAH targeted treatment is not indicated in patients with PH due to left heart (group 2) or lung disease (group 3) as it may aggravate the disease or lead to an increased mortality. This article displays how PAH-patients with comorbidities may be differentiated from patients with group 2 and group 3. Differentiation and therapeutic decisions are often complicated and should be made in a pulmonary hypertension expert centre.

Was ist wichtig?

Neue PH-Leitlinie August 2022: Die neue Leitlinie berücksichtigt erstmals Patienten mit pulmonalarterieller Hypertonie (PAH) (Gruppe 1) und kardiopulmonalen Komorbiditäten, die nicht in den zulassungsrelevanten Studien einbezogen waren, aber dennoch oft von PAH-Medikamenten wie Phosphodiesterase-5-Inhibitoren profitieren können.

Abgrenzungen zur PH bei Linksherz- und Lungenerkrankungen: Patienten mit postkapillärer pulmonaler Hypertonie (PH) (bei Linksherzerkrankung, Gruppe 2) sind durch einen mittleren pulmonalarteriellen Druck (mPAP) > 20 mmHg, einen pulmonalarteriellen Wedge-Druck (PAWP) > 15 mmHg und einen pulmonalvaskulären Widerstand (PVR) ≤ 2 Wood-Einheiten (WU) charakterisiert und sollten ebenso wie Patienten mit leicht erhöhten mPAP bei schweren Lungenerkrankungen nicht mit PAH-Medikamenten behandelt werden.

Einbindung eines PH-Expertenzentrums: Unklare und persistierende Dyspnoe, Abfall der Sauerstoffsättigung bei Belastung sowie echokardiografische Zeichen einer pulmonalen Hypertonie mit Rechtsherzvergrößerung, trotz optimierter Behandlung der zugrunde liegenden kardiopulmonalen Erkrankung, sind Indikatoren zur Vorstellung in einem PH-Zentrum.



Publication History

Article published online:
09 February 2023

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