Nervenheilkunde 2022; 41(10): 702
DOI: 10.1055/a-1928-7646
Gesellschaftsnachrichten
Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie e. V.

Preisträgerinnen 2022: Verleihung des Promotionspreises

Tom Bschor
 

    Auch in diesem Jahr zeichnete die BGPN je eine herausragende Promotionsarbeit in den Fachgebieten Neurologie und Psychiatrie aus. Beide Preisträgerinnen präsentierten ihre Arbeiten bei der Mittwochsveranstaltung der BGPN am 22.6.2022. Wir gratulieren den Kolleginnen herzlich und stellen sie und ihre Arbeiten hier kurz vor.

    Psychiatrie

    Dr. Sandra Anna Just ist Psychologin und psychologische Psychotherapeutin. Sie hat in Göttingen, London und Berlin studiert und an der Charité Universitätsmedizin Berlin bei PD Dr. Christiane Montag promoviert. Aktuell arbeitet sie als Stationspsychologin in der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus. In ihrer Dissertation mit dem Titel „Korrelate gelingender Interpersonalität bei Patienten mit nicht affektiven Psychosen“ hat sie in 3 Studien 3 Subfunktionen von Interpersonalität untersucht: Sprache, Metakognition und Empathie. Störungen interpersoneller Funktionen von Patienten besser zu verstehen, ist wichtig, da sie die gesellschaftliche Partizipation und individuelle Lebensqualität der Betroffenen stark beschränken können.

    In Studie 1 wurde ein Modell zur automatischen Analyse sprachlicher Kohärenz mit Methoden der Computerlinguistik erprobt. Das Modell konnte zwischen gesunden und psychisch kranken Personen unterscheiden. Studien 2 und 3 befassten sich mit metakognitiven und empathischen Fähigkeiten, die ebenfalls essenziell für gelingende Zwischenmenschlichkeit sind. Studie 2 lieferte Hinweise, dass synthetische Metakognition ein signifikanter Prädiktor für das psychosoziale Funktionsniveau bei Personen mit nichtaffektiven Psychosen ist, und zwar über kognitive Fähigkeiten und Symptomatik hinaus. Studie 3 fand bei erkrankten Personen Einschränkungen in kognitiver, aber nicht emotionaler Empathie im Vergleich mit Gesunden, welche unter anderem mit Veränderungen der Konzentration endogenen Oxytocins assoziiert zu sein schienen. Teile ihrer Promotionsergebnisse publizierte die Preisträgerin in Frontiers in Psychiatry.

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    Dr. Catherina Pfuhl. Quelle: © privat
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    Dr. Sandra Anna Just. Quelle: © privat

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    Neurologie

    Dr. Catherina Pfuhl hat ihr Medizinstudium an der Charité Berlin 2017 abgeschlossen und arbeitet als Ärztin in Weiterbildung in der Kinderklinik der DIAKO Flensburg. Sie hat den diesjährigen Promotionspreis der BGPN mit ihrer Dissertation über die intrathekale Synthese von Immunglobulin M als prognostischer Marker bei Patienten mit klinisch isoliertem Syndrom und Multipler Sklerose gewonnen. Die Ärztin in Weiterbildung befasste sich während des Studiums ausführlich mit dem Biomarker IgM, der in der klinischen Liquor-Diagnostik breitflächig erhoben wird, jedoch bei MS noch keine größere Berücksichtigung fand. Die Daten der Arbeit entstammen der Berliner CIS-Kohorte, einem Kooperationsprojekt des NeuroCure Clinicial Research Centers und der Klinik für Neurologie der Charité am Campus Mitte. Unter der Betreuung von Prof. Klemens Ruprecht erhob und analysierte Pfuhl Daten von 150 Studienpatienten. Sie konnten zeigten, dass das Vorhandensein einer intrathekalen IgM-Synthese das Risiko für die Konversion von einem klinisch Isolierten Syndrom in eine Multiple Sklerose um mehr als das 3-Fache erhöht. Damit ist eine intrathekale IgM-Synthese der wichtigste Risikofaktor für die Konversion. Des Weiteren waren Patienten mit einer intrathekalen IgM-Synthese im Median 5 Jahre jünger beim ersten Schubereignis und hatten signifikant häufiger infratentorielle Läsionen. Die Arbeit wurde 2019 in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlicht und unter anderem in der Rubrik „Research Highlight“ in Nature Reviews Neurology besprochen. Nachfolgende Studien konnten zeigen, dass eine intrathekale IgM-Synthese einen wichtigen Marker für Krankheitsaktivität bei einem klinisch isoliertem Syndrom und früher Multipler Sklerose darstellt und in Zukunft bei Therapieentscheidungen mit einbezogen werden könnte.


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    IMPRESSUM

    Prof. Dr. Tom Bschor
    Redaktion: Dr. Anja M. Bauer
    Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie e. V.
    Schlosspark-Klinik, Abteilung für Psychiatrie
    Heubnerweg 2
    14059 Berlin   
    eMail: info@bgpn.de   

    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    14. Oktober 2022

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    © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

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    Dr. Catherina Pfuhl. Quelle: © privat
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    Dr. Sandra Anna Just. Quelle: © privat