RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/a-1920-0128
Thrombotische Ereignisse nach vektorbasierter SARS-CoV-2-Impfung
Autor*innen
Nach SARS-CoV-2-Impfungen mit Vektorvirenvakzinen kann das Thrombose- und Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) auftreten. Gleichzeitig wird über Fälle von zerebraler Venen- und Sinusthrombose (CVST) berichtet. Ein internationales Team analysierte die qualitativen und quantitativen Zusammenhänge von TTS und CVST bei mit Vaxzevria oder der Janssen-Vakzine Geimpften.
Für die Untersuchung (systematisches Review und Metaanalyse) wurden Daten aus klinischen und Kohorten-Studien, aus Fallserien und registerbasierten Studien berücksichtigt. Dabei standen 3 Ergebnisvariablen im Vordergrund:
-
gepoolte Mortalitätsrate bei Patienten mit CVST und TTS-assoziierte CVST
-
gepoolte Mortalitätsrate bei jedwedem thrombotischen sowie TTS-assoziiertem thrombotischen Ereignis
-
gepoolte Anteile an CVST-Patienten innerhalb der Patienten mit irgendeinem thrombotischen Ereignis sowie an TTS-CVST-Patienten innerhalb der Patienten mit TTS-assoziierten thrombotischen Ereignissen.
Die qualitative Analyse umfasste Daten von 370 CVST-Patienten innerhalb von 4182 Patienten mit thrombotischen Ereignissen jeder Art nach einer vektorbasierten Impfung. In die quantitative Metaanalyse flossen insgesamt Daten von 4131 Patienten mit irgendeinem thrombotischen Ereignis nach vektorbasierter Impfung ein, von denen 341 CVST entwickelten.
Erhöhte Mortalität bei TTS und CVST
Von den Patienten mit CVST starben 28% im Krankenhaus (Konfidenzintervall [CI] 21–36%). Bei TTS-assoziierten thrombotischen Ereignissen erreichte die Sterblichkeitsrate während eines stationären Aufenthalts 33% (CI 24–42%) und bei den Patienten mit TTS-assoziierter CVST stieg sie auf 38% (CI 27–49%). Dagegen starben 22% (CI 16–28%) der Patienten mit irgendeinem thrombotischen Ereignis nach der Impfung im Krankenhaus. Während bei Patienten mit jeder Art thrombotischer Ereignisse der Anteil an CVST-Fällen 29% (CI 18–41%) betrug, stieg er bei Patienten mit TTS auf 51% (CI 36–66%). Die Wahrscheinlichkeit einer CVST bei Krankenaufnahme stieg durch TTS um das 13,8-Fache an (unabhängige Assoziation).
Das durchschnittliche Erkrankungsalter bei CVST und TTS-assoziierter CVST unterschied sich kaum, es lag bei 45 bzw. 44 Jahren. Die gepoolten Ergebnisse zeigen, dass unter allen Patienten Frauen jeweils zu 75 % von CVST und TTS-assoziierter CVST betroffen sind. Innerhalb der Patienten mit jedweden thrombotischen Ereignissen hatten Frauen einen Anteil von 69%, bei TTS-assoziierten thrombotischen Ereignissen waren es 71%. Von allen Patienten mit TTS-assoziierter CVST wiesen 47% keine thrombotischen Risikofaktoren auf. Die mittlere Zeit zwischen vektorbasierter Impfung und CVST- bzw. TTS-assoziierter CVST-Manifestation betrug 10 bzw. 9 Tage.
Kommt es nach Impfungen gegen SARS-CoV-2 mit vektorbasierten Vakzinen zu einem TTS, manifestiert es sich meist innerhalb von 14 Tagen, wie die Studie zeigt. Das TTS erhöht das Risiko für eine CVST deutlich. Etwa ein Drittel der Patienten mit TTS-assoziierte CVST sterben im Krankenhaus.
Matthias Manych, Berlin
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
17. Oktober 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
