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DOI: 10.1055/a-1920-0046
Faktor-XIa-Inhibitor Milvexian verhindert venöse Thromboembolien
Authors
Milvexian for the Prevention of Venous Thromboembolism.
N Engl J Med 2021;
385: 2161-2172
DOI: 10.1056/NEJMoa2113194
Im Rahmen der Prophylaxe von venösen oder arteriellen Thromboembolien stellen orale Antikoagulanzien die Hauptstütze dar. Möglicherweise sind Faktor-XIa-Inhibitoren konventionellen Antikoagulanzien im Hinblick auf die Effektivität und das Risiko für Blutungen überlegen. Weitz et al. haben am Beispiel von Patient*innen mit einer elektiven Kniearthroplastik die Wirksamkeit und Sicherheit von Milvexian und Enoxaparin verglichen.
Bei Milvexian handelt es sich um einen selektiven Faktor-XIa-Hemmer. Dieser ist gekennzeichnet durch eine rasche Resorption nach oraler Aufnahme, die Halbwertszeit beträgt etwa 12 Stunden. Eingeschlossen in die Phase-II-Studie waren 1242 Patient*innen, die eine Kniearthroplastik erhalten hatten. Die Randomisierung der Studienteilnehmer*innen erfolgte zwischen Juni 2019 und Februar 2021 an 118 Zentren in 18 Ländern. Nach der Randomisierung erhielten die Patient*innen postoperativ entweder jeweils 25, 50, 100 oder 200mg Milvexian 2-mal tgl. oder jeweils 25, 50 oder 200mg Milvexian 1-mal tgl. oder 40mg Enoxaparin 1-mal tgl. Die Nachbeobachtung erstreckte sich über 30 Tage. Die Studienautor*innen wählten als primären Effektivitätsoutcome das Auftreten von venösen Thromboembolien (ein Komposit aus asymptomatischer tiefer Venenthrombose, symptomatischer venöser Thromboembolie oder Tod aufgrund jedweder Ursache). Zudem wurden Blutungsereignisse sowie weitere unerwünschte Ereignisse erfasst.
Ergebnisse
Bei jeweils 27 von 129 Patient*innen (21%) aus der Gruppe, die 25mg Milvexian 2-mal tgl. erhielt, traten venöse Thromboembolien auf. Unter 50mg Milvexian war dies bei 14 von 124 Patient*innen (11%) der Fall, unter 100mg bei 12 von 134 (9%) und unter 200mg bei 10 von 131 (8%). Für Patient*innen mit einer 1-mal tgl. Gabe von Milvexian waren die Raten von venösen Thromboembolien wie folgt: unter 25mg Milvexian 7 von 28 Patient*innen (25%); unter 50 mg 30 von 127 (24%) und unter 200mg 8 von 123 (7%). Im Fall der Enoxaparin-Gruppe traten bei 54 von 252 Patient*innen (21%) venöse Thromboembolien auf. Bei isolierter Betrachtung von Patient*innen mit einer 2-mal tgl. Verabreichung von Milvexian ermittelten die Studienautor*innen eine signifikante Dosis-Wirkungs-Beziehung („one-sided“ p<0,001). Im Vergleich zu der im Vorfeld spezifizierten Bezugsgröße von 30% erwies sich eine 12%ige Inzidenz von venösen Thromboembolien im Zuge einer 2-mal tgl. Gabe von Milvexian als signifikant niedriger („one-sided“ p<0,001). 38 von 923 Patient*innen (4%) zeigten unter Milvexian Blutungsereignisse, gegenüber 12 von 296 Patient*innen (4%) unter Enoxaparin. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um minimale Blutungen im Bereich des Eingriffs. Bei Einsatz des Faktor-XIa-Inhibitors traten keine schweren Blutungsepisoden zutage, unter Enoxaparin war eine Patient*in davon betroffen. Innerhalb der Milvexian-Gruppe wurden bei 358 von 923 Patient*innen (39%) unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Behandlung festgestellt und bei 113 von 296 Patient*innen (38%) innerhalb der Enoxaparin-Gruppe. Ernste unerwünschte Ereignisse betrafen jeweils 2 und 4% der Mitglieder der beiden Studiengruppen.
Bei Patient*innen, die sich einer Kniearthroplastik unterzogen hatten, war der Faktor-XIa-Hemmer Milvexian im Vergleich zu Enoxaparin in der Lage, dosisabhängig das Risiko für postoperative venöse Thromboembolien zu senken. Ein Anstieg des Blutungsrisikos war nicht zu beobachten.
Dr. Frank Lichert, Weilburg
Publication History
Article published online:
17 October 2022
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