Onkologie up2date 2022; 04(04): 365-381
DOI: 10.1055/a-1911-3044
Psychoonkologie und Pflege

Würde bei unheilbarer Erkrankung – Würdeverlust und Leiden am Lebensende begegnen

Sascha Weber
,
Martin Weber
,
Sandra Stephanie Mai

Das Würdeempfinden von Menschen mit unheilbarer Erkrankung ist ein vulnerables Gut, (un-)antastbar und zu schützen. Gerade im Kontext physischer Bedrohung durch eine infauste Prognose kann es wohltuend sein, würdestärkende Erfahrungen zu machen, die geprägt sind durch die Haltung und Achtsamkeit derer, die im Gesundheitswesen tätig sind und Fürsorge leisten.

Kernaussagen
  • Die Wahrung und Stärkung des Würdeempfindens Schwerstkranker und Sterbender setzt einen reflektierten Umgang mit dem Würdebegriff bei unheilbaren Erkrankungen voraus.

  • Ein Gefühl von Würdeverlust kann Sinnverlust begünstigen und Hoffnungslosigkeit bewirken und sich nicht zuletzt in einem Sterbewunsch äußern.

  • Das Modell zu Würde bei unheilbarer Erkrankung beruht vollumfänglich auf den Aussagen von Patientinnen und Patienten mit limitierter Lebenserwartung bei einer onkologischen Erkrankung.

  • Verschiedene Interventionen können vom multiprofessionellen Team in der Versorgung Schwerstkranker und Sterbender eingesetzt werden, um positiv und stärkend auf das Würdeempfinden zu wirken.

  • Das Patient Dignity Inventory (PDI) ist ein etablierter Fragebogen zur Selbsteinschätzung des Würdeempfindens terminal onkologisch erkrankter Patienten.

  • Das ABCD beschreibt eine würdeorientierte Haltung aus Einstellung, Verhalten, Mitgefühl und Gespräch.

  • Mit der Patientenwürdefrage (Patient Dignity Question, PDQ) können Patienten und Patientinnen zum Gespräch ermutigt werden.

  • TIME ist ein Fragebogentool, dass explizit zur Steigerung des Würdeempfindens für Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen in Wohn- und Pflegeheimen entwickelt wurde.

  • Mit der Würdezentrierten Therapie (WzT) steht eine das Würdeempfinden stärkende Kurzintervention zur Verfügung, die zu den Standardangeboten einer multiprofessionellen Versorgung am Lebensende gehören kann.

  • Mit den Fragen des Dignity Talks erhalten Patienten und Patientinnen und ihr soziales Bezugssystem eine Hilfestellung für ein tiefes Gespräch miteinander.



Publication History

Article published online:
30 November 2022

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