Gløersen M.
et al.
Associations of Body Mass Index With Pain and the Mediating Role of Inflammatory
Biomarkers in People With Hand Osteoarthritis.
Arthritis Rheumatol 2022;
74 (05) 810-817
DOI:
10.1002/art.42056
Diesen Fragen ging ein Forscherteam aus Norwegen und den USA nach. Die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten die Daten von 281 Personen mit
einer Handarthrose im Alter zwischen 40 und 70 Jahren, die zwischen 2016 und 2017
in
die Nor-Hand-Studie eingeschlossen worden waren.Von allen Patientinnen und Patienten
lag der BMI zu Studienbeginn vor. Zudem war bei ihnen eine Vielzahl
inflammatorischer Biomarker im Serum quantifiziert worden. Ihre Schmerzbelastung in
Händen und Füßen bildeten die Studieninitiatorinnen und
-initiatoren mithilfe einer numerischen Ratingskala (Punktwert 0 bis 10) und dem
Australian/Canadian Osteoarthritis Hand Index (AUSCAN; Punktwert 0 bis 20)
ab, Knie- und Hüftschmerzen dagegen mithilfe des Western Ontario and
McMaster Universities Osteoarthritis Index (WOMAC; Punktwert 0 bis 20). Ferner
objektivierten sie die Zahl schmerzhafter Gelenkte am gesamten Körper
(Punktwert 0 bis 18) sowie mithilfe quantitativer sensorischer Tests die zentrale
Schmerzempfindlichkeit.
Ergebnisse
95 Studienteilnehmende (34%) waren übergewichtig und 60 (21%)
adipös. Ein höherer BMI korrelierte mit höheren Spiegeln der
inflammatorischen Biomarker Tumornekrosefaktor, Interleukin-6, Interleukin-1Ra,
Resistin, Leptin sowie hochsensitives C-reaktives Protein (hsCRP). Personen mit
einem höheren BMI litten unter stärkeren Schmerzen in
Händen, Füßen und Knie/Hüfte, wiesen in den
vorangegangenen 6 Wochen eine größere Zahl schmerzhafter Gelenkte am
gesamten Körper auf und hatten eine deutlichere zentrale
Schmerzempfindlichkeit. Pro Zunahme des BMI um 5 Einheiten beobachteten die
Forschenden einen Zunahme der Handschmerzen um durchschnittlich 0,64 (AUSCAN) bzw.
0,46 (numerische Ratingskala), eine Zunahme der Fußschmerzen um 0,65
(numerische Ratingskala), eine Zunahme von Knie-/Hüftschmerzen um
1,31 (WOMAC) sowie eine Zunahme der Zahl schmerzhafter Gelenkte am gesamten
Körper um 1,15. Die Mediationsanalyse legte nahe, dass die Auswirkungen des
BMI auf die Handschmerzen sowie die Zahl schmerzhafter Gelenkte am gesamten
Körper zum Teil auf Leptin sowie hsCRP zurückzuführen waren.
Die Effektgrößen für Leptin waren dabei an den
Händen größer als an der unteren Extremität und
erreichten auch nur an den Händen statistische Signifikanz. Die
übrigen untersuchten Entzündungsmarker erklärten dagegen den
Berechnungen der Arbeitsgruppe zu Folge den Zusammenhang zwischen dem BMI und den
Schmerzen nicht.
Bei einer Handarthose, so das Fazit der Forschenden, korreliert ein
höherer BMI mit stärkeren Schmerzen in den Händen, der
unteren Extremität sowie einer deutlicheren zentralen
Schmerzempfindlichkeit. Die durch Leptin bzw. hsCRP vermittelten systemischen
Effekte spielen offenbar besonders bezüglich der Handschmerzen sowie der
Zahl schmerzhafter Gelenkte eine wesentliche Rolle. Studien müssen nun
prüfen, ob eine Gewichtsreduktion bei Handarthose Schmerzen lindert bzw.
ihnen vorbeugt.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell