Andererseits beschäftigen den Rheumatologen erhöhte Risiken
für Gefäßkomplikationen. Hier sind zweifach Risiken
für arterielle Komplikationen, wie z. B. koronare Herzerkrankung
oder ischämische Hirninfarkte bei Patienten mit
rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen gut belegt. In jüngerer Zeit
wurden ebenfalls erhöhte Raten von venösen Komplikationen
dokumentiert. Dies hat nicht nur wissenschaftliche Konsequenzen, unser
Verständnis vom Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren, wie Endothel,
Thrombozyten sowie plasmatische Gerinnung und Fibrinolyse besser zu verstehen,
sondern beinhaltet bereits klinische Konsequenzen in der Auswahl der Therapie bzw.
Prophylaxe. Zunächst stellen wird das Konzept der Thromboinflammation vor
(Stefanski, Nitschke und Dörner), welches in den letzten Jahren hinsichtlich
unseres pathogenetischen Verständnisses und der therapeutischen
Zugänge entwickelt wurde. Eines der Grundmodelle waren hier
Veränderungen bei Sepsis als ausgeprägte Immunaktivierung. Ein
wichtiges Anliegen dieses Heftes war uns, repräsentative Beispiele aus der
Klinik zusammenzufassen, die die Interaktion von Immunsystem und Gerinnungssystem
illustrieren. So behandelt Christof Specker aktuelle diagnostische aber auch
therapeutische Aspekte beim Antiphospholipid-Syndrom, bei dem wir den Wert der
Vitamin-K-Antagonisten trotz Einführung der neuen oralen Antikoagulanzien
feststellen mussten. Die Autoren um Farid Salih stellen in ihrer Übersicht
die Rolle der Thrombozytenaktivierung im Rahmen der Immunabwehr dar. Die weltweit
führenden Kollegen bezüglich der Antikörperinduktion gegen
Plättchenfaktor 4 um Andreas Greinacher hatten hier die Ursache der
thrombotisch-thrombozytopenischen Syndrome (TTS) nach Adenovirus-basierten
ChAdOx1-Impfungen zeitnah im Jahre 2021 aufklären können. Die
nachfolgende Einschränkung in der Zulassung hat viele venöse
Komplikationen in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindert. In diese
Gruppe der TTS gehören einige Patienten mit Antiphospholipidsyndrom und
gleichzeitiger Thrombozytopenie, aber auch die heparininduzierte Thrombozytopenie
IIa. Eine weitere schwerwiegende Erkrankung stellt die
Hemmkörperhämophilie dar, welche hinsichtlich der aktuellen
diagnostischen und therapeutischen Aspekte von Marc Schmalzing zusammengefasst wird.
Die Autoantikörperinduktion gegen einen plasmatischen Faktor, v. a.
Faktor VIII, die insbesondere bei älteren Männern und Frauen
während der Schwangerschaft auftreten kann, ist eine herausfordernde
Erkrankung mit zugrundeliegendem Immuntoleranzbruch. Schließlich wird in der
Übersichtsarbeit von Christoph Sucker et al. der sachgerechte Einsatz von
oralen Antikoagulanzien aber auch Thrombozytenaggregationshemmer dargestellt.
Aufgrund von häufig auftretenden kardiologischen und angiologischen
Komorbiditäten werden Patienten mit entzündlich rheumatischen, aber
auch degenerativen Erkrankungen, mit diesen Medikamenten behandelt. Mit der
Erweiterung des Medikamentenspektrums möchte dieser Beitrag dafür
Sorge tragen, den sachgerechten Einsatz zu unterstützen.
Wir hoffen, Sie haben ebenso wie die Autoren Freude an den Übersichtsarbeiten
und wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre!
Ihre
Ana-Luisa Stefanski und Thomas Dörner