Arthritis und Rheuma 2022; 42(04): 272-273
DOI: 10.1055/a-1855-6427
Verbandsnachrichten
Nachrichten des Verbandes Rheumatologischer Akutkliniken e. V.

KOBRA – erfolgreicher virtueller Workshop mit Fokus auf Best Practice Benchmarking

Heinz-Jürgen Lakomek
1   Geschäftsführer VRA
,
Carina Stammann
2   MPH, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH (aQua-Institut), Göttingen
,
Björn Broge
3   Geschäftsführer aQua-Institut
› Author Affiliations
 

Am 08. April 2022 hat das Göttinger aQua-Institut gemeinsam mit dem Verband rheumatologischer Akutkliniken e. V. (VRA) einen 3-stündigen Online-Workshop im KOBRA-Projekt (Kontinuierliches Outcome-Benchmarking in der rheumatologischen Akutversorgung) durchgeführt. Zu diesem Workshop waren alle am Projekt beteiligten Mitarbeiter aus den derzeit 27 KOBRA-Kliniken eingeladen. Mit über 30 Teilnehmern aus der Ärzteschaft, der Pflege und aus dem Bereich des Qualitätsmanagements verzeichnete der Workshop eine gute Teilnahmequote. Zudem war Herr Karl Cattelaens als Vertreter des Bundesverbands der Deutschen Rheuma-Liga anwesend.

Ziel der KOBRA-Workshops ist es, durch Benchmarking und Best-Practice-Beispiele, die Qualität in der rheumatologischen Akutversorgung weiterzuentwickeln. Grundlage dafür bilden jeweils die Ergebnisse der letzten Datenerhebungsphase anhand derer eine Qualitätsbewertung durch ein anonymisiertes Benchmarking mit Hilfe von Indikatoren aus folgenden Bereichen erfolgt:

  • Medizinische Behandlungsqualität

  • Patientensicherheit

  • Patientenzufriedenheit

  • Organisationseffizienz

Nachdem die KOBRA-Datenerhebung im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen werden musste, wurde im März 2021 die Datenerhebung mit 27 teilnehmenden KOBRA-Kliniken erneut gestartet. Diese konnte mit einem flexibleren und verlängerten Erhebungszeitraum trotz der immer noch vorherrschenden Corona-Einschränkungen erfolgreich zu Ende gebracht werden. 24 der 27 teilnehmenden Kliniken haben alle fachlichen Anforderungen für eine qualitätsorientierte Versorgung von Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen erfüllt und haben somit Anfang des Jahres 2022 das VRA-Gütesiegel erhalten. Die Kliniken, die das Gütesiegel nicht erreichen konnten, nehmen aktuell die Möglichkeit einer Zwischenerfassung wahr, um Ende dieses Jahres das Gütesiegel zu erhalten. [ Abb. 1 ] verdeutlicht visuell den KOBRA-Zyklus der Jahre 2021 und 2022.

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Abb. 1 KOBRA-Zyklus der Jahre 2021 und 2022.

Qualitätsverbesserungen im Vergleich zur letzten Datenerhebung

Im KOBRA-Workshop wurden zunächst die Ergebnisse der KOBRA-Datenerhebung aus dem Jahr 2021 anhand der Qualitätsindikatoren vorgestellt und im Plenum diskutiert. Trotz der schwierigen Umstände konnte bei vielen Qualitätsindikatoren in der Gesamtheit der KOBRA-Kliniken eine Verbesserung im Vergleich zur letzten Datenerhebung erzielt werden ([ Tab. 1 ]). Hervorgehoben wurde das Ergebnis des Indikators zur Patientenzufriedenheit, der sich aus Items zur Zufriedenheit mit der ärztlichen und pflegerischen Versorgung sowie mit der Organisation, dem Service und der Weiterempfehlungsbereitschaft zusammensetzt.

Tab. 1

Ergebnisse der KOBRA-Datenerhebung aus dem Jahr 2021 anhand der Qualitätsindikatoren.

Zufriedenheitsebenen

Mittelwert 2018

Mittelwert 2021

Spannweite 2021

Ärztliche Versorgung

2,0

1,9

1,6–2,4

Pflegerische Versorgung

1,9

1,9

1,3–2,4

Organisation und Service

2,1

2,1

1,5–2,7

Weiterempfehlung

1,7

1,6

1,1–2,2

Gesamtzufriedenheit

2,0

1,9

1,5–2,4

Zufriedenheitswerte: 1 = sehr gut; 6 = sehr schlecht

Knapp ⅔der Kliniken konnten hier im Vergleich zur Datenerhebung von 2018 bessere Ergebnisse erzielen. In diesem Zusammenhang wurde die Bedeutung der Patientenbefragung (sowohl während des stationären Aufenthalts als auch 2,5 Monate nach Entlassung im Follow-up) hervorgehoben. Die Berechnung vieler Indikatoren stützt sich auf die Angaben der Patienten. Im KOBRA-Projekt konnte im letzten Jahr eine sehr gute Follow-up-Rate von 63,2 % erzielt werden.


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Best-Practice-Kliniken geben Einblick

Im Anschluss an die Vorstellung der Gesamtergebnisse wurden einige interessante Indikatoren in 2 Gruppendiskussionen bearbeitet. Best-Practice-Klinken gaben dabei einen Einblick in mögliche Gründe für die guten Indikatorergebnisse. Dies bildete die Grundlage für einen spannenden Austausch.

In einer Gruppe wurden 2 Ergebnisindikatoren zur Polyarthritis diskutiert, bei denen zum einen die relevante Verbesserung der Polyarthritis-Aktivität (mittels RADAI) und zum anderen die Verbesserung des Funktionsstatus (mittels FFbH) 2,5 Monate nach stationärer Entlassung erhoben wurden. Bei beiden Indikatoren konnte gezeigt werden, dass das Vorliegen einer Schmerzchronifizierung/Schmerzverarbeitungsstörung sowie eine längere Krankheitsdauer zu schlechteren Indikatorergebnissen führt. Aufbauend auf diesen Ergebnissen berichteten Best-Practice-Kliniken, dass insbesondere die direkte Anbindung an die Ambulanz nach dem stationären Aufenthalt eine hohe Bedeutung für die verlässliche fachliche Weiterbetreuung hat. Darüber hinaus hätten sich die multimodale Schmerztherapie sowie möglichst viel Physio-, Ergo- und Psychotherapie bewährt. Weiterhin wurden Möglichkeiten der Risikoadjustierung (z. B. Alter, Geschlecht und Krankheitsdauer) dieser Indikatoren diskutiert, die in einem weiteren Schritt geprüft werden.

In der zweiten Gruppe wurde zunächst der Indikator zur erheblichen Reduktion der Polyarthritis-Aktivität (mittels DAS28-CRP) während der stationären Behandlung diskutiert. Bei diesem Indikator zeigt sich eine Verbesserung der Ergebnisse bei längerer Verweildauer der Patienten. Wie auch bei den anderen beiden Ergebnisindikatoren zur Polyarthritis wird ebenfalls der erhebliche Einfluss des Vorliegens einer Schmerzchronifizierung/Schmerzverarbeitungsstörung auf das Indikatorergebnis deutlich. Eine Klinik mit guten Ergebnissen berichtete, dass sie ein kompaktes Behandlungspaket anbieten mit einem umfangreichen Angebot an Physio-, Psycho-, Ergotherapie etc.

Ein weiterer Indikator, der in dieser Gruppe diskutiert wurde, war der Indikator zu Patientenwissen und Therapie. Fokus lag hier auf Möglichkeiten der Stärkung des Patientenwissens in den verschiedenen Wissensdimensionen. Betrachtet man diesen Indikator getrennt nach Diagnosegruppen wird deutlich, dass das Patientenwissen bei Patienten mit Kollagenose und Vaskulitis geringer ausgeprägt ist im Vergleich zu Patienten mit Polyarthritis und Spondyloarthritis.

Der Bericht der Best-Practice-Klinik zu diesem Indikator fokussierte die Relevanz strukturierter standardisierter Entlassgespräche. Ergebnisse der vorherigen KOBRA-Datenerhebung gaben den Impuls, einen standardisierten Entlassleitfaden zu entwickeln, dessen Felder im Entlassgespräch strukturiert abgearbeitet werden. Bereits in der Datenerhebung 2021 zeigten sich in der betreffenden Klinik deutlich bessere Indikatorergebnisse. Zudem wurde der Umfang des Infomaterials gegenüber der letzten Erhebung gesteigert: Physiotherapie und krankengymnastische Übungen, Broschüren der Deutschen Rheuma-Liga, Merkblätter zu Therapie und Medikamenten sind hier als Beispiele zu nennen.


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Positives Fazit

Nachdem beide Gruppen ihre Ergebnisse im Plenum vorstellten, wurden abschließend mögliche Weiterentwicklungsoptionen für die kommende Datenerhebung (2023) diskutiert. Insbesondere zu den Gruppenarbeiten gab es ein positives Feedback der Teilnehmer. Es konnten einige Ansätze möglicher Verbesserungsmaßnahmen in den Kliniken generiert werden. Zudem hat sich gezeigt, dass Qualitätsthemen auch im virtuellen Format adäquat diskutiert werden können. In einem 2. Online-KOBRA-Workshop im Herbst 2022 soll nun an das erfolgreiche Konzept des Best Practice Benchmarking angeknüpft werden. Zu diesem Workshop sind auch alle am KOBRA-Projekt interessierten VRA-Kliniken eingeladen.

MODERATORENTEAM GRUPPE 1

Prof. Dr. med. Heinz-Jürgen Lakomek (Geschäftsführer VRA)

Prof. Dr. med. Xenofon Baraliakos (Vorstand VRA)

Carina Stammann (aQua-Institut)

MODERATORENTEAM GRUPPE 2

Prof. Dr. med. Martin Rudwaleit (Vorstand VRA)

Anna Hentschel (aQua-Institut)

Prof. Dr. med. Heinz-Jürgen Lakomek, Geschäftsführer VRA

Carina Stammann, MPH, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH (aQua-Institut), Göttingen

Dipl.-Kfm. Björn Broge, Geschäftsführer aQua-Institut

IMPRESSUM

Verantwortlich für den Inhalt

Prof. Dr. med. Heinz-Jürgen Lakomek

Geschäftsführer, Verband rheumatologischer Akutkliniken e. V. E-Mail: lakomek@vraev.de


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Kontaktadresse

Verband Rheumatologischer Akutkliniken e. V.
Geschä;ftsstelle
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Phone: 030/20 62 98-79/-82   
Email: gf@vraev.de   

Publication History

Article published online:
07 September 2022

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Abb. 1 KOBRA-Zyklus der Jahre 2021 und 2022.