Rofo 2022; 194(07): 781-783
DOI: 10.1055/a-1844-4201
DRG-Mitteilungen

Wilhelm-Conrad-Röntgen-Preis 2022 an den Radiologen PD Dr. Omar Dzaye von der Charité – Universitätsmedizin Berlin verliehen

 

PD Dr. Omar Dzaye, Facharzt an der Klinik für Radiologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, ist mit dem Wilhelm-Conrad-Röntgen-Preis 2022 der Deutschen Röntgengesellschaft geehrt worden. Ausgezeichnet wurde PD Dr. Dzaye für seine wissenschaftliche Arbeit zum Einsatz radiologischer Bildgebung bei der Risikoabschätzung und Prävention von Gefäßerkrankungen am Herzen. Der Wilhelm-Conrad-Röntgen-Preis ist mit 10 000 € dotiert und wird für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten, die dem Fortschritt der Radiologie und verwandter Fachgebiete dienen, verliehen.

In seiner Arbeit „Bildgebung von subklinischer Atherosklerose zur Personalisierung der Risikoabschätzung in der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen“ entwickelt PD Dr. Omar Dzaye die Bedeutung eines etablierten Risikoindikators für Erkrankungen des Herzens und von Gefäßen weiter, den coronaren Calcium-Score. Hierfür hat PD Dr. Dzaye verschiedene umfangreiche Kohortenstudien sowie deren aktualisierte Follow-up-Informationen analysiert und diese Daten detailliert unter bestimmten Fragestellungen ausgewertet. So konnte PD Dr. Dzaye wesentliche Beiträge für die Neubewertung des Calcium-Scores herausarbeiten. Ergebnis seiner Analyse ist, dass der Calcium-Score stärker als allgemeiner Gesundheitsindikator und nicht nur als Marker für das Vorhandensein einer obstruktiven koronaren Herzerkrankung verwendet werden sollte. Diese neue Erkenntnis untermauert die klinische Erfahrung, dass Patientinnen und Patienten mit hohem und sehr hohem Calcium-Score eine hohe Gesamtmortalität haben, ohne zwingend eine obstruktive koronare Herzerkrankung aufweisen zu müssen. PD Dr. Omar Dzaye kommt darüber hinaus zu dem Schluss, dass der Calcium-Score ebenfalls einen prognostischen Wert für das onkologische Risiko von Patientinnen und Patienten besitzt, speziell für das Auftreten von kolorektalen und Lungenkarzinomen. Diesen Analysen liegen beispielhaft die Daten der großen MESA-Studie mit ihrem zwölfjährigem Follow-up zugrunde. Ziel war es dabei, einen für Lebensalter und Geschlecht korrigierten Calcium-Score zu entwickeln, der dann in die individuelle Risikoevaluation und Präventionsplanung integriert werden kann.

Über den Wilhelm-Conrad-Röntgen-Preis

Die Deutsche Röntgengesellschaft vergibt den Wilhelm-Conrad-Röntgen-Preis alljährlich während des Deutschen Röntgenkongresses zum Gedenken an ihren Namensgeber. Der Preis wird seit 1979 verliehen und ist mit 10 000 € dotiert. Der Preis wird für hervorragende aktuelle Habilitationsschriften verliehen, die dem Fortschritt der Radiologie dienen. Eingeschlossen sind Themen aus den Gebieten der diagnostischen, interventionellen und experimentellen Radiologie sowie der Medizinphysik. Die Arbeit muss in deutscher oder englischer Sprache abgefasst sein und sie sollte noch nicht ausgezeichnet worden sein.

Radiologe Dr. Florian Gassert vom Klinikum rechts der Isar in München erhält den Walter-Friedrich-Preis

Die Deutsche Röntgengesellschaft hat dem Radiologen Dr. Florian Gassert vom Klinikum rechts der Isar der TU München den Walter-Friedrich-Preis verliehen. Ausgezeichnet wurde Dr. Gassert für drei wissenschaftliche Arbeiten zur Evaluation der radiologischen Dunkelfeld-Bildgebung im Mausmodell und im Menschen. Den mit 2500 € dotierten Preis verleiht die Fachgesellschaft, um herausragende wissenschaftliche Arbeiten und Habilitationsarbeiten auf dem Gesamtgebiet der Radiologie zu würdigen.

In den prämierten Arbeiten evaluiert Dr. Florian Gassert gemeinsam mit einem interdisziplinären Team aus Physikerinnen und Physikern sowie Medizinerinnen und Medizinern die Dunkelfeld-Röntgentechnik sowohl im Mausmodell als auch im gesunden Menschen und in Patientinnen und Patienten mit Lungenemphysem. Die Arbeit aus dem Jahr 2021 stellt eine der ersten Publikationen zur Dunkelfeld-Radiografie im Menschen dar und bildet somit den Grundstein für den klinischen Einsatz dieser Technik. In dieser konnte gezeigt werden, dass sich das quantitative, normierte Dunkelfeldsignal in einer Kohorte von 40 lungengesunden Probandinnen und Probanden unabhängig von Alter, Größe, Geschlecht und Gewicht verhielt. Die darauf aufbauende Nachfolgestudie evaluiert, inwieweit sich die Dunkelfeld-Radiografie für die bildgebende Darstellung des Lungenemphysems im Menschen eignet. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass das Dunkelfeldsignal in Patientinnen und Patienten mit Lungenemphysem signifikant abfällt. In einer dritten Arbeit hat Dr. Gassert auch im Tiermodell den Einsatz der Dunkelfeld-CT-Bildgebung für die Feststellung strahlungsinduzierter Lungenveränderungen untersucht und demonstriert, dass die Dunkelfeld-Methode der konventionellen, schwächungsbasierten CT überlegen ist. Die von Dr. Gassert erstellten Studien sind interdisziplinär an der Schnittstelle zwischen Medizin und Physik angelegt und in enger Kooperation mit dem Munich Institute of BioEngineering unter der Leitung von Prof. Franz Pfeiffer entstanden.

Über den Walter-Friedrich-Preis

Der Walter-Friedrich-Preis würdigt die wissenschaftlichen Leistungen und das prägende Wirken von Prof. Walter Friedrich für die medizinische Radiologie und Strahlentherapie und berücksichtigt insbesondere die Gemeinsamkeit von Physik, Technik, Biologie und Medizinischer Radiologie. Die Deutsche Röntgengesellschaft verleiht den Preis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten (inklusive Habilitationsarbeiten) auf dem Gesamtgebiet der Radiologie, für beispielgebende Publikationen und Initiativen zur Verbesserung der Lehre auf allen (Teil-)Gebieten der Medizinischen Radiologie und für vorbildliche praktische Ergebnisse in der Medizinischen Radiologie inklusive technischer Entwicklungen.


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Professor Mark Oliver Wielpütz vom Universitätsklinikum Heidelberg mit dem Marie-Curie-Ring ausgezeichnet

Die Deutsche Röntgengesellschaft hat Apl. Prof. Dr. med. Mark Oliver Wielpütz mit dem Marie-Curie-Ring geehrt. Die Auszeichnung erhielt Professor Wielpütz am 27. Mai 2022 auf dem Präsenzteil des 103. Deutschen Röntgenkongresses in Wiesbaden. Professor Wielpütz’ fachliche Schwerpunkte liegen in der radiologischen Diagnostik und Erforschung von Lungenerkrankungen besonders bei Kindern. Mark Oliver Wielpütz ist Stellvertretender Ärztlicher Direktor und Leitender Oberarzt der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Leiter der Diagnostischen und Interventionellen Radiologie am Zentrum Chirurgische Klinik und Leiter der Sektion Pulmonale Radiologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Zudem ist er Principal Investigator am Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL), Standort Translational Lung Research Center (TLRC) Heidelberg.

Mit Professor Wielpütz zeichnet die Deutsche Röntgengesellschaft einen Wissenschaftler aus, der mit seiner Arbeit Fortschritte auf dem Gebiet der Thorax- und Kinderradiologie stark vorangetrieben hat. In seinen Arbeiten hat sich Mark Oliver Wielpütz mit chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen befasst, vor allem mit der angeborenen Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose (Cystische Fibrose) sowie der zigarettenrauch-induzierten COPD. In einer wegweisenden Studie konnte Professor Wielpütz zum Beispiel die frühen Veränderungen der Mukoviszidose-Lunge bei Neugeborenen und Kleinkindern erstmalig mit der Magnetresonanztomografie MRT darstellen. So konnte er aufzeigen, dass die Erkrankung bereits bei Geburt zu Atemwegs- und Lungenveränderungen geführt hat beziehungsweise in den ersten Lebensjahren in der MRT manifestiert werden, auch wenn die kleinen Patientinnen und Patienten noch keine Symptome aufwiesen. Diese Erkenntnisse trugen dazu bei, eine Therapie der Mukoviszidose bereits im präsymptomatischen Stadium zu beginnen, bevor irreversible Lungenschädigungen eintreten.

Seine klinische Forschung fand Eingang in zahlreichen Publikationen. So hat er in seiner 13-jährigen Arbeit bislang mehr als 31 Originalarbeiten als Erst- oder Letztautor veröffentlicht, dazu 34 Originalarbeiten in Ko-Autorenschaft, 23 Übersichtsarbeiten sowie 15 Buchkapitel, und hat ein Buch als Herausgeber betreut. Darüber hinaus war Professor Wielpütz in seiner beruflichen Laufbahn stark in der Lehre engagiert und über sechs Jahre Lehrbeauftragter der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Heidelberg.

Über den Marie-Curie-Ring

Der zur 50-Jahrfeier der Deutschen Röntgengesellschaft gestiftete Hermann-Holthusen-Ring, der von 2010 bis 2014 Wilhelm-Conrad-Röntgen-Ring hieß, wurde 2015 nach der bedeutenden Atomphysikerin und Radiologin Marie Curie umbenannt. Gewürdigt werden herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich im besonderen Maße wissenschaftlich qualifiziert haben und ein herausragendes Engagement für das Fach Radiologie zeigen (zum Beispiel Gremienarbeit, Förderung des Nachwuchses, Förderung der Gleichstellung etc.).


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Radiologin Dr. Thekla Oechtering vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein erhält Albers-Schönberg-Medaille

Die Deutsche Röntgengesellschaft hat die Radiologin Dr. Thekla Oechtering vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein/University of Wisconsin School of Medicine and Public Health mit der Albers-Schönberg-Medaille geehrt. Die Medaille erhielt Dr. Oechtering in Anerkennung ihres langjährigen Engagements für den radiologischen Nachwuchs und den Aufbau der Nachwuchsorganisation Forum Junge Radiologie in der Deutschen Röntgengesellschaft.

Als Dr. Thekla Oechtering im Jahr 2017 Vertreterin der Assistenzärztinnen und -ärzte im Vorstand der Deutschen Röntgengesellschaft wurde, organisierte sie eine deutschlandweite Weiterbildungsumfrage im Fach Radiologie, um herauszufinden, was den radiologischen Nachwuchs beschäftigt. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland gründete sie 2018 das Forum Junge Radiologie. Das Forum bündelt die Fortbildungsangebote der DRG für den radiologischen Nachwuchs und ermöglicht es jungen Radiologinnen und Radiologen in Weiterbildung, sich in der DRG zu engagieren und die eigenen Interessen zu vertreten.

Dr. Oechtering hat erreicht, dass Vertreterinnen und Vertreter des Jungen Forums in jeder Arbeitsgemeinschaft der DRG aktiv sind. In ihrer Zeit als Vorsitzende hat sie viele neue Weiterbildungsangebote wie den Intensivkurs für die Facharztprüfungsvorbereitung und spannende Kooperationen mit Verlagen und der Industrie sowie Vernetzungsmöglichkeiten auf den Weg gebracht. Mittlerweile ist das nur vier Jahre Junge Forum mit über 2000 Mitgliedern zur größten Interessenvertretung innerhalb der DRG gewachsen.

Seit langem setzt sich Dr. Thekla Oechtering für die Belange des radiologischen und wissenschaftlichen Nachwuchses ein. So war sie Sprecherin des Wissenschaftsprogramms Forscher für die Zukunft, Vertreterin der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung im Vorstand der Deutschen Röntgengesellschaft, Beauftragte für digitale Lehre in ihrer Abteilung und Vorsitzende des Forums Junge Radiologie. Sie schloss 2019 ihre Facharztweiterbildung ab und leitet seit 2017 ihre eigene Forschungsgruppe an der Universität zu Lübeck.

Momentan hat Dr. Oechtering ihre Tätigkeit in der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck für 2,5 Jahre pausiert, um gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Madison, Wisconsin ihren Forschungsschwerpunkt 4 D-Fluss-MRT und kardiovaskuläre Bildgebung weiter auszubauen. Für ihre Forschung erhielt sie schon mehrere Preise, wie den Promotionspreis der DRG und wurde im Mai 2022 zum Junior Fellow der International Society for Magnetic Resonance in Medicine ernannt.

Über die Albers-Schönberg-Medaille

Die Albers-Schönberg-Medaille wurde der Deutschen Röntgengesellschaft 1932 im Gedenken an den 1921 verstorbenen Mitbegründer Heinrich Ernst Albers-Schönberg gestiftet. Sie wird an Mitglieder verliehen, die sich in herausragender Weise für die Belange der Radiologie engagieren.


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Juli 2022

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