Prof. Dr. med. Marco Das, MBA ist Chefarzt für Diagnostische und Interventionelle
Radiologie am Helios Klinikum Duisburg sowie Sprecher der DeGIR-Lenkungsgruppe Zertifizierung.
Die Stärkung und Weiterentwicklung der interventionellen Radiologie liegt ihm besonders
am Herzen. Neben den Aktivitäten innerhalb der DeGIR engagiert er sich in weiteren
Funktionen der DRG und der CIRSE (Mitglied in den Vorständen der AG Gesundheitspolitische
Verantwortung und der AG Thoraxdiagnostik in der DRG, CIRSE Research Committee, CIRSE
ESIR Committe, Präsident der Rheinisch-Westfälischen Röntgengesellschaft RWRG).
Professor Das, warum war die Weiterentwicklung der Zertifizierungen erforderlich?
Die interventionelle Radiologie (IR) hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt.
Sie ist als integraler Bestandteil in der Therapie einer Vielzahl von Erkrankungen
nicht wegzudenken. Als Beispiel seien hier die interventionellen Verfahren zur PAVK,
Tumortherapie (z. B. TACE und Ablation) oder der Schlaganfalltherapie zu nennen. So
breit wie sich das Spektrum der Therapien darstellt, so wichtig ist es, die Verfahren
ständig weiterzuentwickeln, aber auch die hohe Qualität und das Können der Interventionalistinnen
und Interventionalisten in der Breite gegen Angriffe von außen zu verteidigen. Ein
wichtiger Baustein hierzu ist die Zertifizierung durch die DeGIR, welche basierend
auf dem erfolgreichen Modulkonzept, diese Qualität in den verschiedenen Teilbereichen
der interventionellen Radiologie nachweist. Die Schärfe des Profils der Modulzertifizierung
ist in der letzten Zeit verblasst, sodass mit der Weiterentwicklung der Modulzertifizierung
nun wieder die Zertifizierungen in der Hand der DeGIR stattfinden.
Welche Ziele verfolgt die DeGIR mit ihren Zertifizierungen?
Eine Zertifizierung unter dem Dach der DeGIR erlaubt einen flächendeckenden Nachweis
der Qualität, den die interventionell tätigen Radiologinnen und Radiologen in ihrem
Alltag deutschlandweit erbringen. Keine andere Fachdisziplin ist so breit aufgestellt,
wie die IR. Damit ist die Zertifizierung ein schwerwiegendes berufspolitisches Instrument
zur Stärkung der IR. Durch das Konzept der Stufenzertifizierung ermöglicht die DeGIR
es bereits jungen Kolleginnen und Kollegen den Einstieg in die IR zu bekommen, sodass
durch die Zertifizierung auch der Nachwuchs gestärkt wird. Des Weiteren wird eine
Homogenisierung mit der DGNR und der CIRSE angestrebt, was wiederum eine Stärkung
der IR bedeutet.
Welche Zertifizierungen bietet die DeGIR an?
Es wird grundsätzlich zwischen Personenzertifizierung und Zentrumszertifizierung unterschieden.
Die Personenzertifizierung beginnt mit der Stufe 1, welche bereits vor dem Facharzt
erworben werden kann. Der Expertenstatus wird mit der Stufe 2 erworben, wobei hier
die Wahlmöglichkeit zwischen einzelnen Modulen (je nach Schwerpunkt der interventionellen
Tätigkeit) oder einer Gesamtzertifizierung über alle Module (mit Ausnahme der Neurointervention)
besteht. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich als DeGIR-Zentrum zu zertifizieren,
welches über die Personenzertifizierung hinaus Anforderungen an die Zentrumsstruktur
stellt.
Was sind die wichtigsten Änderungen bei den Personenzertifizierungen von Stufe 1 und
Stufe 2 für neue Antragstellende?
Die wichtigsten neuen Anforderungen der Stufe 1 bestehen darin, dass die Anzahl der
geforderten CME-Punkte reduziert wurde, diese jedoch aus verpflichtenden DeGIR- Kursen
erbracht werden müssen. Die Stufe 1 ist darüber hinaus verpflichtend für die Stufe
2. Für die Stufe 2 werden ebenfalls CME-Punkte aus verpflichtenden DeGIR-Kursen gefordert,
sowie der Nachweis von 250 eigenständig durchgeführten Interventionen. Eine Prüfung
soll über die digitale Plattform conrad erfolgen. Der Weg über die europäische Prüfung
EBIR bleibt ebenfalls erhalten. Wer diese Prüfung erfolgreich abgeschlossen hat, kann
auf Antrag bei der DeGIR automatisch auch die Stufe-2-Zertifizierung erhalten, ohne
weitere Voraussetzungen zu erfüllen. Die Module erhalten neue Bezeichnungen, welche
eine bessere Außendarstellung ermöglichen (Modul A/B: DeGIR-Spezialist:in für minimal-invasive
Gefäßmedizin, Modul C: DeGIR-Spezialist:in für minimal-invasive Therapien, Modul D:
DeGIR- Spezialist:in für minimal-invasive Onkologie). In Abstimmung mit der DGNR wurden
auch für die Module E und F neue Bezeichnungen gefunden (Modul E: DeGIR-/DGNR-Spezialist:in
für minimal-invasive Schlaganfalltherapie, Modul F: DeGIR-/DGNR-Spezialist:in für
Gefäßmalformationen, Module E und F: DeGIR-/DGNR-Spezialist:in für neurovaskuläre
Therapie).
Was sind die neuen DeGIR-Zentren?
Die neuen DeGIR-Zentren vereinen die bisherigen Zentren unter einer Bezeichnung. Das
Antragsverfahren wird vereinfacht. Die neuen DeGIR-Zentren vereinen somit die Funktionen
der Ausbildung, Hospitation und Referenzzentren unter einer Bezeichnung. Auch hier
wurden in Abstimmung mit der DGNR neue Bezeichnungen für die in der interventionellen
Neuroradiologie zertifizierten Zentren gefunden.
Was erhoffen Sie sich als Leiter der DeGIR-Lenkungsgruppe Zertifizierung von diesen
Änderungen?
Mit der Neuausrichtung der Zertifizierung unter dem Dach der DeGIR haben wir die Weichen
für die Zukunft gut gestellt. Wir wollen mit der Zertifizierung einen Beitrag zur
Stärkung der interventionellen Radiologie leisten.