Die Geschichte der neuen Möglichkeiten des Einblicks in den menschlichen Körper beginnt
am 22.12.1895. An diesem Tag nimmt Wilhelm Conrad Röntgen das Röntgenbild der Hand
seiner Frau Anna Bertha auf. Seit dieser Zeit hat sich bis in die frühen 1970er Jahre
an der Röntgenaufnahmetechnik relativ wenig geändert. In klassischen Röntgenbildern
summieren sich die Schwächungen aller im Strahlengang befindlichen anatomischen Strukturen
zu einem einzigen Überlagerungsbild. Kurz nach Röntgens Entdeckung werden bereits
Stereoskopische Röntgenbilder hergestellt. Bei der 1930 entwickelten klassischen Technik
der „Röntgentomografie“ werden Röntgenröhre und Film während der Aufnahme gegeneinander
verschoben. Dabei entsteht ein scharfes überlagerungsfreies Bild von einer anatomischen
Struktur in einer bestimmten Körperschicht. Anfang der 1970er Jahre brachte die Kombination
von Computertechnik und Röntgentomografie einen entscheidenden Fortschritt. Bei EMI
entwickelt Godfrey Hounsfield die „Computerisierte transversale axiale Tomografie“
als neue Möglichkeit, Weichteilstrukturen des Gehirns ohne Kontrastmittel darzustellen.
Messungen der einzelnen Schwächungsprofile erfolgen hier nicht mehr über die Schwärzung
eines Röntgenfilms, sondern durch Umwandlung in elektrische Signale, die digitalisiert,
den numerischen Input für einen Computer lieferten. Spezielle Rechenalgorithmen, sog.
Radontransformationen lassen aus den Rohdaten zweidimensionale Schichtbilder rekonstruieren.
Durch die hohe Kontrastauflösung konnten Weichteile differenziert und dargestellt
werden. Erste klinische CT-Bilder werden am 1. Oktober 1971 im Atkinson Morley Hospital
in London aufgenommen und am 20. April 1972 beim Kongress des British Institute of
Radiology präsentiert. Als klinische Revolution erkannt, folgte eine rasante technologische
Entwicklung, die bis heute immer noch nicht abgeschlossen ist.
Die jüngeren können sich wahrscheinlich nicht mehr vorstellen, wie radiologische Diagnostik
vor Erfindung der CT war. Die 50 Jahre alte Technik hat dabei den Weg der modernen
radiologischen Diagnostik und Therapie bereitet. Die CT hat sich vollkommen außerhalb
der klassischen Projektionsradiografie entwickelt und hatte insbesondere das Bestreben,
ein radiologisches Bild vom menschlichen Gehirn erzeugen zu wollen.
Der kurze Rückblick zeichnet die Spur der Suche nach einem dreidimensionalen Bild
des Gehirns mit den wichtigsten klassischen technischen Entwicklungen auf. Hierbei
treten die Röntgenstereoskopie, die Pneumoenzephalografie, die zerebrale Arteriografie,
die klassische Tomografie und der Isotopenscan als besondere Lokalisierungsmethoden
hervor. Unter Verwendung der Computertechnik konnte dann die Computertomografie alle
vorherigen Verfahren in den Schatten stellen.
Sie möchten mehr über die 50-jährige Geschichte der Computertomografie erfahren? Dann
besuchen Sie die Webseite der Deutschen Röntgengesellschaft unter www.drg.de > Die Radiologie > Geschichten
Verwendete und weiterführende Literatur:
Bates S, Beckman L, Thomas A: Godfrey Hounsfield: Intuitive Genius of CT. BIR, London
2012
Kalender WA: Computertomography. Publicis MCD. Munich 2000
Thompson G (Editor): Nobel Prizes that changed medicine. Imperial College Press 2012
Eisenberg RL: Radiology – An illustrated History. Mosby-Year-Book. St. Louis 1992
Michael M. Lell, Joachim E. Wildberger, Hatem Alkadhi, John Damilakis, and Marc Kachelriess.
Evolution in Computed Tomography – The Battle for Speed and Dose. Investigative Radiology
• Volume 50, Number 9, September 2015. Archiv Deutsches Röntgen-Museum, Remscheid
htts://commons.wikimedia.org (Wikimedia commons)
www.radhis.nl/ct-generaties.html (CT Generaties – historische commissie NVvR (radhis.nl))
Dank
Für die Bereitstellung von vielen Informationen um die historische und aktuelle Entwicklung
der CT möchte ich mich besonders bedanken bei:
Prof. Dr. Ir. Frans Zonneveld, Middelbeers, NL, Sekretär der Sektion Radiologiegeschichte
der Niederländischen Röntgengesellschaft und Kurator des Zentrums für das Radiologische
Erbe der Niederlande.
Dr. Kees Simon, Radiologe i.R., Sektion Radiologiegeschichte der Niederländischen
Röntgengesellschaft und Kurator
Prof. Dr. Marc Kachelrieß, DKFZ, Heidelberg