Arthritis und Rheuma 2022; 42(03): 145
DOI: 10.1055/a-1834-6999
Editorial

Manuelle Medizin, Faszientherapie, Osteopathie

Jan Holger Holtschmit
,
Wolfgang Rüther
 
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    Dr. Jan Holger Holtschmit
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    Prof. Dr. Wolfgang Rüther

    Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

    die nichtoperative Lokaltherapie an den Bewegungsorganen findet ihre Anwendung meistens bei degenerativ rheumatischen Krankheiten. Die Beiträge des vorliegenden Heftes befassen sich mit der Frage, ob und inwieweit diese Behandlungsformen auch bei entzündlich rheumatischen Krankheiten erfolgreich angewendet werden können.

    Jan Emmerich aus Sommerfeld nimmt den Begriff Funktionsstörung auf, die morphologisch nicht oder nur schwer zu fassen ist. Dementsprechend bedeutungsvoll ist die funktionelle (manuelle) Diagnostik, die einer speziellen Ausbildung bedarf. Auch bei entzündlich rheumatischen Krankheiten lassen sich Funktionsstörungen erfolgreich behandeln, wenn ihnen nicht Synovialitis und lokale Strukturzerstörung entgegenstehen. In seinem zweiten Beitrag stellt Jan Emmerich eine komplexe Funktionsstörung vor, die in der Differenzialdiagnostik der RA, als Nebenbefund und auch als Folge der RA von Bedeutung sein kann.

    Markus Schneider aus Bamberg arbeitet heraus, dass degenerative und entzündlich rheumatische Krankheiten des ISG unterschiedliche Zielorte einer therapeutischen Injektion haben. Liegt eine Spondyloarthritis vor, ist das synoviale Gelenk zu adressieren und nicht oder erst sekundär die dorsalen Halteapparate. Die erforderlichen Injektionstechniken sind völlig unterschiedlich und werden hier im Detail dargestellt.

    Kay Niemier aus Westmecklenburg charakterisiert das Faszientraining als „relativ neuen Trend“ und versucht eine Antwort auf die Frage, ob sie neben anderen immer wieder auftauchenden „neuen Therapieformen“ Bestand haben könne. Die Bedeutung der Faszien, z. B. als Schmerzgenerator, werde aktuell unterschätzt. Tatsächlich sind „Faszientherapie“ und „Faszientraining“ eher als eine Renaissancebewegung zu betrachten.

    Der Begriff Osteopathie erfährt in den letzten Jahren erhöhte Popularität, doch begegnet man ihm häufig mit Skepsis, wenn nicht gar Argwohn. Stefan Sevenich aus Münstermaifeld versucht, mit unangebrachten Vorurteilen aufzuräumen. Die osteopathische Medizin steht der Manuellen Medizin zwar nahe, vertritt aber ganz eigene Grundsätze. Der Beitrag gibt einen Überblick und man darf erstaunt sein, wieviel internationale Anerkennung das Konzept der osteopathischen Medizin findet.

    Jan Holger Holtschmit aus St. Wendel berichtet vom therapeutischen Konzept der ANOA. Diese Kliniken wenden multimodale Komplextherapien bei entzündlichen und bei degenerativen rheumatischen Krankheiten der Bewegungsorgane an, und zwar unter den stationären Bedingungen eines Akutkrankenhauses. Der Beitrag gibt Einblicke in die Arbeitsweise der Kliniken, ihre Probleme und ihre Erfolge.

    Das vorliegende Heft verdeutlicht, dass die nichtoperative Lokaltherapie der Bewegungsorgane ein vergleichbar tiefes und breites Detailwissen erfordert wie die systemische Therapie der entzündlich rheumatischen Krankheiten. Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern anregende Informationen.

    Dr. Jan Holger Holtschmit, St. Wendel

    Prof. Dr. Wolfgang Rüther, Hamburg


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    Publication History

    Article published online:
    07 June 2022

    © 2022. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

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