Pneumologie 2022; 76(07): 479-484
DOI: 10.1055/a-1832-2546
Stellungnahme

Untersuchung auf Tuberkulose bei geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine

Eine Handlungsempfehlung des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Leitlinie Tuberkulose im Kindes- und Jugendalter und der Gesellschaft für pädiatrische Pneumologie (GPP)Screening for tuberculosis among refugee children and adolescents from UkraineA recommendation of the German Central Committee against Tuberculosis e. V. (DZK) together with the writing group pediatric tuberculosis of the Society of Pediatric Pneumology (GPP)
Folke Brinkmann
1   Universitätskinderklinik der Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für pädiatrische Pneumologie/CF-Zentrum
,
Cornelia Feiterna-Sperling
2   Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Pädiatrie m. S. Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin
,
Annette Günther
3   Helios Klinik Emil von Behring Berlin, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
,
Cornelia Breuer
4   Landeshauptstadt Dresden, Amt für Gesundheit und Prävention
5   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK), Berlin
,
Pia Hartmann
6   Labor Dr. Wisplinghoff Köln, Klinische Infektiologie
,
Markus Hufnagel
7   Universitätsklinikum Freiburg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung Pädiatrische Infektiologie und Rheumatologie
,
Martin Priwitzer
8   Landeshauptstadt Stuttgart, Gesundheitsamt
,
Ralf Otto-Knapp
5   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK), Berlin
,
Peter Witte
5   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK), Berlin
9   Institut für Krankenhaushygiene, Mühlenkreiskliniken, Minden
,
Roland Diel
5   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK), Berlin
10   Institut für Epidemiologie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
,
Brit Häcker
5   Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. (DZK), Berlin
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Zusammenfassung

Für geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine besteht ein erhöhtes Risiko einer Tuberkulose (TB) aufgrund ihrer Herkunft aus einem Land mit einer der höchsten Tuberkulose-Inzidenzen in der europäischen WHO-Region. Erhöht wird dieses Risiko zusätzlich durch Krieg und Flucht und dem oftmals damit verbundenen Aufenthalt in beengten Unterkünften sowie mangelnder Ernährung und unzureichender medizinischer Versorgung. Dazu kommt eine mögliche Exposition bei Aufenthalt in Gemeinschaftsunterkünften. Dieses Risiko kann in der aktuellen Situation individuell unterschiedlich hoch sein. Deshalb ist es wichtig, bei allen geflüchteten Kindern und Jugendlichen die Indikation für eine immundiagnostische Untersuchung hinsichtlich TB zu prüfen. Bei Aufnahme in eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete besteht eine Verpflichtung zur Untersuchung nach Infektionsschutzgesetz (IfSG), für im privaten Bereich Untergebrachte sollte ein Angebot unterbreitet werden. Symptom- und/oder Thorax-Röntgen-basiertes TB-Screening haben bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen eine geringere Sensitivität und Spezifität für das Vorliegen einer Tuberkulose. Zudem soll in dieser Altersgruppe eine Exposition mit ionisierender Strahlung besonders restriktiv gehandhabt werden. Bei TB-gefährdeten Kindern und Jugendlichen wird daher empfohlen, primär einen Interferon-Gamma Release Assay (IGRA) oder einen Tuberkulinhauttest (THT) durchzuführen. Bei positivem Testergebnis sollen eine weitere Abklärung und Therapie gemäß bestehender nationaler Empfehlung erfolgen.



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Article published online:
24 May 2022

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