ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund Es gibt Hinweise darauf, dass bei schubförmiger Multipler Sklerose (Relapsing Multiple
Sclerosis; RMS) ein früher Beginn einer hochwirksamen Therapie einer Eskalationsstrategie
überlegen sein könnte.
Ziel Mit Hilfe einer Kosten-Folgen-Analyse sollen die klinischen und gesundheitsökonomischen
Auswirkungen verschiedener Behandlungsszenarien mit Ofatumumab (OMB), Dimethylfumarat
(DMF) bzw. Glatirameracetat (GA) simuliert werden: ein sofortiger Behandlungsbeginn
mit OMB als Ersttherapie, ein früher Wechsel auf OMB nach einem Jahr unter Behandlung
mit DMF oder GA, ein später Wechsel nach 5 Jahren bzw. kein Wechsel.
Methodik Der Simulation wurde ein EDSS-basiertes Markov-Modell mit einem Zeithorizont von
10 Jahren zugrunde gelegt. Bei jedem Zyklusübergang waren eine Progression, eine Verbesserung
bzw. eine Stabilisierung des EDSS, ein Behandlungsabbruch, Schub oder Tod möglich.
Inputdaten für das Modell stammten aus OMB-Studien, einer Netzwerk-Metaanalyse, aus
Fachveröffentlichungen und öffentlich verfügbaren Quellen.
Ergebnisse Ein später Wechsel auf OMB resultierte im Vergleich mit der sofortigen OMB-Behandlung
in einem geringeren Anteil an Patienten mit einem EDSS von 0 bis 3 nach 10 Jahren
(∆ –7,5 % DMF; ∆ –10,3 % GA), in mehr Schüben (∆ + 0,72 DMF; ∆ + 1,23 GA) und in geringeren
Beschäftigungsquoten (∆ –4,0 % DMF; ∆ –5,6 % GA). Dies gilt ebenso für den Vergleich
eines späten mit einem frühen Wechsel. Das Szenario ohne Therapieumstellung führte
zu schlechteren Ergebnissen. Die Arzneimittelkosten waren bei sofortiger bzw. früher
OMB-Behandlung höher, wurden aber nahezu ausgeglichen durch niedrigere Kosten für
die Patientenversorgung (u. a. stationäre bzw. informelle Pflege, gemeinschaftliche
und soziale Dienstleistungen) und geringere Produktivitätsverluste.
Schlussfolgerung Eine sofortige Behandlung mit OMB bzw. ein früher Wechsel auf OMB führen zu besseren
Ergebnissen hinsichtlich Klinik und Produktivität im Vergleich zu spätem oder keinem
Wechsel auf OMB. Dabei bleiben die sofortige bzw. frühe OMB-Behandlung nahezu kostenneutral.
ABSTRACT
Background Some evidence suggests that early highly efficacious therapy in relapsing multiple
sclerosis might be superior to escalation strategies.
Objective A cost-consequence analysis simulated different treatment scenarios with ofatumumab
(OMB), dimethyl fumarate (DMF) and glatiramer acetate (GA): immediate OMB initiation
as first treatment, early switch to OMB after 1 year on DMF/GA, late switch after
5 years or no switch.
Methods The simulation was based on an EDSS-based Markov model with a 10-year time horizon.
Cycle transitions included EDSS progression, improvement or stabilization, treatment
discontinuation, relapse, or death. Input data were extracted from OMB trials, a network
meta-analysis, published literature, and publicly available sources.
Results The late switch compared to the immediate OMB scenario resulted in a lower proportion
of patients with EDSS 0–3 (∆-7.5 % DMF; ∆-10.3 % GA), more relapses (∆ + 0.72 DMF;
∆ + 1.23 GA) and lower employment rates (∆-4.0 % DMF; ∆-5.6 % GA). The same applies
to late versus early switches. No switch scenarios resulted in worse outcomes. Higher
drug acquisition costs in the immediate OMB and early switch scenarios were almost
compensated by lower costs for patient care (e. g., inpatient and informal care, community
and social services) and productivity loss.
Conclusion Immediate OMB treatment and an early switch improves clinical and productivity outcomes
while remaining almost cost neutral compared to late or no switches.
Schlüsselwörter Multiple Sklerose - krankheitsmodifizierende Therapien - Behinderungsprogression -
gesellschaftliche Kosten
Key words Multiple sclerosis - disease-modifying therapies - disability progression - societal
costs