Laryngorhinootologie 2022; 101(07): 620-623
DOI: 10.1055/a-1821-4599
OP-Techniken

Alternative: Tonsillektomie in Lokalanästhesie

D. Simmen
,
N. Jones
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Alternative: Tonsillektomie in Lokalanästhesie

Lokalanästhesie

  • Aufsprühen eines Oberflächenanästhetikums auf Zunge, Gaumenbögen, Rachenhinterwand.

  • Infiltrationsanästhesie mit etwa 10 ml 1 %igem Lidocain o. ä. mit Suprareninzusatz (1 : 200 000) pro Seite

  • Zungenspatel direkt neben der Tonsille platzieren, um gleichzeitig auch die Plica triangularis zu spannen.

  • Submuköse Infiltration der Schleimhaut des Gaumenbogens bis zur Zunge ([Abb. 1]).

  • Medialluxieren der Tonsille mit der Pinzette, Infiltration des peritonsillären Gewebes ([Abb. 2]).

  • Infiltration am unteren Pol und im Bereich der Plika.

  • Eine ausreichende Vasokonstriktion und Analgesie sind nach 5–10 Minuten zu erwarten.

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Abb. 1 Tonsillektomie in Lokalanästhesie. Submuköse Infiltration der Schleimhaut.
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Abb. 2 Tonsillektomie in Lokalanästhesie. Peritonsilläre Infiltration.

OP-Technik

  • Lagerung: halbsitzende Position. Der Operateur steht seitlich neben dem Patienten.

  • Spateleinsatz: Beginn mit der zuerst infiltrierten Tonsille. Mit dem Zungenspatel wird die Zunge nach kaudal und medial luxiert, der Sulcus glossotonsillaris muss übersehbar sein.

  • Inzision der vorderen Gaumenbogenkante nach Herausluxieren der Tonsille, spreizende Darstellung der Kapsel.

  • Unterminieren des vorderen Gaumenbogens, Lösen des oberen Tonsillenpols und Abpräparieren des hinteren Gaumenbogens ([Abb. 3]).

  • Schrittweise Dissektion der Tonsille nach kaudal mit der präparationsschere oder einem gestielten Tupfer bis zum Ansatz am Zungengrund ([Abb. 4]), dort Abtrennen der gestielten Verbindung der Tonsille mit der Schere nach kurzzeitiger bipolarer Koagulation oder Anklemmen des verbleibenden Gewebes ([Abb. 5]).

  • Während der Präparation Speichel/Blut mit einem Yankauer-Sauger absaugen.

  • Stärkere Blutungen sollten sofort durch bipolare Koagulation oder Umstechung versorgt werden ([Abb. 6]).

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Abb. 3 Tonsillektomie in Lokalanästhesie. Inzision entlang der Gaumenbögen.
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Abb. 4 Tonsillektomie in Lokalanästhesie. Lösung des peritonsillären Gewebes mit dem Raspatorium von der Kapsel.
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Abb. 5 Tonsillektomie in Lokalanästhesie. Absetzen nach Anklemmen erkennbarer Gefäße unterhalb des unteren Mandelpoles.
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Abb. 6 Tonsillektomie in Lokalanästhesie. Gefäßumstechung.
Risiken und Komplikationen

Die Tonsillektomie sollte nur in Ausnahmefällen in Lokalanästhesie vorgenommen werden, da die Rate an Blutungskomplikationen höher als bei Ausführung in Vollnarkose ist.




Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
23. Juni 2022

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