Leben wär´ eine prima Alternative

Liebe Leserin, lieber Leser,

beim Ausmisten eines Bücherregals fiel mir das unterdessen antiquarische Buch von Maxie Wander mit dem oben aufgeführten Titel in die Hände. Die in der damaligen DDR lebende Österreicherin verarbeitet darin ihre Krebserkrankung und versucht, sie im Kontext von bisherigen Schicksalsschlägen einzuordnen. Die Autorin hat das Erscheinen ihres Werkes nicht mehr erlebt, sie starb 1977, ihr Mann, ebenfalls Schriftsteller, gab 1980 ihre berührenden Tagebuchaufzeichungen und Briefe als Buch heraus.

Es gibt eine Vielzahl selbsterfahrungsbasierter Publikationen von Krebspatient*innen oder -angehörigen. Mag man am literarischen Wert des Genres der Betroffenheitsliteratur auch zweifeln, für die Autorinnen und Autoren ist es eine Möglichkeit, das Schicksal der eigenen Erkrankung zu verarbeiten und subjektiv bedeutungsvolle Erfahrungen an andere Betroffene weiterzugeben. Wir Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten haben dadurch die Chance eines O-Tons mit durchaus erhellenden und auch psychotherapiekritischen Einsichten in ein Krankheitserleben, die uns sonst nicht so einfach zugänglich wären.

Gespräche mit Krebskranken sind immer von existenziellen Themen durchzogen. Denen können wir uns nicht entziehen, dies macht die Gespräche manchmal schwer, aber eben auch persönlich bereichernd. Wir werden dazu herausgefordert, unsere eigenen Lebensentwürfe zu hinterfragen oder zumindest über diese nachzudenken. Der von Wander gewählte Buchttitel hat mir immer gut gefallen, da er ein breites Spektrum von Emotionen umfasst. Ihr Motto: Den Mut nicht sinken lassen und die Herausforderung der Krankheit annehmen – trotz Verzweiflung, Angst, Wut und Trauer.

In diesem Sinne

Ihre

Barbara Stein

^* * Quelle: Wander M, Wander F (Hrsg.). Leben wär´ eine prima Alternative. Tagebuchaufzeichnungen und Briefe. Darmstadt/Neuwied: Luchterhand; 1980

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Article published online:
20 February 2023