„Konferenzen sind heute Verschiebebahnhöfe für Probleme“, so klassifizierte Richard Francis Burton, ein britischer Konsul, Forscher, Übersetzer,
Schwertkämpfer und Orientalist (1821–1890) das, was am zweiten Wochenende in Berlin
stattfand. Wäre er dabei gewesen, so hätte er sein Urteil wohl revidiert.
Nach der Delegiertenversammlung 2020, die eine der letzten Präsenzveranstaltungen
im Hotel Ellington war (mittlerweile ist es für immer geschlossen), begann das Online-Veranstaltungsmanagement.
Videokonferenzen im Vorstand, mit den Landesverbänden, mit der KBV, mit der BÄK, mit
anderen Berufsverbänden. 2021 hatten wir eine denkwürdige online-Delegiertenversammlung,
in der der BDR-Präsident (wieder)gewählt wurde.
Und nun, allen Skeptikern und Unkenrufen zum Trotz, fand die 2022er Delegiertenversammlung
unter Einhaltung eines strengen Hygienekonzepts am 11. März in Berlin mit den Delegierten
aus allen Landesverbänden statt.
Totengedenken
Dr. Wujciak gedachte zuerst der im vergangenen Jahr verstorbenen Kollegen, die Versammlung
erhob sich zu einer stillen Gedenkminute.
Dr. med. Christoph Ludwig (1959–2021)
Dr. med. Sönke Kröger (1968–2021)
Dr. med. Klaus Wallnöfer (1929–2021)
Dr. med. Andreas Dawid (1960–2021)
Aktuell kann keine Veranstaltung, insbesondere die eines ärztlichen Fachverbandes,
ohne Ächtung der Kriegsaktivitäten in der Ukraine auskommen. Ärztinnen und Ärzte sind
auch hier vor Ort an der Behandlung und Versorgung der Flüchtlinge beteiligt, sie
besorgen Unterkünfte und bemühen sich um Arbeitsangebote.
Ebenso wichtig und nötig war die Würdigung der ärztlichen Leistung der Kolleginnen
und Kollegen in den vergangen Monaten in der Versorgung der Corona-Erkrankten im eigenen
Land.
Bericht des Präsidenten über die Arbeit des Vorstands: BDR bedeutet breite Aufstellung der berufs- und wissenschaftspolitischen Radiologie
Was 2020 begonnen hat, wurde im zurückliegenden Jahr fortgeführt und intensiviert:
BDR, DRG und RG20 arbeiten in ständiger enger Abstimmung im Gemeinsamen Koordinierungsausschuss Radiologie (GeKoRa).
Der BDR ist weiterhin im DVÄD (Dachverband Ärztlicher Diagnostikfächer) aktiv. Gerade in der Pandemie zeigt sich,
dass die ärztlichen Diagnostikfächer systemrelevant sind. Sie üben eine Schlüsselfunktion
in der Vorbereitung, Absicherung, Kontrolle und Monitoring jeglicher Diagnostik und
Therapie aus.
Fachübergreifend ist der BDR im SpiFa, in den er 2021 eingetreten ist, aktiv. Bisher durch direkte Mitarbeit im Diagnostikausschuss,
Hygieneausschuss, Europa-Ausschuss und GOÄ-Ausschuss. Präsenz zeigte der SpiFa durch
Resolutionen und Pressemitteilungen zur Bundestagswahl, zum Thema Vergütung der Hygienemaßnahmen,
Gebührenordnung und Digitalisierung.
Ein radiologisches Leuchtturmprojekt
Ein radiologisches Leuchtturmprojekt
Die Radiologie hat mit RACOON (Radiological Cooperative Network) einen Verbund geschaffen,
welcher die Pandemiebewältigung nach vorne bringen soll. Ziel ist die Schaffung einer
einheitlichen Plattform, auf der schnell und zuverlässig Themen der Bildgebungsforschung
bearbeitet werden können. Besonders ist, dass sich alle deutschen akademischen radiologischen
Abteilungen bereit erklärt hatten, dieses Projekt zu initiieren und daran mitzuarbeiten.
Dank an PD Dr. Tobias Penzkofer, Dr. Andreas Bucher, Prof. Dr. Thomas Vogl und Prof.
Dr. Bernd Hamm.
Zukunft der Gebührenordnung(en)
Zukunft der Gebührenordnung(en)
Die neue Bundesregierung, besonders der Bundesgesundheitsminister, hatte verkündet,
es gäbe in absehbarer Zeit keine Bürgerversicherung, aber auch keine neue GOÄ. Dagegen
begehren Bundesärztekammer und die Facharztverbände, der BDR in Zusammenarbeit mit
dem SpiFa, beständig auf.
Der BDR führt die Gespräche mit der KBV fort – in Bezug auf den EBM gestalten diese
sich jedoch als zäh. Es geht dabei auch um die Überprüfung eventueller struktureller
Fehler in der bisherigen Radiologiebewertung. Gebührenordnungs-Verhandlungen bedürfen
eines langen Atems, kurzfristige Erfolge sind selten. Dr. Klaus Hamm hatte in einem
beachtlichen Vortrag die Entwicklung des EBM/GOÄ aufgezeigt.
Teleradiologie-Lösung des BDR
Teleradiologie-Lösung des BDR
Der BDR hat eine Arbeitsgruppe zu Teleradiologie etabliert, die kontinuierlich an
einem eigenen Angebot für die digitale Bildübertragung arbeitet. Darüber wurde in
der Delegiertenversammlung 2021 bereits berichtet und ist nachzulesen im Februar-Radiologen
2021 (Übermittlung radiologischer Bilddaten in Befundungsqualität am Start der „Arena für
digitale Medizin“).
Das Bilddatenvolumen in der Radiologie beträgt jährlich ca. 8 Petabyt. Eine Größenordnung,
die von den Akteuren, KIM und Gematik, anfangs komplett unterschätzt wurde, konnte
in der bisherigen offiziellen Konzeption nicht umgesetzt werden. Damit die Radiologie,
die radiologischen Befunde bei ePa oder sonstigen Lösungen, nicht auf der Strecke
bleiben, arbeitet der BDR an einer dezentralen Lösung mit Zugriff auf die PACS-Systeme
der Radiologen, mit größtmöglicher Verfügbarkeit. Ausschlaggebend für das Funktionieren
eines solchen Systems sind Bilddaten, die in Befundungsqualität, ohne Parallel-oder
Zusatzsysteme, z. B.JPG oder Patienten-Souveniers, übermittelt werden können. Der
BDR ist deshalb jetzt gemeinsam mit Mio42, einer Gesellschaft der KBV, die innerhalb
der ePA die Struktur für Bild- und Befundaustausch zusammen mit Gematik regelt, aktiv
(Dank an Dr. Lucas Gasenzer, Bremen), um die Umsetzung der spezifischen radiologischen
Aspekte für die Daten-Übertragung zu gewährleisten.
Pilotprojekte werden derzeit in Sachsen (SaxPACS) und Bremen etabliert.
-
offene, herstellerunabhängige hardwarebasierte Schnittstelle
-
temporäre VPN Verbindung über gesicherten Server in Deutschland
-
jede Verbindung wird rückstandsfrei gelöscht
-
keine Zwischenspeicherung von Daten
Der Effekt, der von diesen Pilotregionen erwartet wird, soll sich bundesweit etablieren.
Dann soll die Umsetzung über die ePA und Mio42 erfolgen.
Neue Leistungen in Vorbereitung
Neue Leistungen in Vorbereitung
Hierbei trägt der BDR inhaltlich die Sacharbeit zur Einführung neuer Leistungen nahezu
in Eigenregie.
Folgende Bereiche stehen derzeit im Fokus:
-
CT des Herzens ist in Bearbeitung (Prof. Sandstede)
-
MRT des Herzens befindet sich in der strategischen Warteschleife (KBV)
-
multiparametrische MR-Prostatografie in Vorbereitung durch die KBV, hier intensive
fachliche
Zuarbeit durch den BDR (insbesondere Dank an Prof. Asbach, Prof. Thierfelder)
Radiologie und Fachgruppengrenzen
Radiologie und Fachgruppengrenzen
Das Urteil des BAY-OLG legitimiert in der PKV die radiologische Leistungsabrechnung
durch Orthopäden. Wir berichteten darüber im Februar-Radiologen RRR 398. Fachfremde MRT ohne nachgewiesene Qualifikation?
„Grillendiskussion"
Auch das ist ein Thema, in welches in den vergangen 12 Monaten Bewegung gekommen ist.
Einerseits merkt der BDR es unmittelbar: Praxisverkäufe wirken sich auf die individuellen
Beiträge der Mitglieder aus. Der BDR reagiert auf diese Entwicklung hin zu großen
überregionalen radiologischen Strukturen und zunehmend angestellten Radiolog:innen
in seinem Personal-Vorschlag zum neuen Vorstand (2022–2026) bereits personell und
inhaltlich.
Die Diskussion um Investoren und Kapitalanlegern im Niedergelassenen ärztlichen Bereich
hat nun aber auch die Politik erreicht. Der Gesundheitsausschuss befasste sich bereits
mehrmals mit dem Thema. Die Bundesärztekammer fordert die Politik auf, hier gesetzliche
Einschränkungen zu etablieren. Die Probleme sind jedoch nicht nur die sogenannten
Heuschrecken, die sich auch durchaus inhomogen verhalten. Ein bedeutender Aspekt ist
darin zu sehen, dass etablierte Praxen keinen ärztlichen Nachwuchs und keine Weiterführungen
in freier Praxis finden. Das kann auch als Auswirkung der jahrzehntelangen misslungenen
Vergütungspolitik bewertet werden, die junge Kolleg:innen vor der hohen Investition
zurückschrecken lässt.
Gremienarbeit in der KBV – Beratender Fachausschuss
Gremienarbeit in der KBV – Beratender Fachausschuss
Dr. Wolfram Schaeben, Vorstandsmitglied und Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz,
ist seit über 20 Jahren nicht nur Mitglied der VV seiner KV, sondern zugleich Vorsitzender
des beratenden FA der FÄ in RLP und seit der vorletzten Legislaturperiode auch stimmberechtigtes
Mitglied des Beratenden Fachausschusses der KBV.
Er plädiert unabhängig von weiteren politischen Aktivitäten des BDR für eine intensive
Gremienarbeit der Radiologie sowohl auf Landes- wie auf Bundesebene. Radiologen sollten
zudem bei den in diesem Jahr anstehenden KV-Wahlen kandidieren und aktiv in den jeweiligen
VVen mitarbeiten. Zudem sollten sie auch Kontakt zu radiologischen Kolleg:innen aufnehmen,
die dies bereits tun, aber nicht im BDR sind.
Praktische Hilfestellung gibt er in Bezug auf die anstehenden TSVG Bereinigungen,
die schon allein mathematisch kaum funktionieren können. Die Bereinigung sollte gerechterweise
in den KVen jedenfalls nicht nur auf Fachgruppenebene, sondern auf Praxisebene erfolgen.
Seine Empfehlung „Unbedingt sofort fristgerecht zumindest formal Widerspruch zu allen
Quartalsabrechnungen ab 04/21 einlegen und dann die Angelegenheit in jeder KV auf
korrekte Umsetzung überprüfen!“.
Wahl des Vorstandes
Dr. Wujciak dankte dem amtierenden Vorstand für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit
und schlug darauf die Kandidaten des neu zu wählenden Vorstands vor.
Es wird dabei zu einer Veränderung kommen: Dr. Klaus Hamm, bisher Vize-Präsident,
wird nicht wieder kandidieren. Dies bedeute aber keinen Rückzug, er werde aus der
2. Reihe ebenso effektiv tätig sein können – seien es die Gebührenordnungen oder das
Teleradiologie-Projekt. Zukünftig werde er im Status eines kooptierten Vorstandsmitglieds
diese Bereiche bearbeiten.
Wie bereits in den früheren Wahlperioden sind dem gewählten Vorstand einige Kolleg:innen
mit speziellen Arbeitsbereichen kooptiert. Kooptierte Mitglieder des Vorstandes stehen
nicht zur Wahl, sie werden vom Vorstand benannt.
Bisher waren dies Dr. Ulrike Engelmayer als Nachwuchsbeauftragte, Dr. Michael Herzau
als Länderausschuss-Vorsitzender, Dr. Stefan Neumann als Verbindungsmann zur DRG.
Wahlergebnisse
1. stellv. Präsident
Prof. Dr. med. Hermann Helmberger
51 Ja / 1 Enth.
2. stellv. Präsident
Sönke Schmidt
52 Ja
Kassenführer
Dr. med. Andreas Bollkämper
45 Ja/ 6 Enth./1 Nein
Schriftführer
Dr. med. Dipl. -Phys. Julian Köpke
51 Ja/1 Enth.
Weiteres Vorstandsmitglied
Prof. Dr. med. Bernd Hamm
49 Ja/3 Nein
Weiteres Vorstandsmitglieder
Dr. med. Wolfram Schaeben
50 Ja/ 1 Nein/1 Enth.
Weiteres Vorstandsmitglied
Dr. med. Ullrich Schricke
43 Ja/9 Nein
Dr. Wujciak befragte jeden Kandidaten, ob er das Amt annehme. Alle bejahten, damit
war der neue Vorstand für die Zeit 2022–2026 gewählt.
Sabine Lingelbach, Berlin