Erschlagen. Mord am Golfplatz. Overbecks 4. Fall
Michael Philipp: Erschlagen. Mord am Golfplatz. Overbecks 4. Fall. Calw: Südwestbuch
Verlag, 2022, 280 Seiten, 13,00 Euro, ISBN 9783964380487
Nachdem nicht wenige Ärzte und Psychotherapeuten, zumal mit zunehmendem Lebensalter,
dem Golfsport ihre Referenz erweisen, wäre der vorliegende Roman auch ohne weitergehende
psychiatrische Bezüge für eben diese Berufsgruppen von Interesse gewesen. Ein Reporter
der neuen Züricher Zeitung wird auf einem soeben eingeweihten niederbayerischen Golfplatz
ermordet aufgefunden. Erschlagen mit einem Golfschläger. Der ehemalige Polizist und
Detektiv Horst Overbeck und seine polizistische Lebensgefährtin Eva Heinrichsen sind
in mehreren Hinsichten in den Fall verwickelt. Wobei es zunächst mehr als den Anschein
hat, dass Machenschaften im Baugewerbe, illegale Absprachen in Baukartelle, hinter
dem Mordfall stehen. Aber wer, außer einem Profi, wäre überhaupt in der Lage, mit
einem Golfschläger einen gezielt tödlichen Schlag auszuführen? Daneben geht es natürlich
auch – aber eben nicht nur – um Beziehungsfragen. Die Problematik eines manisch-depressiven
Bauunternehmers wird geschildert, das tragische Schicksal schwerbehinderter, tabuisierter
Familienangehöriger klingt an und ein wahnhaft seiner Gattin nachspionierender Ehemann
gibt Anlass zur Reflexion des Umstandes, dass sich im realen Leben zu ziemlich alles
vermischt, von Habgier über Erotik, von seelischen Erkrankungen bis zu krimineller
Energie, von den kleinen Problemen des Alltags bis zu epochalen Verwerfungen unter
anderem in umschriebenen Interessengruppen etwa der Wirtschaft. „Erschlagen“ geht
damit weit über das hinaus, was von und in Romanen üblicherweise zu erwarten wäre,
was wiederum angesichts des einschlägigen Autors, der Psychiater Michael Philipp,
dem langjährigen Chefarzt der psychiatrischen Klinik in Landshut, nicht (mehr) überrascht.
Schließlich ist es der 4. Band, in dem er seinen Detektiv Overbeck in der Gegend um
Landshut in kriminalistischer Mission tätig sein lässt. Ein Fachbuch? Sicher nicht.
Aber ein Buch auch für medizinisch-therapeutische Fachleute, die über ihr Fach hinaus
neugierig sind und Spaß an vielschichtig-diffizilen Konstellationen haben, wie sie
guten Romanen eigen sind.
Andreas Hillert, Prien am Chiemsee
Die Zukunft der Gesundheits(fach)berufe
Roy Kühne, Jürgen Graalmann, Franz Knieps (Hrsg.) Die Zukunft der Gesundheits(fach)berufe.
Berlin: MWV Verlag, 2021, 299 Seiten, 49,95 Euro, ISBN 9783432106502
Die Gesundheitsversorgung steht vor großen Herausforderungen und fordert die Weiterentwicklung
der darin Tätigen. Das Tätigkeitsspektrum der Gesundheitsfachberufe muss sich erweitern
und verändern. Die Delegation bislang ärztlicher Leistungen an die Gesundheitsfachberufe
wird allein durch einen steigenden Versorgungsbedarf und Mangel an Ärzten einen zunehmenden
Diskussionsraum einnehmen. Vor diesem Hintergrund verspricht ein Buch viel „Sprengstoff“,
das schon im Vorwort mit der Forderung beginnt: „Kompetenzen stärken und Verantwortung
anbieten“. Die 36 Autoren stellen die Herausforderungen an die Berufe in diversen
Facetten dar und machen deutlich, welchen wesentlichen Beitrag die Berufe in der Versorgung
von morgen leisten können. Nach einem allgemeinen Teil, der die Rolle der Gesundheitsfachberufe
analysiert und deren Potenzial aufzeigt, folgt der Hauptteil mit Einzelkapiteln für
jeden Beruf. In 14 Beiträgen bieten die Autoren viel Diskussionspotenzial. Der abschließende
Teil „Aufbruch 2030“ bündelt Potenzial und Perspektiven und formuliert gemeinsame
Positionen.
Als Grundlage für berufspolitische Diskussionen bietet das Werk viel Informatives,
Innovatives und Kontroverses. Trotz der Heterogenität der Berufe mit teils sehr unterschiedlichen
Rahmenbedingungen und Perspektiven macht das Buch eine Gemeinsamkeit deutlich: Den
Herausforderungen kann nur mit mehr Kompetenz und Verantwortung begegnet werden! Wer
berufs- und gesundheitspolitisch interessiert ist, sollte dieses Buch gelesen haben.
Claudia Kemper, Bremen