Psychiatr Prax 2022; 49(03): 169
DOI: 10.1055/a-1747-6609
Mitteilungen BDK

Bericht aus dem Arbeitskreis Gerontopsychiatrie

Tillmann Supprian
,
Bernd Meissnest
 

    Auch im Jahr 2021 konnte sich der Arbeitskreis Gerontopsychiatrie der BDK nicht in Form einer Präsenzveranstaltung treffen, die Frühjahrstagung erfolgte daher erneut in Form einer „Online“-Tagung per Videokonferenz am 29. und 30. April 2021.

    Inzwischen hatten alle Teilnehmende umfangreiche Erfahrungen mit Videokonferenzen gesammelt, sodass der fachliche Austausch auch „online“ auf einem hohen Niveau erfolgte. Trotzdem: der persönliche Austausch am Rande der Tagung unter vier Augen oder das Knüpfen von neuen Kontakten ist in einer Videokonferenz eben nicht möglich. Der Aufbau von Netzwerken ist somit gerade für neu hinzugekommene Teilnehmerinnen und Teilnehmer besonders erschwert. Der Ablauf der Frühjahrstagung orientierte sich stark am gewohnten Format der Präsenztagungen der vorherigen Jahre, in dem der Präsident der DGGPP zunächst über die Aktivitäten der Fachgesellschaft und aktuelle Entwicklungen berichtete. Auch die Aktivitäten der DAGPP wurden vorgestellt.

    Im Rahmen von Kurzvorträgen wurden von den Teilnehmenden zunächst aktuelle Fragen der Pharmakotherapie bei älteren Menschen diskutiert. In diesem Zusammenhang wurden auch Erfahrungen mit Regressverfahren bei bestimmten Arzneimitteln ausgetauscht. Abschließend wurde die Frage von medikamentösen Behandlungskonzepten bei ADHS im höheren Lebensalter beraten.

    Eine Delfi-Befragung von Expertinnen und Experten in der Alterspsychiatrie zur Lithiumbehandlung im höheren Lebensalter wurde vorgestellt und eine Expertengruppe zusammengestellt. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe werden in der nächsten Frühjahrstagung vorgestellt werden. Anette Richert (Berlin) erläuterte die aktuellen Regelungen der PPP-RL zur quartalsbezogenen Nachweispflicht der personellen Besetzung und dem damit verbundenen bürokratischen Aufwand. Mögliche Konsequenzen für die Kliniken aufgrund der begrenzten Personalressourcen wurden diskutiert. Auch wurde das EPPIK-Projekt vorgestellt, dessen Ziel die Überprüfung des Plattformmodells der Personalbemessung in der Psychiatrie und Psychosomatik ist. Hier bietet sich die Möglichkeit, dass sich die Kliniken mit Repräsentanten einzelner Berufsgruppen aktiv an der geplanten Befragung beteiligen.

    Im abschließenden Erfahrungsaustausch der Kliniken zur COVID-19-Pandemie zeigten sich sehr unterschiedliche pandemiebezogene Konsequenzen für die einzelnen Standorte. Zum Teil hatten sich gravierende Ausbruchsgeschehnisse ereignet mit vielen erkrankten Patienten und auch Todesfällen sowie erheblichen krankheitsbedingten Personalausfällen, einzelne Kliniken schilderten hingegen vergleichsweise wenig Einflüsse auf die Versorgung durch die COVID-19-Pandemie. Es zeigte sich, dass bauliche Besonderheiten in den einzelnen Kliniken für das Management von Ausbruchsgeschehen weitreiche Konsequenzen hatten, der Anteil an Ein- und Zweibettzimmern spielt eine Rolle, aber auch die Möglichkeit segmentierter Stationsbereiche zur Schaffung von Kohorten-Isolierungen erscheint bedeutsam. Die Folgen der fehlenden oder stark reduzierten komplementären Pflege- und Behandlungsangebote für psychisch kranke ältere Menschen wurden eingehend beraten, insbesondere auch mögliche Einflüsse auf suizidales Verhalten älterer Menschen. Während in einigen Einrichtungen gerontopsychiatrische Tageskliniken vollkommen geschlossen wurden, wurde in anderen Kliniken mit z. T. reduzierter Belegung das teilstationäre Angebot aufrechterhalten. Die damit verbundenen organisatorischen Fragen (Symptom-Monitoring, Frequenz von Antigen-Schnelltests) wurden erörtert. Auch das Thema der Erschöpfung von Mitarbeitenden im zweiten Jahr der Pandemie wurde eingehend beraten.

    Die Herbsttagung des Arbeitskreises Gerontopsychiatrie fiel in 2021 zusammen mit der Jahrestagung der Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie (DGGPP) die als Präsenz- und als Onlineveranstaltung vom 13.–15.10.2021 in Essen stattfand. Unter dem Tagungsthema „Gerontopsychiatrie 2021 – Chancen nutzen …“ fanden unterschiedliche Symposien zu spannenden aktuellen Themen wie z. B.: Pandemie und ihre Auswirkung auf die gerontopsychiatrische Versorgung; Gerontopsychiatrie und Geriatrie; Delirprävention; Assistierter Suizid; Alterspsychotherapie u. v. m. statt. Eröffnet wurde die Tagung mit einem Ganztagesseminar zum Thema „Das Leben vom Ende her Denken“. Die Möglichkeit der Präsenzteilnahme gab den Teilnehmern die Chance des Wiedersehens, des Austausches und war eine sehr willkommene Abwechslung zu den auch erfolgreichen Online-Treffen der letzten beiden Jahre.

    Die Frühjahrstagung 2022 ist als Präsenztagung vom 12. bis 13. Mai 2022 im Helios Hanseklinikum, Große Parower Straße 47–53, 18435 Stralsund, geplant.

    Prof. Dr. med. Tillmann Supprian, Dr. med. Bernd Meissnest


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    Korrespondenzadresse

    Prof. Dr. med. Tillmann Supprian
    LVR-Klinikum Düsseldorf
    Kliniken der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
    Bergische Landstraße 2
    40629 Düsseldorf
    Deutschland   

    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    05. April 2022

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