Aktuelle Dermatologie 2022; 48(01/02): 52-53
DOI: 10.1055/a-1719-8393
Mitteilungen JuDerm

Mitteilungen der Jungen Dermatologen des BVDD e. V.

Digitaler Schub: Wie JuDerm aus Zitronen Limonade macht

Was Anfang 2020 mit einem neuartigen Virus irgendwo in Asien begann, wurde schnell – innerhalb von Wochen – zu einer ausgewachsenen Pandemie mit all ihren Konsequenzen. Hier geht es jedoch weder um Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Forschung oder die Gesundheit. Vielmehr möchten wir einen Rückblick auf eine unfreiwillig rasante und letztlich nicht unwillkommene Digitalisierungswelle wagen und unsere Erfahrungen, v. a. aber die fünf wichtigsten Lernings nach knapp 2 Jahren digitaler Kommunikation inklusive Fortbildungsveranstaltungen weitergeben.

Zoom Image
Wie JuDerm aus Zitronen Limonade macht. Bildquelle: © K. Oborny/Thieme

Wir von JuDerm sind stolz darauf, seit unserem 10-jährigen Bestehen als Vorreiter in vielen Belangen rund um die Nachwuchsgewinnung und -unterstützung zu gelten. Schnell hatten wir von Beginn an erkannt, dass wir eine professionelle Website ebenso brauchen wie Social Media-Präsenzen und dass wir als deutschlandweit aufgestelltes Team mit modernsten Kommunikationsmitteln (Telkos, WhatsApp, Vikos) arbeiten müssen und wollen. So weit, so gut und für uns „business as usual“. Doch was brachte die Pandemie neben Masken, Hygienevorschriften und Impfungen nun für uns Neues? Ganz klar: Digitales Arbeiten und „remote“ Arbeiten rückt seit 2020 für alle Branchen und so auch die Medizin in den Fokus. Wo also Video-Sprechstunden, e-Rezepte, e-AU und digitale Gesundheitsakte lange vor sich hinkränkelten und irgendwie nicht in die Gänge kommen wollten, hieß es nun plötzlich „Tempo!“. Wer bis dato mit Apps („DiGAs“) und Co. nicht warm wurde, wer vor Zoom, MS Teams und Skype immer zurückschreckte, für den gab es nun kein Entkommen mehr. Patienten werden nun angehalten, bei Infektions-Symptomen zu Hause zu bleiben und sich die e-AU zuschicken zu lassen. Standard-Meetings, Konferenzen und Tagungen fielen zunächst kurzerhand schmerzlich aus, um später auf Online-Plattformen ganz neu erfunden zu werden, auch unsere eigenen – dazu gleich mehr! Video-Sprechstunden sind plötzlich eine echte Alternative, und auch sonst werden Begriffe wie „kontaktlos“, „remote“ oder „virtuell“ flugs ganz neu bewertet.

Wie eingangs schon erwähnt, ist der Umgang mit all diesen Technologien und Möglichkeiten für uns bei JuDerm längst business as usual. Aber! Was machen wir mit unserer beliebten und mittlerweile regelmäßig stattfindenden Fortbildungsreihe „Fit für die Praxis“? Ausfallen lassen war hier auch für uns nie eine Option, sodass das Konzept „Web-Seminar“ her musste. Hier waren erste Veranstaltungen schnell durchgeplant, eigentlich sahen wir gar nicht so riesige Unterschiede zu einer Power-Point-Präsentation im Konferenzraum eines Hotels (unsere bisherigen Locations). Doch: weit gefehlt!

Unser erstes Learning: Finde das passende Tool!

Auf den digitalen Zug sind – zum Glück! – sehr schnell viele gestandene Technologie-Unternehmen und auch Start-ups aufgesprungen. Ein Spielplatz voller Möglichkeiten für begeisterte Techies wie unsere Digital-Nerds bei JuDerm. Aber Vorsicht! Modern und frisch anmutende Tools mit toller Usability und jeder Menge Features können auch eine Falle sein. Entweder nicht ganz ausgereift oder für unsere Ansprüche deutlich zu wenig Leistung (schon mal 360 hochaufgelöste Dermatoskopie-Fotos hochgeladen?), wurde das ein oder andere Tool von uns buchstäblich in die Knie gezwungen. Wir wollen hier keine Werbung machen, aber sich für den Anfang auf die guten alten Standards wie Zoom, MS Teams oder Google Meet zu verlassen ist sicher ein guter Rat. Parallel kann man ja gern trotzdem mit neuesten Tools experimentieren und dabei vielleicht den ultimativen Knaller entdecken.


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Unser zweites Learning: „Remote“ ist nicht für alle easy!

Was für einen selbst eine alltägliche Selbstverständlichkeit und scheinbar selbsterklärend ist, gilt nicht automatisch für andere. Nur weil wir permanent mit Zoom, Websites, Formularen und Telkos agieren, können wir nicht dieselbe Routine (und Spaß an der Sache) von den zukünftigen Web-Seminar-Teilnehmern erwarten. So haben wir unsere Einladungen zu den Online-Veranstaltungen Monat für Monat immer weiter optimiert, konkretisiert, mit Anleitungen und Erklärungen versehen. Bis heute, also bereits 2 Jahre mit digitalem Leben und Arbeiten später, begleiten wir Registrierungs- und Login-Prozesse „hands-on“, stehen also telefonisch zur Verfügung, lösen technische Probleme seitens Teilnehmer und auch Referenten.


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Unser drittes Learning: Ein Laptop mit Mikrofon und Kamera reicht nicht aus!

Vor jeder Veranstaltung findet ein „Tech-Check“ mit den Referenten statt, um sicherzustellen, dass Bild, Ton und Internetverbindung einwandfrei laufen. In diesem Rahmen haben wir zudem auch schon Bürowände im Hintergrund umdekoriert, Beleuchtungen angepasst oder Kleidungstipps gegeben! Bitte: Als Referent online nie fein gestreifte Sachen tragen und keine Lampen im Rücken leuchten lassen. Als Equipment empfehlen wir ein Headset mit sog. „Active Noise Cancelling“-Funktion (kurz: ANC). Diese Headsets filtern für den Benutzer nicht nur Umgebungsgeräusche aus, sie geben auch nur die Stimme am Mikrofon in die Konferenz weiter, sodass bspw. Hundegebell im Hintergrund für die Teilnehmer ausgeblendet, also nicht zu hören ist. WLAN ist übrigens prinzipiell eine bequeme und moderne Sache, eine Kabelverbindung (LAN) sichert jedoch auch dann noch eine stabile Videoübertragung, wenn Ton und Bild in hoher Qualität und demzufolge mit hohem Datendurchlauf stattfinden und das hauseigene WLAN dafür nicht unbedingt ausgelegt war.


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Unser viertes Learning: Buchstäblich viereckige Augen!

Die Teilnehmer unserer Präsenzveranstaltungen haben es immer echt nett. I. d. R. ist ein kleines Buffet mit Häppchen aufgebaut, kalte Getränke stehen am Platz und 3–5 Meter Entfernung zum Referenten sichern entspanntes Zuhören – auch wenn man mal aufsteht, um sich einen frischen Kaffee und ein paar Kekse nachzuladen. Vor dem Bildschirm lauern jedoch ganz neue Belastungen. Bildschirme flimmern, das belastet die Augen. Oft ist zudem die Übertragung unscharf oder schwankend – noch mehr Belastung. Auch das Zuhören wird durch fehlende Gestik des Referenten deutlich anstrengender. Aufstehen und herumlaufen kommt sowieso nicht so gut, schließlich will man am Bildschirm alles mitverfolgen. Hier gilt es bei allem Fleiß und Ehrgeiz wirklich regelmäßige Pausen einzurichten. Oberste Schmerzgrenze sind nach unserer Erfahrung außerdem 2-tägige Workshops – danach sind alle restlos ausgebrannt.


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Unser fünftes Learning: Kein Handout als Datei

Das Thema Copyright bleibt eines der schwierigsten. Kein Referent möchte – verständlicherweise – seine wertvolle Präsentation so mir nichts, dir nichts unkontrolliert digital in die Welt schicken. Hier werden also maximal abgespeckte Versionen bereitgestellt, oft aber auch strikt nichts. Die Tischvorlagen in Präsenz werden zwar auch zur Verfügung gestellt, aber ein ausgedruckter 12-Seiter ist doch für eine fixe Vervielfältigung deutlich weniger einladend. Außer die Teilnehmer auf fleißiges Notieren hinzuweisen und dem Referenten wenigstens teilweise Vortragsinfos abzuringen haben wir hier noch keine finale Lösung gefunden. Also gern her mit den Ideen!


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Unser Fazit

Wir stehen auf Webinare! Naja – auf die meisten jedenfalls, denn alles hat Vor- und Nachteile. Für manche Web-Seminare wie unser „Spot-on!“, bei dem es um Dermatoskopie geht, ist eine Veranstaltung am Bildschirm nahezu optimal. Jeder Teilnehmer sitzt buchstäblich in der ersten Reihe und hat beste Sicht auf die komplexesten dermatoskopischen Aufnahmen. Zudem können wir viel mehr Teilnehmer als üblich zulassen, da es nahezu keine Kapazitätsbeschränkungen gibt. Unser Kurs für pädiatrische Dermatologie hingegen lebt, auch Dank der tollen Dozentin Prof. Dr. med. Regina Fölster-Holst, von der Interaktion und dem direkten Austausch zwischen ihr und den Teilnehmern. Schwer, dies wirklich remote und virtuell abzubilden. Zudem vermissen wir unsere gemeinsamen Dinner während einer FfdP-Veranstaltung, bei denen Referenten, Teilnehmer und Vertreter der Industrie immer ganz wundervoll ins Gespräch kommen und wir von JuDerm direktes Feedback der jungen Dermatologen bekommen.

Zukünftig werden wir also hybrid planen. Es wird hoffentlich bald wieder unsere beliebten Präsenzveranstaltungen geben, ein paar davon werden wir aber weiterhin als Web-Seminar durchführen. So pendeln wir uns also bei einer gesunden Mischung ein und holen aus jeder Variante das Optimum heraus. Wie heißt es doch so schön: Wenn das Leben dir Zitronen schenkt, dann mach Limonade draus.

Challenge accepted!


Kristin Rosenow, JuDerm im BVDD e. V.


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Publication History

Article published online:
22 February 2022

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