Stouten V.
et al.
Five-year treat-to-target
outcomes after methotrexate induction therapy
with or without other csDMARDs and temporary
glucocorticoids for rheumatoid arthritis in the
CareRA trial.
Ann Rheum Dis 2021 annrheumdis-
2020-219825. doi:10.1136/annrheumdis-
2020-219825
An der randomisierten kontrollierten CareRA-Studie nahmen initial 379 Patientinnen
und Patienten mit einer seit kürzer als einem Jahr bestehenden RA teil,
welche weder mit konventionellen synthetischen krankheitsmodifizierenden
antirheumatischen Medikamenten (csDMARDs) noch mit Glukokortikoiden vorbehandelt
gewesen waren. Auf der Basis der klassischen Prognosefaktoren
(Rheumafaktor/Antikörper gegen citrullinierte Proteine,
Krankheitsaktivität, Röntgenbefunde) bildeten die Forschenden ein
Hoch- und ein Niedrigrisikokollektiv. Im Hochrisikokollektiv kamen
gemäß Randomisierung 3 Strategien zur Remissionsinduktion zum
Einsatz: COBRA Classic (Methotrexat plus Sulfasalazin), COBRA Slim (Methotrexat
Monotherapie) sowie COBRA Avant-Garde (Methotrexat plus Leflunomid). In allen
Fällen erfolgte zusätzlich eine Brückentherapie mit oralem
Prednison in Form eines Step-Down-Protokolls. Die csDMARD-Kombinationstherapien
wurden – sofern es die Krankheitsaktivität zuließ –
im Verlauf auf eine Monotherapie reduziert. Im Niedrigrisikokollektiv kamen 2
Therapieprotokolle zum Einsatz: Das COBRA Slim-Regime sowie ein TSU (Tight Step
Up)-Regime, welches die Methotrexat-Monotherapie ohne orale Glukokortikoide
umfasste. Die Therapie folgte in allen Fällen dem Treat-to-Target-Prinzip.
252 der 322 Patientinnen und Patienten, welche die zweijährige
CareRA-Intervention absolviert hatten, schloss das Forscherteam anschließend
in die auf weitere 3 Jahre ausgelegte CareRA-plus-Studie ein, in deren Rahmen
halbjährliche Nachbeobachtungsuntersuchungen erfolgten. Hierbei
objektivierte das Forscherteam unter anderem die Krankheitsaktivität
mithilfe des DAS28-CRP (Disease Activity Score in 28 Gelenken plus C-reaktives
Protein) und des SDAI (Simplified Disease Activity Index), erfasste die
Therapienebenwirkungen und bildete das funktionelle Ergebnis mithilfe des HAQ
(Health Assessment Questionnaire) ab.
Ergebnisse
203 Studienteilnehmende absolvierten die dreijährige CareRA-plus-Studie. In
der Hochrisikogruppe hatte die Krankheitsaktivität in den ersten 16 Wochen
der CareRA-Studie schnell abgenommen und blieb anschließend über die
gesamten 5 Jahre stabil. Die einzelnen Therapiearme unterschieden sich dabei
bezüglich des DAS28-CRP- und des SDAI-Score nicht wesentlich. Gleiches galt
für den HAQ-Score. In der Niedrigrisikogruppe hatte dagegen das COBRA
Slim-Protokoll sowohl im Hinblick auf die Krankheitsaktivität als auch die
Funktionalität signifikante Vorteile gegenüber der
Methotrexat-Monotherapie. Die Wahrscheinlichkeit für eine Remission war im
Hochrisikokollektiv in allen Behandlungsarmen ähnlich hoch. Im
Niedrigrisikokollektiv hatten dagegen die mit COBRA Slim geführten Personen
erneut einen signifikanten Vorteil. Am Ende der fünfjährigen
Studienzeit hatten insgesamt 56% der 203 Patientinnen und Patienten keine
Therapieintensivierung benötigt: Im Hochrisikokollektiv waren 64, 58 bzw.
48% der mit COBRA Classic, Slim bzw. Avant-Garde behandelten Personen ohne
Therapieeskalation. Im Niedrigrisikokollektiv betraf dies 50% der mit COBRA
Slim- und 52% der mit TSU Behandelten. Im Verlauf der 5 Jahre begannen
22% der Personen eine Biologikatherapie, 25% nahmen länger
als 3 und 17% länger als 6 Monate (außerhalb der
Überbrückungsperiode) Glukokortikoide ein. Bezüglich der
unerwünschten Arzneimittelwirkungen unterschieden sich die 3
Hochrisiko-Therapien nicht. Im Niedrigrisikokollektiv beobachtete das Forscherteam
18 Nebenwirkungen bei 10 Slim- und 36 bei 17 TSU-Behandelten (p=0,048).
Bei der RA im Frühstadium und ungünstigen Prognosemarkern, so das
Fazit der Autorinnen und Autoren, haben alle Intensiv-Behandlungsstrategien auf
der Basis von csDMARDs plus Glukokortikoid-Brückentherapie exzellente
5-Jahres-Ergebnisse. COBRA Slim eignet sich dabei für alle Betroffenen:
Das Schema ist bei Hochrisikopatienten ähnlich effektiv wie komplexere
Kombinationstherapien und ist im Niedrigrisikokollektiv dem konservativen
Methotrexat-Step-Up-Protokoll überlegen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell