Kimura Y.
et al.
Optimizing the Start Time of
Biologics in Polyarticular Juvenile Idiopathic
Arthritis: A Comparative Effectiveness Study of
Childhood Arthritis and Rheumatology Research
Alliance Consensus Treatment Plans.
Arthritis
Rheumatol 2021;
73: 1898-1909
DOI:
10.1002/art.41888
Diese Fragestellung beleuchtete ein Team US-amerikanischer und kanadischer
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mithilfe der prospektiven registerbasierten
STOP-JIA-Studie. Die Forschergruppe wertete die Daten von 400 Kindern und
Jugendlichen aus, die im Alter≤19 Jahre an einer JIA erkrankt und zwischen
2015 und 2018 in ein von der Childhood Arthritis and Rheumatology Research Alliance
(CARRA) gegründetes Register aufgenommen worden waren. Die Behandlung der
Betroffenen erfolgte entsprechend dreier, von der CARRA-Initiative entwickelter
standardisierter Konsensus-Therapieprotokolle: In 257 Fällen (64%)
wurde ein Step-Up-Plan angewendet (initial nichtbiologische DMARD-Monotherapie, wenn
nötig Hinzunahme eines Biologikums), in 100 Fällen (25%) ein
Protokoll mit frühzeitiger Kombinationstherapie (gleichzeitiger Start von
DMARD und Biologika) und in 43 Fällen (11%) ein Protokoll auf der
Basis einer initialen Biologika-Monotherapie. Als primären Studienendpunkt
definierte das Forscherteam die klinisch inaktive Erkrankung ohne Glukokortikoide
12
Monate nach Therapiebeginn gemäß der vorläufigen ACR
(American College of Rheumatology)-Kriterien. Weitere Endpunkte bildeten die mittels
PROMIS (Patient-Reported Outcomes Measurement Information System) objektivierte
Schmerzbelastung und Mobilität, die mittels Juvenile Arthritis Disease
Activity Score in 10 Gelenken (JADAS-10) objektivierte Krankheitsinaktivität
sowie das mittels ACR Pediatric 70 (Pedi 70) objektivierte Therapieansprechen.
Ergebnisse
Von 328 Studienteilnehmenden, darunter 217 der mittels Step-Up-, 78 der mittels
frühzeitiger Kombinationstherapie sowie 33 der mit Biologika-Monotherapie
behandelten Kinder und Jugendlichen – lagen Informationen zum
primären Studienendpunkt nach 12 Monaten vor. Die Analyse unter
Propensity-Score-Matching und multipler Imputation ergab: 38% der nach dem
Step-Up-, 47% der frühzeitig mittels DMARD-Biologika-Kombinationen
und 34% der primär mit Biologika behandelten Patientinnen und
Patienten erreichten nach 12 Monaten ohne Glukokortikoidmedikation einen klinisch
inaktiven Krankheitszustand (p=0,39). Eine inaktive Erkrankung ohne
Glukokortikoide gemäß JADAS-10 stellte die Arbeitsgruppe bei 43, 59
bzw. 47% der Kinder und Jugendlichen fest (p=0,05). Der Vergleich
des Step-Up-Protokolls mit der frühzeitigen Kombinationstherapie ergab dabei
eine statistisch signifikante Differenz. Ein Therapieansprechen
gemäß ACR Pedi 70 erreichten 62, 81 bzw. 64% der
Patientinnen und Patienten der 3 Gruppen. Hier war die frühzeitige
Kombinationstherapie dem Step-Up-Protokoll erneut signifikant überlegen.
Aufgrund der geringen Fallzahlen, so die Forscherinnen und Forscher, sind diese
Beobachtungen allerdings nicht belastbar. Im Hinblick auf die subjektiven
PROMIS-Endpunkte beobachteten sie unter allen 3 Therapieprotokollen im Wesentlichen
eine Verbesserung, signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen bestanden hier
allerdings nicht. Insgesamt erlitten die Studienteilnehmenden 20 schwere
unerwünschte Arzneimittelwirkungen, bei welchen es sich
hauptsächlich um Infektionen handelte.
Alle 3 von der CARRA-Initiative entwickelten Strategien zur Therapie der
polyartikulären JIA , welche sich im Hinblick auf den Zeitpunkt des
Biologika-Einsatzes unterscheiden, führen nach 12 Monaten
ähnlich häufig zu einer klinisch inaktiven Erkrankung ohne
Glukokortikoidmedikation gemäß ACR-Definition, schlussfolgern
die Autorinnen und Autoren. Der beobachtete Therapievorteil
gemäß JADAS-10 bzw. ACR Pedi 70 bei frühzeitiger
Kombinationsbehandlung bedarf einer Bestätigung durch weitere
Untersuchungen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell