Neonatologie Scan 2023; 12(01): 69-80
DOI: 10.1055/a-1684-6313
CME-Fortbildung

Small for Gestational Age – neue Aspekte zum SGA-Syndrom

Authors

Der Begriff „Small for Gestational Age“ (SGA) beschreibt nicht allein das „Mangelgeborene“ zur Geburt. Er umfasst als SGA-Syndrom neben den unmittelbar postnatalen Symptomen und Problemen eine Vielzahl von Folgeproblemen und Spätfolgen Betroffener, die einer fachgebietsübergreifenden interdisziplinären Betreuung bedürfen. Im Kindes- und Jugend- als auch später im Erwachsenenalter sind verschiedene Fachgebiete beteiligt.

Kernaussagen
  • Small-for-Gestational-Age-Babys sind Neugeborene, die mit ihrem Geburtsgewicht und/oder ihrer Geburtskörperlänge unterhalb von 2 Standardabweichungen (–2 SD) bezogen auf die reifegleiche populationsspezifische Norm liegen.

  • In der praktischen Neonatologie wird i.d.R. die 10. Perzentile unterhalb der populationsspezifischen Norm zur Abgrenzung von SGA-Neugeborenen von Appropriate for Gestational Age (AGA-Neugeborene) herangezogen und der Begriff hypotrophes Neugeborenes verwendet.

  • Neben der genetisch determinierten, nicht immer pathologischen „Kleinheit“ beim SGA-Neugeborenen können maternale, plazentare und fetale Ursachen zur Manifestation einer fetalen Wachstumsrestriktion (FGR) führen.

  • Zur Geburt muss nach exakter Messung des Geburtsgewichts, der Geburtskörperlänge und des Kopfumfangs die somatische Klassifikation durch Einordnung der Körpermesswerte in das 2-dimensionale Perzentilwertschema nach Schwangerschaftsdauer und Körpermesswert erfolgen.

  • Die somatische Klassifikation muss unmittelbar nach der Geburt vorgenommen werden, um Risikoneugeborene zu identifizieren, die eine besondere postnatale Überwachung benötigen.

  • Etwa 90% der SGA-Neugeborenen zeigen ein Aufholwachstum. Dieses findet meist in den ersten 6 Lebensmonaten statt und wird nach dem 2. Lebensjahr kaum noch beobachtet.

  • SGA-Neugeborene ohne adäquates Aufholwachstum erreichen ihre genetisch determinierte Zielgröße nicht. Ihr Kleinwuchs im Erwachsenenalter korrespondiert mit einer erhöhten Morbidität an Erkrankungen des metabolischen Formenkreises.

  • Zur Förderung des Aufholwachstums ist seit 2003 die Behandlung von kleinwüchsigen ehemaligen SGA-Neugeborenen mit Wachstumshormonen zugelassen. Die Indikationsstellung und die Führung der Behandlung sollte in den Händen von Fachärzten mit der Zusatzbezeichnung „Kinder-Endokrinologie“ liegen.



Publication History

Article published online:
15 February 2023

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