Abkürzungen
APR:
Apremilast
bDMARD:
biologische DMARD
CED:
chronisch-entzündliche Darmerkrankung
csDMARD:
konventionelle synthetische DMARD
DMARD:
krankheitsmodifizierende antirheumatische Therapie
GC:
Glukokortikoide
MTX:
Methotrexat
NSAR:
nichtsteroidale Antirheumatika
PsA:
Psoriasisarthritis
RA:
rheumatoide Arthritis
RCT:
randomisierte kontrollierte Studie
SpA:
Spondyloarthritis
tsDMARD:
gezielt synthetische DMRD, targeted synthetic DMARD
Stand der Dinge
Die Psoriasisarthritis (PsA) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Bewegungsapparats,
die zur Gruppe der seronegativen Spondyloarthritiden (SpA) gezählt wird. Sie zeigt
eine starke Assoziation zur Psoriasis der Haut, die i. d. R. entweder bereits vor
Auftreten der Gelenkentzündung besteht (meistens) oder gleichzeitig mit dieser auftritt.
Selten ist diese bei Auftreten der Gelenkentzündung (noch) nicht vorhanden. Das klinische
Bild der PsA ist heterogen und umfasst periphere Arthritis, Enthesitis, Daktylitis,
den axialen Befall sowie Haut-/Nagelveränderungen. Die Therapieauswahl ist entsprechend
dem Manifestationsmuster und anderen Faktoren wie Komorbiditäten, soziale Faktoren,
Applikationsform und Begleiterkrankungen individuell festzulegen. Die PsA kann mit
der klassischen Psoriasis vulgaris, aber auch mit anderen Formen der Psoriasis (z. B.
Psoriasis inversa, Psoriasis guttata, Psoriasis pustulosa) vergesellschaftet sein.
Eine gesicherte Assoziation der PsA zu spezifischen phänotypischen Manifestationen
der Schuppenflechte besteht nicht. Trotzdem weisen Patienten mit einer Nagelpsoriasis
ein bis zu 3-fach erhöhtes Risiko für das Auftreten einer PsA auf. In der Vergangenheit
wurde die PsA lange als eine mit der rheumatoiden Arthritis (RA) vergleichbare, oft
milder verlaufende Form dieser Erkrankung begriffen. In den letzten Jahren konnte
aber durch pathophysiologische Untersuchungen, nicht zuletzt durch Genomanalysen,
die Eigenständigkeit dieses Erkrankungsbilds als Teil der SpA, der fundamental unterschiedlich
zur RA ist, gezeigt werden. Vergleichende Untersuchungen von frühen Manifestationen
von PsA und RA wiederum zeigen vergleichbare Ausprägungen der Krankheitsaktivität,
sodass auch nicht von einem generell milderen Verlauf beider Erkrankungsbilder ausgegangen
werden kann. Obwohl die Patienten durch ihre Ersterkrankung der Psoriasis als Risikopatienten
für muskuloskelettale Entzündungen leicht zu identifizieren sind, dauert es auch heute
oft noch 4 Monate, bis die Zuweisung zum Rheumatologen erfolgt und eine zielgerichtete
Therapie zur Kontrolle der Entzündung und von Verhinderung von Schäden eingeleitet
wird.
Bestehende Therapieempfehlungen und deren Limitationen
Bestehende Therapieempfehlungen und deren Limitationen
Ergebnisse einer Vielzahl von klinischen Studien zur Behandlung der Psoriasis (vulgaris)
sind aus den letzten Jahren verfügbar. Seit 2011 kann hierbei auf eine S3-Leitlinie
zurückgegriffen werden, die 2017 aktualisiert wurde [1]. Für die PsA fehlt aktuell eine nationale Leitlinie; als Hilfestellung für die Therapieauswahl
werden bestehende internationale Empfehlungen herangezogen.
Aktuell werden im Wesentlichen 3 internationale Therapieempfehlungen in der klinischen
Routine zur Steuerung der PsA-Therapie genutzt: die Empfehlungen des American College
of Rheumatology (ACR), der European League Against Rheumatism (EULAR) sowie der Group
for Research and Assessment of Psoriasis and Psoriatic Arthritis (GRAPPA) [2]
[3]
[4].
Diese Empfehlungen basieren auf der Literaturrecherche aller vorliegenden publizierten
Studiendaten zum Zeitpunkt der Erstellung mit Zuordnung der Evidenzen für die Behandlung
der PsA und ihrer Manifestationsformen. Zudem unterscheidet die GRAPPA-Gruppe auch
den Schweregrad der jeweiligen Manifestation, der durch die dermatologische und rheumatologische
Expertengruppe in mild, moderat und schwer eingeteilt wurde.
Das klinische Erscheinungsbild der PsA kann sehr unterschiedlich aussehen. Verschiedene
internationale Therapieempfehlungen stehen für die Auswahl der Therapie der PsA zur
Verfügung. Eine nationale Leitlinie fehlt bislang.
Zugelassene Therapieoptionen zur Behandlung der Psoriasisarthritis
Zugelassene Therapieoptionen zur Behandlung der Psoriasisarthritis
In den vorliegenden Therapieleitlinien wird als Erstlinientherapie der PsA-Behandlung
weiterhin der Einsatz von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) empfohlen. Diese
können sowohl bei Symptombeginn, aber auch vor Diagnosesicherung eingesetzt werden.
Im Versorgungsalltag sollte man bei Einsatz dieser Medikamentengruppe auf die substanzspezifischen
gastrointestinalen, kardiovaskulären sowie renalen Risiken achten.
Der Einsatz systemischer Glukokortikoide (GC) spielt in der PsA-Behandlung nur eine
untergeordnete Rolle. Die intraartikuläre Injektion von GC zur Behandlung von mono-
oder oligoartikulärem Befallsmuster oder als Ergänzung zu einer bestehenden Therapie
mit krankheitsmodifizierenden antirheumatischen Therapien (DMARD) kann in Erwägung
gezogen werden.
Der Einsatz der DMARD erfolgt nach gesicherter Diagnosestellung und anhaltender Symptomatik.
Hierbei werden konventionelle synthetische DMARD (csDMARD), für die teils nur eine
geringe Anzahl aussagekräftiger Daten klinischer Studien gezielt für die Behandlung
der PsA vorliegen, von biologischen DMARD (bDMARD), die zielgerichtet Zytokine, die
in der Pathogenese der PsA involviert sind, inhibieren oder T-Zellen modulieren, unterschieden
([Tab. 1], [Abb. 1]).
Tab. 1
Übersicht der für die Psoriasisarthritis zugelassenen Therapien, der für die Psoriasisarthritis
spezifischen Dosierung sowie der Charakteristika für deren Applikation.
Substanzklasse
|
Präparat
|
Inhibition auf Zytokin Ebene
|
Applikationsform
|
Dosierung für PsA
|
sDMARD
|
Methotrexat
|
Purinsynthese-Inhibition
|
p. o./s. c.
|
10–25 mg/Woche
|
Leflunomid
|
Pyrimidinsynthese-Inhibition
|
p. o.
|
10–20 mg/Tag
|
tsDMARD
|
Apremilast
|
PDE4
|
p. o.
|
30 mg 2-mal tgl. nach Aufdosierung
|
Tofacitinib
|
JAK1/2/3
|
p. o.
|
5 mg 2-mal tgl.
|
bDMARD
|
Etanercept
|
TNF alpha – Rezeptorfusionsprotein
|
s. c.
|
25 mg 2-mal/Woche 50 mg 1-mal/Woche
|
Infliximab
|
TNF alpha – monoklonaler Antikörper
|
i. v.
|
5 mg/kg KG in Woche 0, 2, 6, dann alle 8 Wochen
|
Adalimumab
|
TNF alpha – monoklonaler Antikörper
|
s. c.
|
40 mg alle 2 Wochen
|
Golimumab
|
TNF alpha – monoklonaler Antikörper
|
s. c.
|
50 mg alle 4 Wochen
|
Certolizumab pegol
|
TNF alpha – pegylierter Antikörper
|
s. c.
|
Aufdosierung 400 mg alle 2 Wochen bis Woche 4, dann 200 mg alle 4 Wochen
|
Ustekinumab
|
IL12/23
|
s. c.
|
Aufdosierung in Woche 0, 4, dann 45 mg alle 12 Wochen 90 mg alle 12 Wochen (ab 90 kg KG)
|
Secukinumab
|
IL17A
|
s. c.
|
Aufdosierung in Woche 0, 2, 4, dann 150 mg alle 4 Wochen 300 mg alle 4 Wochen
|
Ixekizumab
|
IL17A
|
s. c.
|
160 mg in Woche 0, dann 80 mg alle 2 Wochen bis Woche 12, dann alle 4 Wochen
|
Abatacept
|
T-Zell-Modulation
|
i. v. oder s. c.
|
125 mg s. c. pro Woche oder 500–1000 mg (gewichtsadaptiert) i. v. in Woche 0, 2, 4,
dann alle 4 Wochen
|
Abb. 1 Vergleich der ACR-20-Response-Raten (blau) und der PASI-75-Response-Raten (orange)
der verfügbaren und zugelassenen Therapieoptionen der PsA nach Fachinformation des
jeweiligen Präparats und entsprechend der Dosierung für die Behandlung der Psoriasisarthritis.
Für die Bewertung der Effektstärke sollte hier jeweils auch das Ansprechen der Placebogruppe
bedacht werden. MTX = Methotrexat; LEF = Leflunomid; ADA = Adalimumab; CZP = Certolizumab
pegol; ETA = Etanercept; IFX = Infliximab; GOL = Golimumab; UST1 = Ustekinumab 45 mg Dosierung; UST2 = Ustekinumab 90 mg Dosierung; SEC1 = Secukinumab 150 mg Dosierung; SEC2 = Secukinumab 300 mg Dosierung; IXE1 = Ixekizumab 80 mg Dosierung; IXE2 = Ixekizumab 160 mg Dosierung; APR = Apremilast; TOFA = Tofacitinib; ABA = Abatacept.
Konventionelle synthetische DMARD
Methotrexat (MTX) ist das in der Therapie der PsA am häufigsten eingesetzte csDMARD.
Das Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil von MTX ist dem behandelnden Rheumatologen
durch den langjährigen Einsatz in unterschiedlichen Indikationsgebieten bekannt. Für
die Behandlung der PsA liegen begrenzte und in Bezug auf dessen Effektivität nicht
eindeutige Studiendaten vor: So wurde z. B. in der MIPA-Studie (RCT) durch den Einsatz
von MTX keine signifikante Verbesserung im Vergleich zu Placebo in den meisten der
gemessenen Effektivitätsparameter erreicht [5]. Dagegen konnte in der Subanalyse der offenen TICOPA-Studie wiederum die Wirksamkeit
von MTX in relativ hohen Dosierungen (25 mg pro Woche) bei PsA-Patienten belegt werden
[6].
Neben dem Einsatz von MTX als csDMARD-Therapie stellt Leflunomid eine medikamentöse
Alternative in der klinischen Routine dar. Durch das Vorliegen von Daten verschiedener
klinischer Studien ist das Evidenzniveau von Leflunomid für die Wirksamkeit in der
Therapie von PsA im Vergleich zu MTX überzeugend belegt. In der Zulassungsstudie zeigte
sich die Substanz im Vergleich zu Placebo signifikant wirksam [7]. Da Leflunomid eine limitierte Wirksamkeit auf die Hautbeteiligung zeigt, kommt
es in der klinischen Anwendung hauptsächlich für die Behandlung der muskuloskelettalen
Beteiligungen außerhalb des Achsenskeletts infrage.
Ciclosporin zeigt in der Kurzzeittherapie der PsO gute Effekte, wirkt weniger stark
auf die PsA [8] und ist durch das Sicherheitsprofil in der Anwendung in den Patienten mit reduzierter
Leber- oder Nierenfunktion nur eingeschränkt einsetzbar.
Die Wirksamkeit von Sulfasalazin in der PsA-Behandlung ist in klinischen Studien gut
untersucht [9]. Diese Studien belegen eine mäßige Wirksamkeit auf betroffene Gelenke bei fehlender
Wirkung auf den Hautbefall. Damit ist Sulfasalazin als Reservemedikation (z. B. auch
in besonderen Behandlungssituationen wie Kinderwunsch o. ä.) in der Behandlung der
peripheren Arthritis bei robuster Evidenzlage, aber beschränkter Effektgröße einzuordnen.
Für alle csDMARD-Therapien gilt, dass diese eine klinische Effektivität in der Behandlung
der peripheren Arthritis aufweisen, aber für die Behandlung bei Vorliegen insbesondere
einer Enthesitis, aber auch teils bei Daktylitis, nur ungenügend einsetzbar sind.
Für die Behandlung einer axialen Manifestation der PsA sind alle csDMARD als Behandlungsoption
ungeeignet. Des Weiteren ist zu beachten, dass für keines der genannten csDMARD die
Inhibition der radiografischen Progression sicher gezeigt werden konnte.
Targeted synthetic DMARD
Apremilast (APR) ist ein Phosphodiesterase-4-Hemmer, dessen Zulassung parallel für
beide Indikationen, sowohl für PsA als auch Psoriasis, erfolgte. APR kann in der Indikation
PsA sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit MTX oder anderen csDMARD eingesetzt
werden [10]. Im Placebo-kontrollierten Studienprogramm konnte eine Wirksamkeit sowohl auf die
Haut als auch auf den muskuloskelettalen Befall demonstriert werden. Insbesondere
zeigen erste Subgruppenanalysen, die als Kongressbeiträge veröffentlicht wurden, dass
gerade bei einer moderaten Ausprägung der PsA APR eine Therapiealternative nach csDMARD-Versagen
darstellt. Bezüglich der Wirksamkeit von APR im Einsatz bei axialer Manifestation
liegen keine gesicherten klinischen Daten vor, ebenso fehlen Daten zur Inhibition
der radiografischen Progression. Es zeigt sich in Krankenkassendaten aus den USA und
in Registerdaten und Daten aus Beobachtungsstudien ein gutes Sicherheitsprofil, auch
und gerade bezüglich Infektrisiken.
Die Inhibition des JAK/STAT-Signalwegs scheint auch in der Pathogenese der Psoriasis/Psoriasisarthritis
eine bedeutende Rolle zu spielen. Tofacitinib ist ein oraler Inhibitor von JAK3, JAK1
und in geringerem Maße JAK2. Tofacitinib ist für die Behandlung der Psoriasisarthritis
ausschließlich in der Kombination mit csDMARD zugelassen und zeigt auch in einer kontrollierten
Studie nach TNF-Versagen (OPAL-Beyond-Studie) ein gutes Ansprechen [11]. Des Weiteren ist die Inhibition der radiologischen Progression für diese orale
Therapieoption erstmals nachgewiesen worden. Zudem ist die Therapie auch bei der axialen
Manifestation der PsA effektiv. Darüber hinaus zeigte sich die Substanz ähnlich gut
wirksam nach Versagen einer vorausgegangenen TNF-Inhibition.
Biologische DMARD
Umfangreiche Datensets aus klinischen Studien und ein langer Erfahrungsschatz liegen
für die Behandlung der PsA mittels TNF-inhibierenden Substanzen vor: das Rezeptorfusionsprotein
Etanercept (ETA), monoklonale Antikörper wie Infliximab (IFX), Adalimumab (ADA), Golimumab
(GOL) sowie das pegylierte Fab-Fragment eines Antikörpers Certolizumab-pegol (CZP).
Mehrere randomisierte klinische Studien belegen die Wirksamkeit dieser Substanzklasse
auf sowohl Haut- als auch muskuloskelettale klinische Ausprägung, inklusive axialer
Manifestationen entsprechend den Daten zur ankylosierenden Spondylitis bzw. nicht
radiografischen SpA [9], wobei auf die niedrigere Effektivität von Etanercept auf die Hautpsoriasis hingewiesen
werden sollte. Außer Golimumab sind alle Substanzen dieser Gruppe für beides, sowohl
für die Therapie der Psoriasis als auch der PsA, zugelassen. Hierbei ist die unterschiedliche
Dosierung einzelner Substanzen für die Psoriasis-Therapie zu beachten (höhere Dosierung).
Darüber hinaus zeigt die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern gegen TNF Wirksamkeit
bei den assoziierten entzündlichen Erkrankungen des Darms sowie bei der Uveitis. Zudem
stehen aktuell Biosimilars für einige TNF-inhibierenden Therapien zur Verfügung. Eine
Äquivalenz in der Wirksamkeit zu den Originalpräparaten wurde für die Behandlung von
Patienten mit z. B. RA in den Zulassungsstudien gezeigt.
Ustekinumab (UST), ein IL-12/23-Inhibitor, wurde zunächst für die Behandlung der Psoriasis
entwickelt und zugelassen. In einem direkten Vergleich zeigte sich hier UST bezüglich
der Wirkstärke bei Psoriasis vulgaris einer Anti-TNF-Therapie überlegen. Im PSUMMIT-Studienprogramm,
das die PsA-Therapie adressierte, zeigte sich die Überlegenheit der Therapie in der
Behandlung der PsA im Vergleich zur Placebogruppe. Auch nach csDMARD- oder Biologika-Vortherapie
wurde in einer anderen klinischen Studie eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität
und der Funktion neben der Verbesserung der Krankheitsaktivität beobachtet. Zudem
konnte gerade in Patienten mit überwiegend enthesialem Phänotyp in der kontrollierten
offenen ECLIPSA-Studie gezeigt werden, dass im Vergleich zur Therapie mit TNF-Inhibitoren
eine signifikant höhere Auflösung der Enthesitis (gemessen am SPARCC-Score) erreicht
werden konnte (73,9 % vs. 41,7 %) [12]. Eine sehr gute Therapieadhärenz dieses Wirkprinzips bei der Therapie der PsA zeigen
Daten aus vielen Registern. Zu beachten ist allerdings, dass das Entwicklungsprogramm
zur axialen SpA bei fehlendem Wirknachweis für die Inhibition von IL-(12)/23 eingestellt
wurde.
Secukinumab stellt die erste Substanz mit Inhibition von IL-17A dar. Nach Zulassung
für die Indikation Psoriasis konnte im FUTURE-Studienprogramm auch dessen Effektivität
in der PsA bestätigt werden. Secukinumab zeigt von den Therapien, die für die PsA-Behandlung
zugelassen sind, die stärkste Wirkung auf die Psoriasis [13]. Secukinumab ist darüber hinaus auch für die Behandlung der ankylosierenden Spondylitis
zugelassen.
Der anti-IL17A-monoklonale Antikörper Ixekizumab zeigte eine signifikante Verbesserung
der Hauteffloreszenzen mit annähernder Normalisierung der Hautstruktur bereits nach
6-wöchiger Therapie in der Behandlungsgruppe. Daneben wurde ein rasches Nachlassen
von Juckreiz und eine Verbesserung der Lebensqualität beschrieben [14]. Darüber hinaus zeigte sich die Substanz in einer explizit für diese Fragestellung
designten Studie ähnlich gut wirksam nach Versagen einer vorausgegangenen TNF-Inhibition
(Spirit-P-2-Studie).
Abatacept als T-Zell-modulierende Therapie ist ebenfalls für die Behandlung der PsA
zugelassen und zeigt hier seine höchste Effektivität auf die polyartikulären Manifestationen.
Die Effektivität auf andere Manifestationsformen der PsA ist limitiert.
Für die PsA zugelassene Therapiestrategien umfassen den Einsatz von NSAR, von csDMARD
wie Methotrexat und Leflunomid, von Biologika-Therapien (TNF-Inhibitoren, IL-12/23-Inhibitoren,
IL-17-Inhibitoren, T-Zell-Modulatoren) und von tsDMARD (PDE4-Inhibition, JAKInhibition).
Durch die Untersuchung der pathophysiologischen Vorgänge im Krankheitsprozess der
PsA wurden neben den TNF-Inhibitoren andere Targets identifiziert, deren Hemmung effektiv
den Krankheitsprozess der PsA und der Psoriasis modifiziert.
Randomisierte kontrollierte Studien und deren Relevanz für den Versorgungsalltag
Randomisierte kontrollierte Studien und deren Relevanz für den Versorgungsalltag
Klassische evidenzbasierte Empfehlungen zur Behandlung der PsA gestalten sich schwierig.
Aufgrund der ausgeprägten Heterogenität der Erkrankung und der oft aus der RA entliehenen
Studiendesigns der randomisierten kontrollierten Studien (RCT) eignen sich deren Studienendpunkte
kaum als Basis einer individuellen Therapieentscheidung. Die wesentlichen Studien
zur PsA nutzen einen Arthritis-/Synovitis-Score als Endpunkt (ACRResponse) und schließen
in die Studien häufig ausschließlich Patienten mit polyartikulärem Befallsmuster ein.
Der Versorgungsalltag beinhaltet aber häufig Patienten mit einer Vielzahl verschiedener
Manifestationen in unterschiedlichster Ausprägung, sodass gerade auch sekundäre Endpunkte
aus Studien, Daten aus Registern und Beobachtungsstudien und klinische Erfahrungswerte
in Empfehlungen einfließen müssen, um eine Optimierung der Patientenversorgung zu
erreichen.
Optimale Therapieauswahl nur als mehrschrittiger Prozess
Bei der Auswahl des individuell geeigneten Behandlungsregimes einzelner Patienten
sollte daher mehrschrittig vorgegangen werden. Neben der klinisch-phänotypischen Charakterisierung
des Patienten nehmen auf die Auswahl des Medikaments auch potenzielle Begleiterkrankungen,
Langzeitsicherheitsaspekte, Kontraindikationen und Behandlungseinschränkungen, Applikationsformen
und der Patientenwunsch Einfluss ([Abb. 2]).
Abb. 2 Beispiel einer mehrschrittigen Vorgehensweise zur Auswahl der optimalen individualisierten
Therapiestrategie eines PsA-Patienten.
Wirksamkeit
Für die periphere Arthritis liegen generell die besten Daten vor, da die Studien bezüglich
dieses Endpunkts designt sind. Die potentesten Therapien zur Behandlung der Arthritis
sind die TNF-Inhibitoren, die IL-17-Inhibitoren und auch Tofacitinib, etwas geringer
erscheint die Wirkstärke von Ustekinumab in der niedrigen Dosis von 45 mg alle 3 Monate
und auch von Apremilast. Leflunomid zeigte eine signifikant gegenüber Placebo nachweisbare
Wirkung auf die periphere Arthritis bei PsA in einer RCT, bei MTX ist die Evidenzlage
bei fehlenden positiven kontrollierten Studien geringer. Aus der klinischen Erfahrung
heraus bzw. aus Kohortenstudien und klinischen Studien ohne Placebo-Kontrolle ist
allerdings eine ähnliche Wirkstärke anzunehmen.
Die Sehnenansatzentzündung (Enthesitis) ist ein typisches klinisches Merkmal der PsA
und der SpA im Allgemeinen. Alle Biologika-Therapien haben hier ihre Wirksamkeit gezeigt,
wobei Wirkprinzipien gegen IL-17/IL-23 mindestens in offenen Studien, aber auch in
sekundären Endpunkten einzelner randomisierter Studien Vorteile gegenüber einer TNF-Inhibition
aufzuweisen scheinen. Auch Apremilast und Tofacitinib zeigen Wirksamkeit auf diese
Manifestation, während die konventionellen Basistherapeutika hier sicher nicht Mittel
der ersten Wahl sind.
Bei der Daktylitis gilt ähnliches wie für die Enthesitis, allerdings sind hier die
konventionellen Basistherapeutika sicherlich teilweise wirksam.
Bei der Beteiligung des Achsenskeletts (Spondyloarthritis) sind die konventionellen
Basistherapeutika nachweislich unwirksam. Daten zur ankylosierenden Spondylitis zeigen
eine gute Wirksamkeit sowohl für die TNF-Inhibitoren als auch für die IL-17-Inhibitoren,
während die neueren Klassen der selektiven IL-23-Inhibitoren keine Effekte in dieser
Indikation aufweisen. Allerdings zeigen Daten zur Verbesserung der axialen Symptomatik
aus älteren Studien zu Ustekinumab durchaus klinische Verbesserungen für diesen Bereich.
Daher ergibt sich nun die Diskussion, ob die axiale Manifestation der PsA klinisch,
pathophysiologisch und bildmorphologisch ggf. getrennt von der klassischen axialen
SpA bzw. ankylosierenden Spondylitis zu betrachten ist, und nicht, wie bislang geschehen,
Daten aus der axialen SpA bzw. ankylosierenen Spondylitis auf die axiale Manifestation
der PsA übertragen werden können. Der IL-17-Inhibitor Secukinumab hat als erste Substanz
in einer Studie spezifisch für axiale PsA seine Wirksamkeit in dieser Manifestation
sicher belegt [15]. Daten zu Apremilast in der axialen SpA liegen derzeit nicht vor. Tofacitinib zeigt
sich ebenfalls in der axialen SpA wirksam.
Sicherheit
Generell sind die Basistherapeutika zur Langzeittherapie der PsA gut geeignet, wobei
spezifische Risiken einzelner Substanzen, teils basierend auf dem Wirkmechanismus,
zu berücksichtigen sind. Allen Therapien ist das prinzipielle Risiko für Infektionen
zu eigen, insbesondere bei TNF-Inhibitoren muss vor Einleitung eine latente Tuberkulose
sicher ausgeschlossen werden, da es hier zur Reaktivierung der Tuberkulose kommen
kann. IL-17-Inhibitoren sind mit einem Risiko für Candida-Infektionen entsprechend
dem Wirkmechanismus assoziiert. Zudem sollten diese Substanzen nicht bei chronisch-entzündlichen
Darmerkrankungen eingesetzt werden. Der JAK-Inhibitor Tofacitinib ist assoziiert mit
einem gesteigerten Risiko für Herpes-Zoster-Infektionen und bedarf hier einer gezielten
Überwachung. Aus Registern und Krankenkassendaten zeigen sich insbesondere die Therapien
mit Ustekinumab und Apremilast als sehr gute und sichere Langzeitoptionen.
Kontraindikationen und Anwendungsbeschränkungen
Direkt vergesellschaftet mit Fragen zur Sicherheit sind potenzielle Kontraindikationen,
in welchen sich die unterschiedlichen Substanzen ebenfalls unterscheiden (s. [Abb. 2]).
Assoziierte Erkrankungen
Wenn auf Basis der genannten Primäreigenschaften eines Medikaments, nämlich der Wirksamkeit
in dieser spezifischen Indikation und der Sicherheit, eine Auswahl geeigneter Therapien
für die individuellen Patienten getroffen wurde, werden im weiteren Schritt potenziell
assoziierte Erkrankungen und Begleiterkrankungen herangezogen, um die Auswahl des
individuell geeigneten Medikaments weiter zu verfeinern. Zwei wesentliche Erkrankungen,
die mit der PsA assoziiert sind, sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)
und Uveitiden. Hierbei gilt zu beachten, dass eine assoziierte CED durch monoklonale
Antikörper gegen TNF und IL-12/23-Inhibitoren mitbehandelt werden kann, während IL-17-Inhibitoren
bei aktiver CED nicht zum Einsatz kommen sollen. Bei Uveitiden sind die TNF-Inhibitoren
derzeit die geeignetste Therapiewahl, um hier ebenfalls positive Effekte zu generieren.
Darreichungsform
Im nächsten Schritt der Auswahl des Medikaments kommen dann die Formen der Applikation
zum Tragen, bei dem dann v. a. auch der Wunsch des Patienten (Shared Decision) Einfluss
finden sollte. Während die Biologika parenteral zu applizieren sind (i. v. oder s. c.),
werden die konventionellen Basistherapeutika oral verabreicht, ebenso wie die tsDMARD
wie Apremilast und Tofacitinib. Des Weiteren unterscheidet sich die Therapie in ihrer
Applikationshäufigkeit/ihrem Applikationsintervall, was in der individuellen Therapieauswahl
zu bedenken ist.
Neben den Ergebnissen aus klinischen Studien zur Wirksamkeit der Therapie in den einzelnen
Manifestationen spielen weitere Faktoren wie Sicherheitsaspekte, Kontraindikationen
und Anwendungsbeschränkungen sowie assoziierte Erkrankungen und die Applikationsform
eine wesentliche Rolle. Daher sollte für die Therapieauswahl ein mehrschrittiger Prozess
erfolgen, um die optimale individuelle Therapie der PsA zu gewährleisten.
Zitierweise für diesen Artikel
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DtschMed Wochenschr 2020; 145: 773–780, DOI: 10.1055/a-0964-0231