Frage: Was versteht man unter dem SCORAD?
„Scoring atopic Dermatitis“ – ein klinischer Score zur Erfassung des Schweregrads
einer atopischen Dermatitis.
Der SCORAD ist ein Standardinstrument für das Erfassen der Krankheitsaktivität bei
Patienten mit atopischer Dermatitis, sowohl bei Erstvorstellung als auch im Verlauf.
Frage: Welche Parameter werden im SCORAD erfasst?
Der Untersucher bewertet klinische Parameter wie Rötungen, Ödeme, Lichenifikationen
und Erosionen auf einer Skala von 0 (nicht vorhanden) bis 4 (sehr stark) sowie den
Prozentsatz der betroffenen Körperoberfläche. Zusätzlich gibt der Patient auf einer
visuellen Analogskala von 0–10 Schlafbeeinträchtigung und Juckreiz an.
Der SCORAD wird insbesondere in Europa zur Beurteilung der Intensität des Krankheitsverlaufs
bei atopischer Dermatitis eingesetzt. Er eignet sich v. a., um ein Therapieansprechen,
z. B. bei einer stationären Behandlung oder im Rahmen einer klinischen Studie, zu
dokumentieren.
Frage: Was sind typische Prädilektionsstellen von Ekzemen bei Patienten mit atopischer
Dermatitis (Neurodermitis)?
Die großen Beugen und Handgelenke.
Die klassischen Prädilektionsstellen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind
die Flexuren. Bei Kleinkindern sind die Ekzeme insbesondere im Gesicht, aber auch
am gesamten restlichen Körper zu finden, bei älteren Erwachsenen sind v. a. Hand-
und Fußinnenflächen betroffen.
Frage: Nennen Sie die leitliniengerechte Therapie der Neurodermitis (atopische Dermatitis).
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Stufe I: topische Basistherapie, Vermeidung von Triggerfaktoren
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Stufe II: vorherige Stufe plus topische Kortisonpräparate der Klasse I–II (oder ggf.
topische Kalzineurinantagonisten)
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Stufe III: vorherige Stufen plus topische Kortisonpräparate der Klasse III–IV (oder
ggf. topische Kalzineurinantagonisten)
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Stufe IV: vorherige Stufen plus systemische Immunsuppressiva
UV-Therapie ist häufig ab Stufe II indiziert.
Jeder Patient mit einer Neurodermitis sollte unabhängig von seinem Hautzustand regelmäßig
eine Basistherapie mit rückfettenden Externa durchführen. Beim Auftreten von milden
bzw. moderaten Ekzemen sollten dann die topischen antiinflammatorischen Medikamente
zum Einsatz kommen, die immer zusätzlich zur Basistherapie verwendet werden. Sollte
dadurch keine ausreichende Kontrolle der Ekzeme erreicht werden, kommt eine systemische
Therapie zum Einsatz – z. B. mit Ciclosporin oder Dupilumab, einem monoklonalen anti-IL-4R-Antikörper,
der seit Ende 2017 für die Therapie der Neurodermitis zugelassen ist.
Frage: Was ist die pathophysiologische Grundlage eines allergischen Kontaktekzems?
Es handelt sich um eine allergische Typ-IV-Reaktion.
Bei der allergischen Typ-IV-Reaktion nach Coombs und Gell handelt es sich um eine
T-Zell-vermittelte Immunreaktion, die zumeist frühestens nach 24 Stunden, häufiger
nach mehreren Tagen nach Antigenexposition auftritt.
Frage: An welche Ekzemformen muss man bei einem isolierten Befall der Handinnenflächen
denken?
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atopische Dermatitis beim Erwachsenen
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allergisches Kontaktekzem
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kumulativ-toxisches Ekzem
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dyshidrotisches Handekzem
Beim Vorliegen von Handekzemen ([Abb. 1]) muss neben einer genauen Inspektion des Hauptbefundes auch eine ausführliche Anamnese
erfolgen, die eine mögliche berufliche oder private Exposition mit potenziell toxischen
Substanzen und möglichen Allergenen umfasst. Zusätzlich muss eine Familienanamnese
erstellt sowie ggf. weiterführende Laboruntersuchungen wie bspw. die Bestimmung des
Gesamt-IgE durchgeführt werden.
Abb. 1 Chronisches Handekzem.
Frage: Welche therapeutischen Optionen gibt es beim chronischen Handekzem?
Die symptomatische Therapie richtet sich nach der Ausprägung und dem therapeutischen
Ansprechen des Ekzems und wird bei allen Formen des chronischen Handekzems durchgeführt.
Wichtig ist die ursächliche Therapie in Abhängigkeit von der Anamnese: Irritierende
bzw. die Hautbarriere störende Substanzen (Spülmittel, Zement o. ä.) und mögliche
Kontaktallergene sollten vermieden werden.
Frage: Nach welchen Kriterien wird die Diagnose einer atopischen Dermatitis nach Hanifin
und Rajka gestellt?
Es müssen 3 Haupt- und 3 Nebenkriterien einer atopischen Dermatitis vorliegen.
Die 4 Hauptkriterien einer Neurodermitis sind: chronischer oder chronisch-rezidivierender
Verlauf, Ekzeme in typischer Morphologie und Verteilung, Pruritus und eine positive
Eigen- oder Familienanamnese für Atopie. Zu den Nebenkriterien gehören eine Vielzahl
von Symptomen, u. a. trockene Haut, erhöhtes Gesamt-IgE, Mamillenekzem, Cheilitis,
weißer Dermografismus, eine laterale Rarefizierung der Augenbrauen (Hertoghe-Zeichen)
oder doppelte Lidfalten infraorbital (Dennie-Morgan-Falte).
Frage: Welche Formen des Kontaktekzems gibt es?
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allergisches Kontaktekzem
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akut-toxisches Kontaktekzem
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kumulativ-toxisches Kontaktekzem
Beim akut-toxischen Kontaktekzem tritt bereits nach nur geringem, oftmals einmaligem
Kontakt mit einer hochgradig toxischen Substanz, wie z. B. Säuren oder Laugen, eine
Dermatitis auf. Das insgesamt sehr häufige chronische kumulativ-toxische Kontaktekzem
entwickelt sich über einen längeren Zeitraum bei Kontakt mit nur leicht irritierenden
Stoffen, insbesondere bei Personen, die zusätzlich eine gestörte Hautbarriere aufweisen.
Beim allergischen Kontaktekzem muss zuvor eine Sensibilisierung gegen ein Kontaktallergen
stattgefunden haben.
Frage: Was versteht man unter einem kumulativ-toxischen Kontaktekzem?
Ein nicht allergisches Kontaktekzem, das zumeist an Händen und Unterarmen lokalisiert
ist und häufig durch die wiederholte oder langfristige Einwirkung von austrocknenden
und anderen irritierenden Substanzen ausgelöst wird.
Kumulativ-toxische Kontaktekzeme entwickeln sich zumeist an den Händen und Unterarmen
von hautempfindlichen Personen, die regelmäßig mit irritierenden Substanzen wie Spülmitteln,
Desinfektionsmitteln oder Zement in Kontakt kommen. Ein kumulativ-toxisches Kontaktekzem
kann sich jedoch auch z. B. bei Bettlägerigen mit Stuhlinkontinenz, dann insbesondere
genitoanal, ausbilden.
Frage: Wie wird die Diagnose eines allergischen Kontaktekzems gestellt?
Wegweisend sind:
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die typische Klinik eines akuten oder subakut chronischen Ekzems in passender Lokalisation
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ein möglicher Zusammenhang mit einem potenziellen Kontaktallergen
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ein positiver Epikutantest
Wenn aufgrund der Verteilung der ekzematösen Hautveränderungen und der Anamnese hinsichtlich
beruflicher oder privater Exposition mit potenziellen Kontaktallergenen der Verdacht
auf ein allergisches Kontaktekzem besteht, sollte immer eine Epikutantestung (ECT)
zur Bestätigung dieses Verdachts erfolgen. Umgekehrt sollte ohne Vorliegen eines entsprechenden
klinischen Bildes keine Epikutantestung durchgeführt werden.
Frage: Welche morphologischen Charakteristika kann man bei den verschiedenen klinischen
Phasen eines Kontaktekzems unterscheiden?
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akutes Ekzem: akutes Erythem, Papulovesikel, Vesikel, Erosionen
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subakutes Ekzem: Erythem, Krusten, feinlamelläre Schuppung
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chronisches Ekzem: Hyperkeratosen, Rhagaden, mittellamelläre Schuppung
Die Akuität eines Ekzems kann von großer Bedeutung sein, um den Auslöser bzw. die
Ursache feststellen zu können. Es können mehrere klinische Phasen auch gleichzeitig
vorhanden sein.
Prof. Dr. med. Martin Metz, Berlin
Zitierweise für diesen Artikel
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Kapitel: Metz M. Allergische Dermatosen – Ekzeme.
In: von Stebut E, Maurer M, Berneburg M, Steinbrink K, Hrsg. Facharztprüfung Dermatologie
und Venerologie – 1000 kommentierte Prüfungsfragen. 2. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2020:
50–58. doi:10.1055/b000000044