Aktuelle Dermatologie 2021; 47(12): 520
DOI: 10.1055/a-1668-7259
Facharztfragen

Fragen für die Facharztprüfung

 

Als Auffrischung oder für die Vorbereitung auf die Facharztprüfung veröffentlichen wir in der „Aktuellen Dermatologie“ ab jetzt regelmäßig Fragen aus dem Buch „Facharztprüfung Dermatologie und Venerologie. 1000 kommentierte Prüfungsfragen“.

Allergische Dermatosen – Ekzeme


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Frage: Was versteht man unter dem SCORAD?

„Scoring atopic Dermatitis“ – ein klinischer Score zur Erfassung des Schweregrads einer atopischen Dermatitis.

Der SCORAD ist ein Standardinstrument für das Erfassen der Krankheitsaktivität bei Patienten mit atopischer Dermatitis, sowohl bei Erstvorstellung als auch im Verlauf.

Frage: Welche Parameter werden im SCORAD erfasst?

Der Untersucher bewertet klinische Parameter wie Rötungen, Ödeme, Lichenifikationen und Erosionen auf einer Skala von 0 (nicht vorhanden) bis 4 (sehr stark) sowie den Prozentsatz der betroffenen Körperoberfläche. Zusätzlich gibt der Patient auf einer visuellen Analogskala von 0–10 Schlafbeeinträchtigung und Juckreiz an.

Der SCORAD wird insbesondere in Europa zur Beurteilung der Intensität des Krankheitsverlaufs bei atopischer Dermatitis eingesetzt. Er eignet sich v. a., um ein Therapieansprechen, z. B. bei einer stationären Behandlung oder im Rahmen einer klinischen Studie, zu dokumentieren.

Frage: Was sind typische Prädilektionsstellen von Ekzemen bei Patienten mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis)?

Die großen Beugen und Handgelenke.

Die klassischen Prädilektionsstellen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind die Flexuren. Bei Kleinkindern sind die Ekzeme insbesondere im Gesicht, aber auch am gesamten restlichen Körper zu finden, bei älteren Erwachsenen sind v. a. Hand- und Fußinnenflächen betroffen.

Frage: Nennen Sie die leitliniengerechte Therapie der Neurodermitis (atopische Dermatitis).

  • Stufe I: topische Basistherapie, Vermeidung von Triggerfaktoren

  • Stufe II: vorherige Stufe plus topische Kortisonpräparate der Klasse I–II (oder ggf. topische Kalzineurinantagonisten)

  • Stufe III: vorherige Stufen plus topische Kortisonpräparate der Klasse III–IV (oder ggf. topische Kalzineurinantagonisten)

  • Stufe IV: vorherige Stufen plus systemische Immunsuppressiva

UV-Therapie ist häufig ab Stufe II indiziert.

Jeder Patient mit einer Neurodermitis sollte unabhängig von seinem Hautzustand regelmäßig eine Basistherapie mit rückfettenden Externa durchführen. Beim Auftreten von milden bzw. moderaten Ekzemen sollten dann die topischen antiinflammatorischen Medikamente zum Einsatz kommen, die immer zusätzlich zur Basistherapie verwendet werden. Sollte dadurch keine ausreichende Kontrolle der Ekzeme erreicht werden, kommt eine systemische Therapie zum Einsatz – z. B. mit Ciclosporin oder Dupilumab, einem monoklonalen anti-IL-4R-Antikörper, der seit Ende 2017 für die Therapie der Neurodermitis zugelassen ist.

Frage: Was ist die pathophysiologische Grundlage eines allergischen Kontaktekzems?

Es handelt sich um eine allergische Typ-IV-Reaktion.

Bei der allergischen Typ-IV-Reaktion nach Coombs und Gell handelt es sich um eine T-Zell-vermittelte Immunreaktion, die zumeist frühestens nach 24 Stunden, häufiger nach mehreren Tagen nach Antigenexposition auftritt.

Frage: An welche Ekzemformen muss man bei einem isolierten Befall der Handinnenflächen denken?

  • atopische Dermatitis beim Erwachsenen

  • allergisches Kontaktekzem

  • kumulativ-toxisches Ekzem

  • dyshidrotisches Handekzem

Beim Vorliegen von Handekzemen ([Abb. 1]) muss neben einer genauen Inspektion des Hauptbefundes auch eine ausführliche Anamnese erfolgen, die eine mögliche berufliche oder private Exposition mit potenziell toxischen Substanzen und möglichen Allergenen umfasst. Zusätzlich muss eine Familienanamnese erstellt sowie ggf. weiterführende Laboruntersuchungen wie bspw. die Bestimmung des Gesamt-IgE durchgeführt werden.

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Abb. 1 Chronisches Handekzem.

Frage: Welche therapeutischen Optionen gibt es beim chronischen Handekzem?

  • potente topische Steroide

  • PUVA

  • Ciclosporin

  • systemische Retinoide, wie z. B. Alitretinoin

Die symptomatische Therapie richtet sich nach der Ausprägung und dem therapeutischen Ansprechen des Ekzems und wird bei allen Formen des chronischen Handekzems durchgeführt. Wichtig ist die ursächliche Therapie in Abhängigkeit von der Anamnese: Irritierende bzw. die Hautbarriere störende Substanzen (Spülmittel, Zement o. ä.) und mögliche Kontaktallergene sollten vermieden werden.

Frage: Nach welchen Kriterien wird die Diagnose einer atopischen Dermatitis nach Hanifin und Rajka gestellt?

Es müssen 3 Haupt- und 3 Nebenkriterien einer atopischen Dermatitis vorliegen.

Die 4 Hauptkriterien einer Neurodermitis sind: chronischer oder chronisch-rezidivierender Verlauf, Ekzeme in typischer Morphologie und Verteilung, Pruritus und eine positive Eigen- oder Familienanamnese für Atopie. Zu den Nebenkriterien gehören eine Vielzahl von Symptomen, u. a. trockene Haut, erhöhtes Gesamt-IgE, Mamillenekzem, Cheilitis, weißer Dermografismus, eine laterale Rarefizierung der Augenbrauen (Hertoghe-Zeichen) oder doppelte Lidfalten infraorbital (Dennie-Morgan-Falte).

Frage: Welche Formen des Kontaktekzems gibt es?

  • allergisches Kontaktekzem

  • akut-toxisches Kontaktekzem

  • kumulativ-toxisches Kontaktekzem

Beim akut-toxischen Kontaktekzem tritt bereits nach nur geringem, oftmals einmaligem Kontakt mit einer hochgradig toxischen Substanz, wie z. B. Säuren oder Laugen, eine Dermatitis auf. Das insgesamt sehr häufige chronische kumulativ-toxische Kontaktekzem entwickelt sich über einen längeren Zeitraum bei Kontakt mit nur leicht irritierenden Stoffen, insbesondere bei Personen, die zusätzlich eine gestörte Hautbarriere aufweisen. Beim allergischen Kontaktekzem muss zuvor eine Sensibilisierung gegen ein Kontaktallergen stattgefunden haben.

Frage: Was versteht man unter einem kumulativ-toxischen Kontaktekzem?

Ein nicht allergisches Kontaktekzem, das zumeist an Händen und Unterarmen lokalisiert ist und häufig durch die wiederholte oder langfristige Einwirkung von austrocknenden und anderen irritierenden Substanzen ausgelöst wird.

Kumulativ-toxische Kontaktekzeme entwickeln sich zumeist an den Händen und Unterarmen von hautempfindlichen Personen, die regelmäßig mit irritierenden Substanzen wie Spülmitteln, Desinfektionsmitteln oder Zement in Kontakt kommen. Ein kumulativ-toxisches Kontaktekzem kann sich jedoch auch z. B. bei Bettlägerigen mit Stuhlinkontinenz, dann insbesondere genitoanal, ausbilden.

Frage: Wie wird die Diagnose eines allergischen Kontaktekzems gestellt?

Wegweisend sind:

  • die typische Klinik eines akuten oder subakut chronischen Ekzems in passender Lokalisation

  • ein möglicher Zusammenhang mit einem potenziellen Kontaktallergen

  • ein positiver Epikutantest

Wenn aufgrund der Verteilung der ekzematösen Hautveränderungen und der Anamnese hinsichtlich beruflicher oder privater Exposition mit potenziellen Kontaktallergenen der Verdacht auf ein allergisches Kontaktekzem besteht, sollte immer eine Epikutantestung (ECT) zur Bestätigung dieses Verdachts erfolgen. Umgekehrt sollte ohne Vorliegen eines entsprechenden klinischen Bildes keine Epikutantestung durchgeführt werden.

Frage: Welche morphologischen Charakteristika kann man bei den verschiedenen klinischen Phasen eines Kontaktekzems unterscheiden?

  • akutes Ekzem: akutes Erythem, Papulovesikel, Vesikel, Erosionen

  • subakutes Ekzem: Erythem, Krusten, feinlamelläre Schuppung

  • chronisches Ekzem: Hyperkeratosen, Rhagaden, mittellamelläre Schuppung

Die Akuität eines Ekzems kann von großer Bedeutung sein, um den Auslöser bzw. die Ursache feststellen zu können. Es können mehrere klinische Phasen auch gleichzeitig vorhanden sein.

Prof. Dr. med. Martin Metz, Berlin

Zitierweise für diesen Artikel

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Kapitel: Metz M. Allergische Dermatosen – Ekzeme. In: von Stebut E, Maurer M, Berneburg M, Steinbrink K, Hrsg. Facharztprüfung Dermatologie und Venerologie – 1000 kommentierte Prüfungsfragen. 2. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2020: 50–58. doi:10.1055/b000000044


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Publication History

Article published online:
10 December 2021

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Abb. 1 Chronisches Handekzem.