Cardinal RM.
et al.
Safety and efficacy of direct oral anticoagulants across body mass index groups in
patients with venous thromboembolism: a retrospective cohort design.
J Thromb Thrombolysis 2021;
DOI:
10.1007/s11239-020-02361-8
In die Studie wurden Patient*innen einbezogen, bei denen zwischen November 2012 und
August 2017 erstmalig eine VTE auftrat und die an einem von 4 Standorten des UPMC
in Pittsburgh (University of Pittsburgh Medical Center) mit einem DOAC behandelt wurden.
Die Studienpopulation wurde nach dem BMI stratifiziert und die Ergebnisse dementsprechend
zugeordnet. Patient*innen waren extrem adipös mit einem BMI ≥ 40 kg/m², adipös mit
einem BMI 30–39,9 kg/m², normal/ übergewichtig mit einem BMI zwischen 18,5 und 29,9 kg/m²
und untergewichtig mit einem BMI < 18,5 kg/m².
Das primäre Wirksamkeitsergebnis war der Anteil einer erneuten VTE einschließlich
Lungenembolie und tiefer Venenthrombose zwischen den verschiedenen BMI-Gruppen und
innerhalb von 12 Monaten nach dem Erstereignis. Das primäre Sicherheitsergebnis war
der Anteil einer schweren Blutungskomplikation innerhalb von 12 Monaten in den verschiedenen
BMI-Gruppen.
Im Studienzeitraum erfüllten 1059 Patient*innen die Einschlusskriterien und wurden
für die Auswertung ausgewählt. Extrem adipös waren 142 Patient*innen (13 %), 383 waren
adipös (36 %), 517 wurden als normal/übergewichtig eingestuft (49 %) und 17 Patient*innen
waren untergewichtig (2 %). Die Gruppe der untergewichtigen Patient*innen war überwiegend
weiblich, die Patient*innen der extrem adipösen Gruppe hatten vermehrt Diabetes und
weniger Krebserkrankungen in der Anamnese als die Patient*innen der anderen Gruppen.
Die univariaten Tests und multivariaten Regressionsanalysen ergaben für das primäre
Wirksamkeitsergebnis keine signifikanten Unterschiede (p = 0,58) zwischen den Gruppen.
So lagen die Raten wiederkehrender VTEs bei den extrem übergewichtigen Patient*innen
bei 7,8 % (11/142), bei den adipösen bei 4,7 % (18 /383), bei den normal/übergewichtigen
bei 5,2 % (27/517) und bei den untergewichtigen bei 5,9 % (1/17).
Das primäre Sicherheitsergebnis war hingegen insgesamt signifikant unterschiedlich
(p = 0,026). Die schweren Blutungskomplikationen erreichten 6,3 % (9/142) bei den
extrem übergewichtigen, 10,4 % (40/383) bei den adipösen, 10,1 % (52/517) bei den
normal/übergewichtigen und 29,4 % (5/17) bei den untergewichtigen Patient*innen. Extrem
adipöse und adipöse Patienten hatten eine ähnliche Wahrscheinlichkeit für schwere
Blutungskomplikationen im Vergleich zu den normal/übergewichtigen Personen (OR 0,61,
95 %-KI 0,29–1,26 und OR 1,04, 95 %-KI 0,67–1,61). Bei den untergewichtigen Patient*innen
war im Vergleich zu Personen mit Normal-/Übergewicht die Wahrscheinlichkeit einer
schweren Blutung deutlich höher (OR 3,73, 95 %-KI 1,26–11,0).
Die Auswertung ergab, dass das Wiederauftreten einer venösen Thromboembolie nicht
mit dem BMI assoziiert war. Hinsichtlich des Auftretens schwerer Blutungen waren jedoch
statistisch unterschiedliche Ergebnisse in Abhängigkeit vom BMI erkennbar. Insbesondere,
so das Autorenteam, sollte bei untergewichtigen Patient*innen die Anwendung sorgfältig
und mit engem Monitoring erfolgen.