Aktuelle Dermatologie 2021; 47(12): 524
DOI: 10.1055/a-1661-2534
Derma-Fokus

Studie empfiehlt mehr Menschen auf Kontaktdermatitis zu testen

Mughal AA. et al.
ldeal proportion of the population to be patch tested: How many should we be doing?.

Contact Dermatitis 2021;
DOI: 10.1111/cod.13957
 

Die Kontaktdermatitis macht etwa 4–7 % aller dermatologischen Konsultationen aus. Dabei gilt der Patch-Test als Standarduntersuchung bei allergischer Kontaktdermatitis. Eine Studie aus dem Jahr 1999 empfiehlt einen Referenzwert vom 1:700 (1416 pro 1 Million Einwohner) als Mindestanteil der Bevölkerung, der pro Jahr auf allergische Kontaktdermatitis getestet werden sollte – doch kann dieser Wert auch heute noch als Referenzstandard dienen?


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Im Jahr 2018 ergab eine landesweite Untersuchung in Patch-Test-Zentren in Großbritannien, dass der tatsächliche Anteil der getesteten Bevölkerung zwischen 1:1400 und 1:1600 pro Jahr lag. Ziel einer aktuellen britischen Studie war es nun zu bewerten, ob sich die Mindestanzahl für Patch-Tests in den letzten 20 Jahren verändert hat oder der Wert von 1:700 noch immer ideal ist. Dafür führten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam mit der British Society for Cutaneous Allergy zwischen Januar 2015 und Dezember 2017 in Großbritannien und Irland eine retrospektive Studie durch. Von allen dort ansässigen Patch-Test-Zentren forderten die Autoren Informationen zum Einzugsgebiet, zur Anzahl der Patienten, die mit dem Patch-Test getestet wurden, und zur Anzahl der positiven Ergebnisse an. Anschließend verglichen sie die Anzahl der positiven Tests mit dem Anteil der getesteten Bevölkerung, um bewerten zu können, welcher Anteil der Bevölkerung die größte Anzahl positiver Ergebnisse liefern würde.

Ergebnisse

Von insgesamt 80 kontaktierten Zentren waren von 11 Zentren (13,75 %) Daten für die Analyse verfügbar. Im Studienzeitraum wurden 12 242 Patienten (3842 Männer und 8550 Frauen) getestet. Das Alter der untersuchten Patienten reichte von 38–67 Jahren, wobei das Durchschnittsalter 47 Jahre betrug. Davon waren 4974 Patienten (40,6 %) atopisch. Zu den am häufigsten betroffenen Bereichen gehörten die Hände, die Beine und das Gesicht.

  • Es gab eine lineare Korrelation zwischen der Anzahl der getesteten Patienten und der Anzahl positiver Ergebnisse (Pearson-Korrelationskoeffizient r = 0,936; p < 0,0001). Je größer der Anteil der getesteten Population, desto höher war die Zahl der positiven, relevanten Ergebnisse.

  • Der höchste Wert lag bei 0,366 % an getesteten Personen in einer Bevölkerung mit 800 000 Personen über einen Zeitraum von 2 Jahren. Dies entspricht einem Wert von 1:546 zu testenden Patienten pro Jahr.

  • Auch hinsichtlich des Anteils der positiven Patch-Tests im Verhältnis zum Anteil der getesteten Bevölkerung in einem Einzugsgebiet bestand eine hohe Korrelation (p < 0,001).

  • Die höchste Ausbeute an positiven Tests (0,152 % der Bevölkerung) gab es in einer Bevölkerung, in der 0,269 % getestet wurden, was 1:807 zu testenden Patienten pro Jahr entspricht.

  • Die für einen Patch-Test erforderliche Mindestzahl ist nach den derzeitigen Kriterien auf 1:550 pro Kopf und Jahr gestiegen.

Fazit

Die Studienergebnisse belegen eine lineare Korrelation zwischen der Anzahl positiver Patch-Testergebnisse und der Gesamtzahl der getesteten Patienten. Seit der letzten Studie aus dem Jahr 1999 sei das Verhältnis von 1:700 auf 1:546 gestiegen, so die Autorinnen und Autoren. Dies weise darauf hin, dass in Großbritannien bislang zu wenig Patch-Tests durchgeführt würden, weshalb die Kriterien für Patch-Tests als Screening-Instrument auf die Allgemeinbevölkerung ausgeweitet werden müssten.

Leandra Metzger, Stuttgart


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Publication History

Article published online:
10 December 2021

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