physiopraxis 2022; 20(01): 12-13
DOI: 10.1055/a-1660-0987
Wissenschaft

Beste wissenschaftliche Arbeit prämiert – Züricher Forschungsteam gewinnt physioscience-Preis 2021

Andrea Pötting
 

Jetzt kann man schon von Tradition sprechen: Zum dritten Mal vergaben die Herausgebenden der physioscience gemeinsam mit dem Thieme Verlag den physioscience-Preis. Gewonnen haben Iris Sterkele, Dr. Pierrette Baschung Pfister, Dr. Ruud Knols und Professor Dr. Eling de Bruin.


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Quelle: © I. Sterkele/privat

Im Rahmen des 5. Forschungssymposiums Physiotherapie (S. 48) nahm Erstautorin Iris Sterkele am 27. November 2021, stellvertretend für das vierköpfige Team, den mit 3000 Euro dotierten physioscience-Preis von Laudatorin Claudia Pott entgegen. In ihrer prämierten Originalarbeit „Eine Alternative zur klassischen Testtheorie?“, die in der Märzausgabe der physioscience erschienen ist, erklären und vergleichen die Wissenschaft-ler*innen detailliert zwei messtheoretische Ansätze zur Ermittlung möglicher Fehlerquellen. Dabei hinterfragen sie die oft angewendete klassische Testtheorie (KTT) kritisch und zeigen die Vorteile der Generalisierbarkeitstheorie (G-Theorie) auf.

G-Theorie ist näher an der Praxisrealität

Messungen können durch unterschiedliche Faktoren wie verschiedene messende Personen, Messzeitpunkt, Messinstrument, Messprotokoll und vieles mehr beeinflusst werden. Daher ist es wichtig, mögliche Fehlerquellen mit einzubeziehen. Iris Sterkele, Dr. Pierrette Baschung Pfister, Dr. Ruud Knols und Professor Dr. Eling de Bruin setzten sich damit auf der Basis von Sekundaärdaten intensiv auseinander. Mit der KTT und der G-Theorie stehen derzeit zwei statistische Modelle zur Verfügung: „Bei der KTT wird lediglich von einer einzelnen allgemeinen Fehlerquelle ausgegangen. Die G-Theorie hingegen nimmt eine Vielzahl von Messfehlerquellen an. Zudem ist sie dazu geeignet, die Komponenten im Messprozedere zu ermitteln, die am stärksten zu Messunterschieden beitragen“, fasst Erstautorin Iris Sterkele es zusammen. Der Ansatz biete demnach die besseren Voraussetzungen, mögliche Fehlerquellen zu identifizieren, und sei damit näher an der Praxisrealität. Denn in der Physiotherapie ließen sich Messungen nicht unter vollständig kontrollierten Bedingungen durchführen, betont die Physiotherapeutin vom Universitätsspital Zürich.

Solche Arbeiten helfen, die Profession weiterzuentwickeln.


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Relevant für die physiotherapeutische Forschung

Die physioscience-Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Iris Sterkele und ihre Ko-Autor*innen zeigen in ihrer Arbeit anschaulich die Vorteile der Generalisierbarkeitstheorie gegenüber der klassischen Testtheorie auf. Ihre wissenschaftliche Arbeit ist für den Praxisalltag relevant, um kosteneffiziente präzise Messprozedere etablieren zu können. Es bedarf genau dieser Auseinandersetzung mit modernen Theorien, um die Forschung in der Physiotherapie voranzutreiben und die Profession weiterzuentwickeln.“ Vor dem Hintergrund, dass sich viele Physiotherapeutinnen und -therapeuten immer noch sehr wenig mit Statistik befassten und oft veraltete Modelle nutzen, sei der ausgezeichnete Beitrag besonders wertvoll.

In die Bewertung für den Preis gingen alle Original- und Übersichtsarbeiten und Fallberichte ein, die zwischen Juni 2020 und Ende Mai 2021 ins Peer-Review-Verfahren eingereicht wurden. Für den Preis 2022 können Forschende noch bis zum 31.5.2021 ihre Arbeiten für das Peer-Review-Verfahren bei der physioscience einreichen.

Thieme Gruppe

Den Gewinnerartikel finden Interessierte frei zugänglich unter: https://doi.org/10.1055/a-1201-6872

Die Autor*innenrichtlinien der physioscience helfen, Manuskripte bestmöglich für das Peer-Review-Verfahren vorzubereiten: bit.ly/physioscience-Autorenhinweise


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Publication History

Article published online:
05 January 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

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Quelle: © I. Sterkele/privat