Warum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?
Ursprünglich kam ich aus der Botanik und war dort insbesondere mit der Systematik
von Flechten betraut. Da man in beiden Fachgebieten in der Systematik „gleich“ und
„anders“ anatomisch unterscheiden muss, war die Wahl der Dermatologie nach dem anschließenden
Medizinstudium für mich naheliegend.
Sind Sie mit Ihrer Wahl zufrieden und warum?
Außerordentlich. Dermatologie bzw. Dermatohistologie ist ein reichhaltiges visuelles
Fachgebiet, das alle Altergruppen, verschiedene Geschlechter, sämtliche Hautareale
und -lokalisationen einschließlich der Übergangschleimhäute klinisch und feingeweblich
umfasst.
Sie haben in Ihrer Karriere viel erreicht. Worauf sind Sie besonders stolz?
Besonders erfüllt mich, dass ich nach 40 Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet die Dermatohistologie
beherrsche und mein Wissen an verschiedenen Unikliniken (Frankfurt, Mainz, Gießen,
Marburg, Freiburg und der Charité in Berlin) sowie weiteren Hautkliniken (Darmstadt
und Ludwigshafen) einbringen durfte. Ganz besonders erfüllend empfinde ich, dass ich
zahlreiche Kollegen dermatohistologisch ausbilden und zur Zusatzbezeichnung „Dermatohistologie“
führen konnte. Es handelt sich um einen Prozess, der sich für mich als „aktiver Pensionär“
arbeitstäglich fortsetzt und so arbeitstäglich erfüllt.
Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Nach der Rückkehr aus einem Urlaub habe ich bis nachts um 2 Uhr mikroskopiert und
aufgrund der fortgeschrittenen Zeit fantasiert, sodass ich fälschlicherweise ein Melanom
als Plattenepithelkarzinom befundet hatte. Zum Glück ergab sich die Gelegenheit, diesen
Irrtum rechtzeitig zu erkennen und aufzulösen.
Von wem haben Sie besonders viel gelernt?
Mein erster histologischer Lehrer war Prof. Altmeyer, gefolgt von Prof. Marsch. Viele
klinische Erkenntnisse verdanke ich Prof. Simon und Prof. Kaufmann. Besondere Interaktionen
gab es auch mit meinen zahlreichen Schülern, darunter für mich besonders nennenswert
auch die Interaktion auf dem Gebiet der Nagelerkrankungen (mit Christoph Löser) in
Ludwigshafen.
Was war der beste Rat, den Sie während Ihrer Karriere erhalten haben?
Prof. Marsch sagte einmal zu mir: „Sei stur wie ein Panzer“ und „Selber essen macht
fett“. Außerdem die Erkenntnis, Schwierigkeiten, die sich bieten, erstmal als Aufgabe
anzunehmen, oder anders herum mit Dante Alighieri gesagt: „Se tu segui la tua stella
non puoi fallire“ („Wenn Du deinem Stern folgst, kannst Du nicht scheitern“).
Was ist momentan die wichtigste Entwicklung in der Dermatologie?
Dazu zähle ich die Imaginisierung (Bilddokumentation von klinischen Befunden) in immer
ausgefalterer Technik sowie die zunehmende Bedeutung der Systemtherapien.
Wo sehen Sie die Zukunft der Dermatologie?
Zu begrüßen finde ich das Bemühen um die ganze Weite unseres Faches, um keine Facette
aufzugeben.
Was raten Sie jungen Kollegen?
Ich empfehle die Entscheidung für die Dermatologie aus Leidenschaft und nicht als
„Macher“. Während der „Macher“ mit der Zeit ermüdet, hat der „Leidenschaftler“ die
Fähigkeit, ein Leben lang für das Fach zu brennen.
Was machen Sie nach Feierabend als Erstes?
Ich genieße einen Piccolo.