In Deutschland leiden rund 300.000 Betroffene am Morbus Parkinson, besonders ältere
Menschen zwischen 50 und 80 Jahren. Es handelt sich dabei um eine neurologische Erkrankung,
die sich progressiv entwickelt. Über Verlaufsformen dieser Erkrankung, unsichere Diagnosen
und Diagnoseverfahren haben wir aus Anlass des „Internationalen Tages der älteren
Menschen“ mit Professor Michael Forsting gesprochen. Professor Forsting ist Direktor
der Radiologie und Leiter der Abteilung Informationstechnologie des Universitätsklinikums
Essen.
Herr Professor Forsting, Parkinson ist eine neurologische Krankheit, die zu den unheilbaren
chronischen Erkrankungen gehört. Welche Verlaufsformen gibt es?
Die eigentliche Parkinson-Erkrankung oder idiopathischer Parkinson kommt am häufigsten
vor. Auch gibt es Unterformen, die möglicherweise genetisch bedingt sind. Parkinson-Syndrome
werden oft dann auffällig, wenn etwa die Hälfte der Nervenzellen in der sogenannten
Substantia Nigra im Gehirn abgebaut ist. Dann ist der Krankheitsverlauf im Mittelhirn
bereits fortgeschritten. Klassischerweise leiden Parkinson-Patientinnen und -Patienten
unter Muskelzittern, also einem Tremor, und Muskelsteifigkeit, dem sogenannten Rigor.
Das dritte klassische Symptom sind verlangsamte Bewegungen, die sogar bis zur Bewegungslosigkeit
reichen können, der Akinese. Solche für Parkinson typischen Erscheinungen sind unterschiedlich
stark ausgeprägt. Es gibt Verlaufsformen, bei denen Betroffene nur einen Tremor haben,
andere eher Bewegungsstörungen. Insgesamt ist es ein sehr heterogenes Krankheitsbild.
Wie kann die Entwicklung dieser Krankheit beherrscht oder verlangsamt werden?
Bei Parkinson-Patientinnen und -Patienten fehlt es im Gehirn am Botenstoff Dopamin.
Durch die Gabe von Medikamenten wird gewissermaßen der geringe Dopamin-Gehalt im Gehirn
wieder erhöht. Dadurch lassen sich Symptome verbessern, manche können sogar zeitweise
verschwinden. Im Verlauf der Krankheit kann die Dosis an Medikamenten erhöht werden,
manchmal ist eine Operation möglich oder sogar notwendig. Was man etwa bei einigen
Parkinson-Patientinnen und -Patienten machen kann, insbesondere bei denen, die einen
starken Tremor haben, ist das, was man Deep-Brain-Stimulation nennt oder tiefe Hirnstimulation.
Dabei handelt es sich um einen neurochirurgischen Eingriff, bei dem man Elektroden
in das Gehirn implantiert, sodass der Tremor nachlässt. Das muss man individuell bei
neurologischen Spezialistinnen und Spezialisten abklären lassen.
Welche radiologischen Verfahren werden eingesetzt, um Parkinson bei Betroffenen zu
diagnostizieren?
Der Verlust bestimmter Nervenzellen im Gehirn kann zum Beispiel mithilfe einer nuklearmedizinischen
SPECT-Untersuchung und eines radioaktiv markierten Tracers für den Dopamin-Transporter
nachgewiesen werden. Das ist eine Untersuchung, die den Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn
sichtbar macht und die sehr zuverlässig für die Diagnose eines Parkinsons ist. Wenn
etwas aussieht wie ein Parkinson, ist es meistens einer. Aber wenn es keiner ist,
müssen Radiologinnen und Radiologen sehen, was es alternativ sein könnte. Ich sage
immer, Radiologinnen und Radiologen sind die Spezialistinnen und Spezialisten für
seltene Erkrankungen. Es gibt Erkrankungen, die klinisch betrachtet wie Parkinson
aussehen, in Wirklichkeit aber andere Krankheiten sind. Betroffene Patientinnen und
Patienten leiden nicht an einem Dopamin-Mangel im Gehirn, bei ihnen sind andere Ursachen
für die klinischen Auffälligkeiten verantwortlich. Darunter können zum Beispiel vaskuläre,
gefäßbedingte Erkrankungen fallen, die sich ähnlich wie bei Parkinson äußern. Außerdem
gibt es Erkrankungen wie Normaldruckhydrozephalus, die etwa dazu führen, dass Betroffene
ähnlich gehen wie Parkinson-Patientinnen und -Patienten. In solchen Fällen sind Radiologinnen
und Radiologen und ihre Verfahren gefragt, um etwa einen Normaldruckhydrozephalus
auszuschließen, weil das eine andere Therapie und Prognose für die Patientinnen und
Patienten zur Folge hat. Generell kann man sagen, dass Radiologinnen und Radiologen
vor allem bei Unsicherheiten oder Unstimmigkeiten bei der Diagnose eine Rolle spielen.
Sie nutzen Magnetresonanztomografie, um klinisch ähnliche Bilder zu differenzieren
und verschiedene Erkrankungen zu erkennen. Sie geben den zuweisenden Kolleginnen und
Kollegen, weitestgehend Neurologinnen und Neurologen, dann den Hinweis, dass ein anderes
medizinisches Problem bei den betroffenen Patientinnen und Patienten vorliegt.
Wir danken Ihnen für das Gespräch, Herr Professor Forsting!