Aktuelle Dermatologie 2021; 47(11): 473-474
DOI: 10.1055/a-1580-3581
Derma-Fokus

Computergestützte Techniken als Entscheidungshilfe bei der Erkennung von Melanomen

MacLellan AN. et al.
The use of noninvasive imaging techniques in the diagnosis of melanoma: a prospective diagnostic accuracy study.

J Am Acad Dermatol 2021;
85: 353-359
DOI: 10.1016/j.jaad.2020.04.019
 

    Bei malignen Melanomen verbessern computerassistierte Methoden die diagnostische Genauigkeit und helfen bei der Entscheidung, welche Naevi biopsiert werden sollten. Die Autoren verglichen in einer prospektiven Studie die Güte von den Befunden der Dermatologen, Expertenbeurteilung, Tübinger FotoFinder Moleanalyzer Pro, MelaFind und Verisante Aura.


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    Die nichtinvasiven Bildgebungstechniken basieren auf unterschiedlichen Prinzipien. Das multispektrale MelaFind klassifiziert Läsionen nach der morphologischen Desorganisation mit einer automatischen Bildanalyse. Verisante Aura nutzt die Raman-Spektroskopie. Der FotoFinder basiert auf dem Moleanalyzer, einem computergestützten Algorithmus, der mit tiefem Lernen die Wahrscheinlichkeit für die Diagnose malignes Melanom ermittelt. Der weiterentwickelte Moleanalyzer Pro stellt ein komplexes Update dar. An der kanadischen Studie nahmen 184 Patienten mit 209 Läsionen teil. Zu den Ausschlusskriterien gehörten eine Läsionsgröße < 2 mm und > 2 cm sowie eine Lokalisation in Narben, Psoriasiseffloreszenzen und genital. Alle Auffälligkeiten wurden von einem Dermatologen, mit teledermoskopischer Unterstützung durch einen Experten, MelaFind, Verisante Aura und dem Fotofinder Moleanalyzer Pro beurteilt. Referenzstandard waren die histopathologischen Resultate.

    Histopathologisch bestanden 59 maligne Melanome und In-situ-Melanome bei 56 Patienten. Betroffene waren durchschnittlich 62 Jahre alt und hatten einen Hauttyp Fitzpatrick I–III. 66 % der Erkrankten waren Männer. Bei den benignen Befunden waren die Patienten jünger und das Geschlechtsverhältnis ausgeglichen. Der lokale Dermatologe erreichte bei der Entscheidung für oder gegen eine Biopsie eine Sensitivität von 96,6 % und eine Spezifität von 32,2 %. 163 Läsionen sollten entfernt werden. Davon bestätigte sich 57-mal ein malignes Melanom. Dies entsprach einer Exzisionsrate benigne/maligne von etwa 2:1. Die teledermatoskopischen Beurteilungen reduzierten die Zahl unnötiger Biopsien mit einer Spezifität von 66,0 %. Die Sensitivität betrug 89,8 %. 4 Melanome wurden übersehen. Bei 15 Läsionen wurde ein abwartendes Verhalten empfohlen, wovon 2 maligne Melanome waren. Die technischen Unterstützungen schlossen mit unterschiedlicher Sensitivität und Spezifität ab:

    • MelaFind 82,5 % und 52,4 %,

    • Verisante Aura 21,4 % und 86,2 %,

    • Tübinger FotoFinder 83,1 % und 75,2 % und

    • FotoFinder Moleanalyzer Pro 88,1 % und 78,8 %.

    Fazit

    Die Konkordanzstudie bestätigte den computergestützten Techniken teilweise ihren Nutzen als Entscheidungshilfe. Die Expertise erfahrener Dermatologen ersetzten sie nicht. Insbesondere das System FotoFinder Moleanalyzer Pro hatte einen hohen komplementären Wert und reduzierte die Zahl übersehener Melanome von 4 auf 3. Die Autoren empfehlen das ergänzende Screening pigmentierter Hautläsionen mithilfe von künstlicher Intelligenz für die Primärversorgung.

    Dr. med. Susanne Krome, Melle


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    19. November 2021

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