Augustin M.
et al.
Prevalence, Incidence, and Presence of Comorbidities in Patients with Prurigo and
Pruritus in Germany: A Population‐Based Claims Data Analysis.
J Eur Acad Dermatol Venereol 2021;
DOI:
10.1111/jdv.17485
Von Prurigo betroffene Patienten leiden unter emotionalen sowie körperlichen Beschwerden.
Hierbei werden v. a. der Juckreiz und ein dauerhafter Kreislauf aus Juckreiz und Kratzen
als belastend wahrgenommen. Unzureichende Behandlungsmöglichkeiten schränken die Lebensqualität
zusätzlich ein – bis Läsionen heilen, kann es mehrere Monate oder gar Jahre dauern.
Forscherinnen und Forscher aus den dermatologischen Abteilungen der Unikliniken Münster
und Hamburg führten nun eine retrospektive Gesundheitsforschungsstudie durch. Sie
wollten damit die Prävalenz, Inzidenz und das Vorhandensein von Komorbiditäten bei
Patienten mit Prurigo und Pruritus in Deutschland bestimmen. Die Untersuchung basierte
auf anonymisierten Routinedaten der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Es wurden Daten von
2 006 003 Erwachsenen, die zum 31. Dezember 2010 versichert waren, ausgewertet. Die
Diagnosen Prurigo und Pruritus wurden mittels ICD-10-GM (International Statistical
Classification of Diseases, German Modification) gestellt.
Ergebnisse
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Die Prävalenz von Prurigo lag bei 0,21 % (bereinigt um Geschlecht und Alter 0,19 %)
und von Pruritus bei 2,21 % (bereinigt 2,14 %) im Jahr 2010.
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Die bereinigten Raten, hochgerechnet auf die deutsche Gesamtbevölkerung im Jahr 2010
zeigen, dass 130 685 Erwachsene eine Prurigodiagnose und 1 461 024 eine Pruritusdiagnose
erhalten hatten.
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Im Jahr 2011 lag die Inzidenz neuer Prurigo- und Pruritusfälle bei 0,13 % (bereinigt
0,12 %, extrapoliert 77 263 Fälle) bzw. 1,51 % (bereinigt 1,46 %, extrapoliert 978 885
Fälle).
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Erwachsene mit Prurigo litten zudem am häufigsten an Bluthochdruck (35,16 %), Hyperlipidämie
(24,95 %) und Depressionen (21,97 %). Jede dieser Erkrankungen wurde bei Patienten
mit Prurigo im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger angegeben (p < 0,001).
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Gleichermaßen litten Erwachsene mit Pruritus im Vergleich zu Patienten ohne Pruritus
am häufigsten unter Bluthochdruck (31,28 %), Hyperlipidämie (23,52 %) und Depression
(18,91 %) (p < 0,001).
Die Untersuchung sei die erste durchgeführte Analyse ihrer Art zu Prurigo und Pruritus
in Deutschland. Die Daten der gesetzlichen Krankenkasse würden nachweislich alle deutschen
Regionen und die Durchschnittsbevölkerung widerspiegeln, so die Autoren. Die verwendeten
ICD-Codes berücksichtigen jedoch nicht die Dauer der Erkrankung bzw. das Vorliegen
eines akuten oder chronischen Zustandes.
Laut den Autoren zeigen die Daten, dass Prurigo eine relativ seltene, aber wichtige
Erkrankung ist. Pruritus komme dahingegen häufig vor und sei in seinem Erscheinungsbild
sehr variabel. Beide Hauterkrankungen würden zudem eine hohe Komorbiditätsbelastung
aufweisen. Einschränkung würden sich aus den hier herangezogenen Sekundärdaten bzw.
Leistungsdaten ergeben – klinische und patientenbezogene Daten fehlen noch.
Annkatrin Wagner, Stuttgart