Schlüsselwörter
Biomarker - Histologie - idiopathisch - inflammatorisch - Myopathie
Key words
biomarker - histology - idiopathic - inflammatory - myopathy
A Adult
AK Antikörper
ASA anti-Synthetase spezifische Antikörper
ASS anti-Synthetase Syndrom
CEIA Chemilumineszenz Enzym Immunoassay
Cy Zytoplasma
DNA Desoxy-Ribonukleinsäure
DM Dermatomyositis
EGF Epidermaler Wachstumsfaktor
EGR-1 Epidermaler Wachstumsfaktor Rezeptor 1
ERM Endosplasmatisches Retikulum
Exp. experimentell
Fkt. Funktion
IF Immun Fluoreszenz
IFN Interferon
(s)IBM (sporadische) Einschlußkörperchen Myositis
IIM Idiopathische inflammatorische Myositis
ITA Immunoturbidimeteric Assay
J/j Juvenil/juvenil
kDa Kilodalton
MCTD Mischkollagenose
mRNA Protein kodierende messenger RNA
mi Mitochondrium
miRNA mikro RNA
NM-IIM nekrotisierende Myopathische IIM
Nu Nukleus bzw. Zellkern
PM Polymyositis
pSS Sjoegren Syndrom
RA Rheumatoide arthritis
RNA Ribonukleinsäure
SSc Sklerodermie
SLE Systemischer Lupus Erythematosus
tRNA Transfer RNA
qPCR quantitative Polymerase Kettenreaktion
u. a. und anderem
unbek. unbekannt
WB Western Blot
ZM Zellmembran
Einleitung
Die Idiopathischen inflammatorischen Myopathien (IIM) sind eine Gruppe heterogener
entzündlicher und chronischer Erkrankungen, zu deren Klassifikation es in den vergangenen
Jahren mehrere neue unterschiedliche Vorschläge gab, so dass hier derzeit noch kein
einheitlicher Konsens besteht. In diesem Beitrag wollen wir deshalb einen Überblick
über klinisch und histopathologisch relevante Biomarker geben und auch die Neuerungen
auf molekularer Ebene beleuchten.
Anlass für Alternativvorschläge zu konventionellen Klassifikationskriterien war einerseits
die Identifizierung neuer Subgruppen wie z. B. die immunmediierten nekrotisierenden
Myopathien (IMNM) oder die Myositis im Kontext des Antisynthetase-Syndroms (ASS),
andererseits aber auch das zunehmende Wissen um Autoantikörper als prognostisch oder
differentialtherapeutisch bedeutsame Biomarker. Konventionelle laborchemische Parameter
wie die Creatinkinase (CK) Werte haben einen gut bekannten Wert in der täglichen Routine,
der für die verschiedenen Myositiden jedoch differenziert betrachtet werden sollte.
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6].
Wir möchten auch auf ‚potentielle‘ Biomarker eingehen, die ihre Wertigkeit in der
Routine noch konsolidieren müssen.
Myopathologische Untersuchungen der erkrankten Skelettmuskulatur lassen in vielen
Fällen eine Einordnung mit hoher Genauigkeit zu, sodass eine Muskelbiopsie für die
präzise Zuordnung in den meisten Fällen nicht nur hilfreich, sondern auch notwendig
ist [5]
[7]
[8]
[9].
Es wird hier eine detaillierte Beschreibung morphologischer Charakteristika der verschiedenen
Krankheitsformen der IIMs gegeben, sowie auf Korrelationen mit Biomarkern hingewiesen,
die dann gesamthaft als Mosaik für die Versorgung von Myositis-Patienten nutzbar sind
(z. B. TIF1γ+DM, gering erhöhte CK Werte, kapilläre Komplementablagerungen, Tumorassoziation).
Konventionelle Biomarker
Muskelenzyme
Das häufigste sowohl in der Erstdiagnostik als auch in der Verlaufsbeurteilung der
IIM verwendete Muskelenzym ist die Creatininkinase (CK). Sie stellt immer noch den
wichtigsten Routinemarker dar. Eine Erhöhung des CK-Wertes ist nicht spezifisch für
die IIM, sondern kann durch eine Vielzahl anderer Einflüsse und Erkrankungen wie z. B.
Thyreopathien, medikamentös-toxische Schäden, nichtentzündliche Muskelerkrankungen
(wie z. B. Muskeldystrophien) Muskeltraumen oder auch (Ausdauer-)Sport, hervorgerufen
werden. Aufgrund dieser auch möglichen belastungsabhängigen CK-Erhöhungen lohnt eine
Verlaufskontrolle nach mehrtägiger körperlicher Schonung vor Einleitung weiterer Maßnahmen.
Der individuelle CK-Normwert ist von der Muskelmasse und somit auch von Alter, Geschlecht,
Trainingszustand und der Ethnizität abhängig [10]. Zu betonen ist, dass die Höhe der CK auch bei etablierter Diagnose einer IIM nicht
1:1 mit Floridität der Erkrankung gleichzusetzen ist, sondern intraindividuell zu
betrachten ist und deshalb auch bei deutlicher Erhöhung nicht zwingend mit einer ausgeprägten
Muskelschwäche einhergehen muss. Vice versa kann trotz nur diskret erhöhter CK-Werte ein hochflorides, immobilisierendes Krankheitsbild
vorliegen. Die Höhe der CK-Werte ist bei den verschiedenen IIM oft ‚charakteristisch‘
verändert. Außerdem lässt sich der CK-Wert bei einigen Erkrankungen sehr, bei anderen
weniger gut als Verlaufsmarker nutzen. Andere Enzyme, wie z. B. Myoglobin aber auch
LDH und Aldolase erbringen im Allgemeinen keinen zusätzlichen Informationswert. Die
Transaminasen (ALT, AST) spielen in der Verlaufsbeurteilung juveniler Myositiden eine
gewisse Rolle, sollten aber auch beim Erwachsenen unbedingt initial bestimmt werden,
um einen Ausgangsbefund zu haben, um eine (oft vermeintliche) medikamentöse Hepatotoxizität
z. B. unter Methotrexattherapie, die tatsächlich Ausdruck persisitierender Krankheitsaktivität
ist, zuordnen zu können.
Systemische Entzündungsparameter
Systemische Entzündungsparameter wie CRP und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
sind bei den IIM nicht zwingend oder nur diskret erhöht. Bei Verlaufsformen mit schwerer
interstitieller Lungenbeteiligung besteht eine Assoziation zu erhöhten Entzündungsparametern
[11].
Troponine
Troponine gelten als myokardspezifisch und spielen deshalb eher im Rahmen der kardialen
Diagnostik, insbesondere im Bereich des akuten Koronarysyndroms eine wesentliche Rolle
[12]. Im Kontext der IIM werden Troponine oft zum Nachweis bzw. zur Verlaufsbeurteilung
einer kardialen Affektion herangezogen [13]. Eine deutliche Erhöhung herzmuskelspezifischer Enzyme ist allerdings keinesfalls
mit dem Beweis einer kardialen Manifestation einer Myositis gleichzusetzen, da insbesondere
Troponin-T bei Muskelerkrankungen erhöht ist [14].
Krebs von den Lungen- assoziiertes Antigen 6 (KL-6)
KL-6 ist ein vor allem im asiatischen Raum gebräuchlicher Biomarker für interstitielle
Lungenerkrankungen (ILD), der auch im Kontext IIM-assoziierter-ILD untersucht wurde,
aber noch nicht breit verfügbar ist und dessen Wertigkeit im Kontext der IIM noch
nicht abschließend beurteilt werden kann [15].
Myositisspezifische und Myositisassoziierte Antikörper (MSA/MAA)
Die Beschreibung neuer entitätsspezifischer Antikörper hat die Diagnostik der IIM
in den vergangenen Jahren entscheidend vorangebracht, aber auch die eingangs geschilderten
Diskussionen über sinnvolle Klassifikationen mitentfacht. Generell unterscheidet man myositisspezifische Antikörper (MSA), deren signifikanter
Nachweis mit einer spezifischen Krankheitsentität assoziiert ist von myositisassoziierten
Antikörpern (MAA), deren Nachweis „vieldeutiger“ ist und die begleitend zu einem MSA
(häufig: Ro52-AK) oder isoliert (häufig: Ku-AK) auftreten können. Etwa 60% der Patienten
mit IIM weisen einen positiven AK (MSA oder MAA) auf [16]. Bei der DM sind die folgenden MSA gängig: TIF1-gamma, NXP2-, Mi2-, MDA5- und SAE-;
beim ASS: Jo1-, PL7- , PL12-, OJ-, EJ-, KS-, Ha-, Zo-; bei der IMNM SRP- und HMGCoR-
und für die sporadische Einschlußkörpermyositis (sIBM) der c1NA -(Synonym Mup44) AK.
Auf die einzelnen MSA gehen wir weiter unten krankheitsspezifisch sowie in den [Tab 1A-C] ein. Methodisch werden MSA und MAA häufig mithilfe kommerziell erhältlicher Line-Blots
detektiert, die sich in Art und Zahl der aufgetragenen Antigene, aber auch Sensitivität
und Spezifität bgzl. des jeweiligen Antikörpernachweises unterscheiden.
Tab. 1A Zusammenfassung bekannter Biomarker für den labordiagnostischen Nachweis von IIM
(1A-C) wie auch potentiell zukünftig weitere nutzbare Biomarker Kandidaten (1D-1F).
Diese Biomarker sind getrennt voneinander auf Protein- (1A-C), genomischer (1D-E)
und genetischer Ebene (1 F) aufgeführt. Einzelne Abkürzungen in den [Tab.]
1A-F finden sich im Anhang.
|
A) Anti-Synthetase Syndrom (ASS) Antikörper - Protein basierte Biomarker
|
|
Autoantigen Abkürzung
|
Autoantigen/Synonym und Funktion
|
Molekulargewicht (kDa)
|
Lokalisation
|
Erkrankung und Begleiterscheinungen
|
Frequenz in adulten (A) and juvenilen (J) Patienten
|
Originäre und kommerzielle (*) Protein bezogene Nachweissysteme
|
Referenzen
|
|
EJ
|
Glycyl-tRNA Synthetase
|
79
|
Cy
|
Mechanikerhände, interstitielle Lungenerkrankung, Raynaud Syndrom; Arthritis
|
(A)<5%; (J) ?
|
ELISA, IP & WB, (*)IIFT, *Streifen Test
|
[75]
[76]
[80]
[81]
|
|
OJ
|
Isoleucyl-tRNA Synthetase
|
145
|
Cy
|
Mechanikerhände, interstitielle Lungenerkrankung, Raynaud Syndrom; Arthritis
|
(A) 3%; (J) ?
|
ELISA, IP & WB, IF, (*)IIFT, *Streifen Test
|
[75]
[76]
[80]
[81]
|
|
Pl-7
|
Threonyl-tRNA Synthetase
|
83
|
Cy
|
Mechanikerhände, interstitielle Lungenerkrankung, Raynaud Syndrom; Arthritis
|
(A )<5%; (J) ?
|
ELISA, ID, IP & WB, (*)IIFT, *Streifen Test
|
[75]
[76]
[79]
[80]
[81]
|
|
Pl-12
|
Alanyl-tRNA Synthetase
|
108
|
Cy
|
Mechanikerhände, interstitielle Lungenerkrankung, Raynaud Syndrom; Arthritis
|
(A ) 2–3%; (J) ?
|
ELISA, ID, IP & WB, (*)IIFT, *Streifen Test
|
[76]
[80]
[81]
[82]
|
|
KS
|
Asparaginyl-tRNA Synthetase
|
51
|
Cy
|
Mechanikerhände, interstitielle Lungenerkrankung, Raynaud Syndrom; Arthritis
|
(A)<5%; (J) ?
|
ELISA, IP & WB
|
[76]
[80]
[81]
[83]
|
|
Ha
|
Thyrosyl-tRNA Synthetase
|
59
|
Cy
|
Mechanikerhände, interstitielle Lungenerkrankung, Raynaud Syndrom; Arthritis
|
(A) DM<1%; (J) ?
|
ELISA, IP & WB
|
[76]
[80]
[81]
[84]
|
|
Zo
|
Phenylalanyl-t-RNA Synthetase
|
52
|
Cy
|
Mechanikerhände, interstitielle Lungenerkrankung, Raynaud Syndrom; Arthritis
|
(A )<1%; (J) ?
|
ELISA, IP & WB
|
[76]
[80]
[81]
[85]
[86]
|
|
B) Dermatomyositis (DM) und nekrotisierende Myopathie (IMNM) Antikörper - Protein
basierte Biomarker
|
|
Autoantigen Name
|
Autoantigen/Synonym und Funktion
|
Molekulargewicht (kDa)
|
Lokalisation
|
Erkrankung und Begleiterscheinungen
|
Frequenz bei adulten (A) und juvenilen (J) Patienten mit IIM
|
Originäre und kommerzielle (*) Protein bezogene Nachweissysteme
|
Referenzen
|
|
p200/100; SYN: HMGCR
|
3-Hydroxy-3-Methylglutaryl-CoA Reductase Komplex
|
200/100
|
ER
|
IMNM, hohe CK
|
(A) 5–10%; (J)<1%
|
WB, IF, (*)ELISA
|
[87]
[88]
[89]
[90]
|
|
MDA-5; SYN: ca-DM-140
|
Melanom Differenzierung assoziiertes Gen 5
|
140
|
Cy
|
Amyopathische DM, oft mit schwerer ILD
|
(A ) IIM 10–13%; (J) 7–38%
|
WB, IF, (*)IIFT
|
[80]
[81]
[91]
[92]
[93]
[94]
[95]
|
|
Mi-2
|
Nukleosome Deacetylase Komplex; Helikase bindend
|
240
|
Nu
|
DM
|
(A) 9–30%; (J) 4–15%
|
WB, IF, (*)IIFT, *Streifen Test
|
[76]
[78]
[88]
[92]
[96]
|
|
NXP-2; SYN: MJ
|
Nucleäres Matrix Protein 2; Ubiquitin modifiizierdend und aktivierendes Enzym
|
140
|
Nu
|
DM, jDM häufig in Verbindung mit subcutanen Kalzinosen
|
(A) 18–25%; (J) ca.25%
|
WB, IF, (*)IIFT, *Streifen Test
|
[46]
[76]
[81]
[88]
[92]
[97]
[98]
[99]
[100]
[101]
|
|
SAE-1/2
|
Kleines Ubiquitin modifizierendes und aktivierendes Enzym
|
90/40
|
Nu
|
DM (selten)
|
(A)<6–8%; (J)<1%
|
WB, IF, (*)IIFT, *Streifen Test
|
[49]
[81]
[85]
[92]
[97]
[102]
[103]
|
|
SRP
|
Signal Erkennungs Partikel
|
72/52
|
ER
|
IMNM, hohe CK
|
(A ) 5–10%; (J)<2–3%
|
WB, IF, (*)IIFT, *Streifen Test
|
[78]
[85]
[104]
|
|
TIF-1-gamma; SYN: TRIM33
|
E3-Ligase Heterokomplex Faktor-1γ; Transkriptioneller intermediärer Faktor
|
155/140
|
Nu
|
DM mit schwerem Verlauf und Tumor Assoziation über 40 J jDM
|
(A) 13–21%; (J) 22–29%
|
IF, WB, (*)IIFT, *Streifen Test
|
[44]
[76]
[81]
[105]
[106]
|
|
C) IIM assoziierte Antikörper - Protein basierte Biomarker
|
|
Autoantigen/Synonym und Funktion
|
Molekulargewicht (kDa)
|
Lokalisation
|
Erkrankung und Begleiterscheinungen
|
Frequenz in adulten (A) and juvenilen (J) Patienten
|
Originär und kommerzielle (*) Protein Nachweissysteme
|
Referenzen
|
|
cN1A
|
Cytosolische 5'-Nukleotidase 1 A; Synonym: cN-1A oder 5NT1A Syn.: Mupp44
|
43
|
Cy/Nu
|
Mit hoher Frequenz bei sIBM, teilweise assoziiert mit Kollagenosen
|
(A) sIBM 33–44%; (A) IIM 5% ; MCTD ?
|
(*)ELISA, IF, IIFT, WB; *Streifen Test
|
[107]
[108]
[109]
[110]
|
|
Ku70/Ku80
|
DNA-Bindungs Komplex Protein Kinase mit DNA-Doppelstrang Reparatur Funktion
|
70/88
|
Nu
|
Myositis in Verbindung mit Overlap-Syndrom
|
(A) 7%
|
WB, IF, (*)IIFT, *Streifen Test
|
[111]
[112]
[113]
|
|
PM/Scl 100/75
|
Exo-Ribonuklease
|
100/75
|
Nu/Cy
|
IIM mit Overlap SSc, u. a.
|
(A) 5%
|
IF, WB, IF, *Streifen Test
|
[78]
[114]
[115]
[116]
[117]
|
|
p43 (TDP-43)
|
unbekannte Funktion unklare Relevanz
|
43
|
Muskelzell Lysat
|
IBM
|
(A) sIBM (?)
|
WB
|
[28]
[118]
[119]
[120]
|
|
p50
|
unbekannte Funktion unklare Relevanz
|
50
|
ZM Präparation
|
PM,
|
(A) sIBM (?)
|
Zell-ELISA; WB
|
[121]
[122]
[123]
|
|
U1-RNP
|
U1-ribonukleäres Protein
|
70
|
Nu
|
Myositis in Verbindung mit Overlap-Syndrom
|
(A) bis 12%
|
WB, IF, *Streifen Test
|
[124]
[125]
[126]
[127]
[128]
|
|
SS-B (La)
|
RNA-Metabolism und pre-tRNA verarbeitendes Protein mit viraler RNA- Bindiungsprotein
und RNA-Chaperon Funktion
|
50
|
Nu
|
Myositis in Verbindung mit Overlap-Syndrom
|
(A) 10%
|
IF, WB, *Streifen Test
|
[129]
[130]
[131]
[132]
[133]
|
|
SS-A (Ro)
|
E3-Ubiquitin Ligase
|
60/52
|
Nu/Cy
|
Myositis in Verbindung mit Overlap-Syndrom
|
(A) 50% (J) 10%
|
IF, WB, (*)IIFT; *Streifen Test
|
[134]
[135]
[136]
[137]
[138]
|
|
D) DM-spezifische genomische Biomarker - (mRNA) (u. a. mit Interferonsignatur)
|
|
Gen Name
|
Gene ID
|
NCBI Nummer
|
Funktion
|
Pathway
|
Erkrankung
|
(*) Kommerzielle Testverfahren
|
Referenzen
|
|
HECT und RLD Domänen beinhaltend
|
HERC5
|
NM_016323.4
|
Ubiquitin Ligase, IFN induziert;
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
E3 Ubiquitin Protein Ligase 5 ähnlich
|
verhindert die virale Replikation
|
|
Interferon-alpha indiuziertes Protein
|
ISG15
|
NM_005101.4
|
Ubiquitin kreuzreagierendes
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
Protein IFN induziert
|
|
2'-5'-Oligoadenylate Synthetase 1
|
OAS1
|
NM_016816.4
|
Aktiviert RNase L; IFN induziert;
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
verhindert die virale Replikation
|
|
2'-5'-Oligoadenylate Synthetase 3
|
OAS3
|
NM_006187.4
|
Aktiviert RNase L; IFN induziert;
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
verhindert die virale Replikation
|
|
MX Dynamin ähnliche GTPase 1
|
MX1
|
NM_002462.5
|
GTPase Enzym; IFN induzierbar
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
S-Adenosyl Methionine Domäne 2
|
RSAD2
|
NM_080657.5
|
IFN induzierbar; antiviral; Familie von S-Adenosyl-L-Methionine
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
Interferon induziertes Protein 6
|
IFI6
|
NM_002038.4
|
IFN induzierbar; antivirale Fkt.
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
Interferon induziertes Protein 27
|
IFI27
|
NM_001288960.2
|
IFN induzierbar; antivirale Fkt.
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
Interferon induziertes Protein 44
|
IFI44
|
NM_006417.5
|
IFN induzierbar; antivirale Fkt.
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
Interferon induziertes Protein 44 Analog
|
IFI44L
|
NM_006820.4
|
IFN induzierbar; antivirale Funktion
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
Interferon induziertes Protein 1
|
IFIT1
|
NM_001548.5
|
IFN induzierbar; antivirale Funktion
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
Interferon induziertes Protein 3
|
IFIT3
|
NM_001549.6
|
IFN induzierbar; antivirale Funktion
|
Typ-1IFN
|
DM
|
Mikroarray
|
[28]
|
|
Proteasome 20 S Subunit Beta 8
|
PSMB8
|
NM_148919.4
|
IFN induzierbar; Immunfunktion
|
Proteasom
|
IIM
|
Mikroarray; qPCR
|
[139]
|
|
Proteasome 20 S Subunit Beta 9
|
PSMB9
|
NM_002800.5
|
IFN induzierbar; Immunfunktion
|
Proteasom
|
IIM
|
Mikroarray; qPCR
|
[139]
|
|
Ankyrin Repeat Domain 55
|
ANKRD55
|
NM_024669.3
|
Genaueres unbekannt
|
Genaueres unbekannt
|
PM; DM, und jRA
|
Illumina Sequenzierung
|
[20]
[140]
[141]
[142]
|
|
Calcium bindendes Protein S100B
|
S100B
|
NM_006272.3
|
Calcium bindend, weiteres unbekannt
|
Zellzyklus, Differenzierung. Apoptose
|
PM; DM und jRA
|
Illumina Sequenzierung
|
[140]
|
|
E) IIM spezifische genomische Biomarker - (miRNA)
|
|
Gen Name
|
NCBI Entrez Gen Name
|
Gen Lokalisation
|
Funktion
|
Pathway
|
Erkrankung
|
(*) Kommerzielle Testverfahren
|
Referenzen
|
|
miR-146a
|
MIRN146
|
Chromosom 5:160,485,264–160,485,646
|
Regulator für IFN
|
NF-κB
|
humane und experimentelle IIM
|
mSEQ; Chip RNA SEQ
|
[46]
[143]
[144]
[145]
|
|
miR-142–3p/5p
|
MIRN142
|
Chromosom 17:58,331,222–58,331,327
|
Regulator für IFN
|
NF-κB
|
experimentelle IIM
|
Chip RNA SEQ
|
[145]
|
|
miR-455–3p/5p
|
MIRN455
|
Chromosom 9:114,209,434–114,209,529
|
Regulator für IFN
|
NF-κB
|
experimentelle IIM
|
Chip RNA SEQ
|
[145]
|
|
F) IIM spezifische genetische Biomarker - (DNA)
|
|
Gen Name
|
Haplotyp//SNP Lokalisation
|
Gen Lokalisation
|
Funtion
|
Pathway
|
Erkrankung
|
(*) Kommerzielle Testverfahren
|
Referenzen
|
|
HLA-B
|
HLA-B*08:01; HLA-DRB1*03:01
|
Chromosom 6:31,353,872–31,357,188
|
MHC complex I
|
Immunsystem und Abwehr
|
IIM
|
DNA Sequenzierung
|
[23]
[146]
[147]
[148]
[149]
|
|
HLA-DRB1
|
HLA-DRB1*13
|
Chromosom 6:32,546,552–32,557,625
|
MHC complex II
|
Immunsystem und Abwehr
|
IIM
|
DNA Sequenzierung
|
[23]
[140]
[146]
[150]
[151]
|
|
HLA-DRB1
|
HLA-DRB1*03:01
|
Chromosom 6:32,546,552–32,557,626
|
MHC complex II
|
Immunsystem und Abwehr
|
IIM
|
DNA Sequenzierung
|
[23]
[140]
[146]
[150]
[151]
|
|
HLA-DRB1
|
HLA-DRB1*07:01
|
Chromosom 6:32,546,552–32,557,627
|
MHC complex II
|
Immunsystem und Abwehr
|
IIM
|
DNA Sequenzierung
|
[23]
[140]
[146]
[150]
[151]
|
|
HLA-DRB1
|
HLA-DRB1*11
|
Chromosom 6:32,546,552–32,557,628
|
MHC complex II
|
Immunsystem und Abwehr
|
IIM
|
DNA Sequenzierung
|
[23]
[140]
[146]
[150]
[151]
|
|
HLA-DQB1
|
HLA-DRB1*07
|
Chromosom 6:32,627,244–32,634,434
|
MHC complex II
|
Immunsystem und Abwehr
|
DM
|
DNA Sequenzierung
|
[23]
[140]
[146]
[150]
[151]
|
|
HLA-DQB1
|
HLA-DQB1*02:01
|
Chromosom 6:32,627,244–32,634,435
|
MHC complex II
|
Immunsystem und Abwehr
|
IIM
|
DNA Sequenzierung
|
[23]
[140]
[146]
[150]
[151]
|
|
NGFI-A Binding Protein 1 (NAB1)
|
rs744600
|
Chromosom 2:191,513,621–191,557,492
|
EGR-1 Transkriptionsfaktor Repressor
|
Brustkrebs, wirkt indirekt über EGR-1 auf den IFN
|
IIMs, RA, SLE, SSc
|
DNA Sequenzierung
|
[22]
[152]
[153]
|
|
Karyopherin Untereinheit alpha 4
|
rs74676712
|
Chromosom 3:160,212,795–160,283,359
|
Karyopherin Untereinheit
|
Zytoskelett Erneuerung; Myeloproli-feration
|
IIMs, RA, SLE, SSc
|
DNA Sequenzierung
|
[153]
[154]
[155]
|
|
(KPNA4; Synonym: ARL14)
|
|
Diacylglycerol Kinase Theta
|
rs13101828
|
Chromosom 4:958,887–986,895
|
Aktivierung von EGF
|
Phosphatidyl-inositol Synthese
|
IIMs, RA, SLE, SSc
|
DNA Sequenzierung
|
[153]
[154]
[155]
|
|
(Synonym: DGKQ
|
|
Prolin reiches Protein (PRR12)
|
rs76246107
|
Chromosom 19:50,094,439–50,129,696
|
genaueres unbekannt
|
genaueres unbekannt
|
IIMs, RA, SLE, SSc
|
DNA Sequenzierung
|
[153]
[154]
[155]
|
In Analogie zur Stufendiagnostik der Kollagenosen wird in der Regel primär oder simultan
eine indirekte Immunfluoreszenz (IIF) durchgeführt. Da viele MSA wie z. B. die häufigen
ASS-Antikörper in der IIF eine oft rein zytoplasmatische Immunfluoreszenz hervorrufen,
entsteht die Problematik eines vermeintlichen Erkrankungsauschlusses bei formal negativem
Befund für antinukleäre Antikörper. Um diesem Trugschluss nicht zu unterliegen, lohnt
sich der Kontakt mit dem befundenden Autoimmunlabor, um zu verstehen, wie ein rein
zytoplasmatischer IIF-Befund berichtet wird.
Perspektivisch verbessert wird die IIF-Befundübermittlung durch die Einführung einer
einheitlichen Klassifikation für die detektierten Fluoreszenzmuster („ICAP“, [17]). Typische zytoplasmatische Immunfluoreszenz Muster für IIM und insbesondere Anti-Synthetase-Syndrome
wären „zytoplasmatisch fein gesprenkelt“ (ICAP-Klassifikation „AC-19“, häufig bei
PL-7 oder PL-12 AK) oder „zytoplasmatisch dicht fein gesprenkelt“ (AC-20, häufig bei
Jo1-AK)).
Myositis-Blots
Kommerziell erhältliche Blots dominieren mittlerweile die MSA/MAA-Diagnostik. Je nach
verwendetem Blot differiert Zahl und Zusammensetzung der aufgetragenen Antigene. Sensitivität
und Spezifität hängen – wie bei jeder Untersuchung - entscheidend von der Prä-Test
Wahrscheinlichkeit ab, sodass der große Vorteil eines schnellen und umfassenden diagnostischen
Fortkommens bei unkritischer Anwendung durch unspezifische Positivbefunde und daraus
ev. resultierende Interpretationsschwierigkeiten ein klein wenig getrübt wird. Unbedingt
sinnvoll ist Kongruenz von Klinik, Immunfluoreszenz, Myositis-Blot und so verfügbar
Histologie kritisch zu hinterfragen und bei diskordanter Konstellation den isolierten
Nachweis eines MSAs – gerade auch bei grenzwertigen Befunden- nicht mit einer gesicherten
Diagnose gleichzusetzen oder allein hierauf basierend ein Therapiekonzept zu begründen
(zur weiteren Prädiagnostik vor Biopsie s.a. Infobox/[Tab. 2]).
Tab. 2 Infobox: zur Beachtung vor Muskelbiopsie.
|
Glukokortikoide
|
Beginn nach Biopsie bzw. niedrigst mögliche Dosis
|
|
Lokalisationsdiagnostik
|
Mittels Muskelsonographie oder MRT in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit
|
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EMG
|
bei Z.n. EMG bei symmetrischem Befall kontralateral, sonst andernorts
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Genomische Untersuchungen
Genomische Untersuchungen
Patienten mit DM weisen eine verstärkte Expression von IFN Typ-I induzierten Genen
sowohl im Muskelgewebe als auch in der Haut und im Serum auf. Im Vergleich zu Patienten
mit ASS, IMNM und IBM fällt die Expression dieser Gene different zwischen ASS und
IBM, im Vergleich hierzu bei der IMNM eher moderat bis niedrig aus [18]
[19]. Die Expression von IFN-gamma (Typ-II) ist bei der IBM und beim ASS hochreguliert.
Insgesamt korreliert die Expression von IFN-induzierbaren Genen mit der Expression
weiterer Gene, die mit Entzündung, Muskelatrophie und Muskelregeneration assoziiert
sind [19]. Da insbesondere für die DM eine eindeutige Typ-I IFN abhängige Pathogenese bewiesen
ist, wäre es wünschenswert, einen oder mehrere dieser molekularen Biomarkern ([Tab. 1D-F]), die zuverlässig diese ‚Gensignatur‘ im Patientenserum abbilden, für die Diagnostik
und auch die Therapieüberwachung einzusetzen.
Neben den oben genannten genetischen Befunden zeigten genomische Untersuchungen eine
sehr gute Korrelation zwischen einer erhöhten Expression von Genen, die eine IFN Typ-I
Signatur zeigen ,einer differentiellen Expression der mikro-RNA ‚miR146a‘ und weiteren
molekularen Kandidatengenen [20]. Die miR146a, wurde auch bereits schon zuvor bei Patienten mit SLE beschrieben.
Diese miRNA ist in der Lage, den IFN Typ-1- Signalweg negativ zu regulieren [21]. In der genannten Studie wurden neben miR-146a auch noch 69 weitere Mikro-RNAs untersucht,
von denen einige hoch-, andere herunterreguliert sind. Die Autoren schließen mit der
Bemerkung, das eine genaue Entschlüsselung zur funktionellen Rolle und den Steuerungswegen
zu mikro-RNAs wünschenswert wäre. Somit bleibt abzuwarten inwieweit sich hier ein
für die Praxis relevanter Biomarker abzeichnet.
Genetische Untersuchungen mit HLA-Haplotypen
Interessanterweise zeigen sich bei Erkrankten mit IIM genetische Assoziationen mit
HLA-Klasse-I und überwiegend mit HLA-Klasse-II Haplotypen ([Tab. 1F]). Dies gilt für IIM mit Autoantikörpern gegen i) anti-Jo-1 (HLA-B*08:01, p=2,28×10–53 und HLA-DRB1*03:01, p=3,25×10–9), ii)anti-PM/Scl (HLA-DQB1*02:01, p=1,47×10–26) und iii)anti-CN1A (HLA-DRB1*03:01, p=1,40×10–11). Außerdem wurden mit diesem Haplotyp iv) unabhängige Assoziationen mit anti-Mi-2 (HLA-DRB1*07:01, p=4,92×10–13), v) anti-HMGCoR-Autoantikörpern (HLA-DRB1*11, p=5,09×10–6), wie auch genetische Assoziationen
vi) des HLA-DQB1 Haplotyps mit anti-TIF1γ-Autoantikörpern identifiziert die sich möglicherweise
zwischen erwachsenen und jugendlichen Patienten mit IIM unterscheiden [22]
[23]. Keine signifikanten genetischen Assoziationen zeigten sich bei IIM Patienten die
NXP2-, MDA5- oder SAE-Antikörper positiv waren [23]. Diese Assoziationen sind aus genetischer Sicht interessant, helfen jedoch in der
täglichen Routine nicht bei der diagnostischen oder prognostischen Zuordnung. Genomische
Erkenntnisse könnten zukünftig tiefere Einblicke in die Pathogenese einzelner IIM
ermöglichen.
Dermatomyositis (DM)
Das klassische histomorphologische Bild einer DM wurde erst zu Beginn der 90-er Jahre
von Dalakas und anderen genauer beschrieben und danach über Konsensuskriterien im
Jahr 2003 klinikopathologisch genauer gefasst [24]. Vorliegen dabei muss eine i) subakute symmetrische Gliedergürtelschwäche, ii) DM-typische Hauterscheinungen und iii) eine perifaszikuläre Muskelfaseratrophie. Durch die Identifikation DM- spezifischer
Autoantikörper lassen sich jedoch unterschiedliche klinische Bilder zuordnen, die
auch morphologisch voneinander abgrenzbar sind [5]
[7]
[9]. Somit lassen sich diese beschriebenen Autoantikörper als Biomarker nutzen, um nicht
nur grob eine DM zu diagnostizieren, sondern auch einen bestimmten Subtyp innerhalb
der Dermatomyositiden festzustellen. Zudem lässt sich bei der DM als ‚einender‘ Pathomechanismus
eine IFN Typ-I Signatur, sowohl lokal im erkrankten Muskel [25]
[26]
[27] als auch systemisch im Blut nachweisen [28]. Erhöhte Typ-I IFN Werte können jedoch auch bei anderen Erkrankungen auftreten [29] . Somit könnten IFN Typ-I oder eine Kombination von Genen als charakteristische
transkriptionelle Signatur genutzt werden [18]
[19]
[25]
[26]
[27]
[30]
[31]
[32]
[33]. Auf histomorphologischer Ebene können diese Typ-I IFN-Signatur-abhängigen Moleküle
(MxA, ISG15, u. a.) ebenfalls konsistent dargestellt [26]
[34]
[35]
[36]
[37] und somit als ‚in situ‘ Biomarker genutzt werden [38].
Ultrastrukturell lassen sich in den Endothelzellen der endomysialen Kapillaren bei
allen Dermatomyositiden sogenannte undulierende Tubuli nachweisen [25]. Dies ist ein ganz typischer Befund, der die Diagnose einer Dermatomyositis unterstreicht
und somit ebenfalls als Gewebsbiomarker genutzt werden kann. Positive Erfahrungen
bestehen lokal an der Charité für „Siglec1“, einen globalen Interferon-I-Marker, der
durchflußzytometrisch auf Monozyten gemessen wird und in der Erstdiagnostik sowie
Verlaufsbeurteilung des systemischen Lupus bereits einen festen Stellenwert hat [38].
Auch bei den IIMs, insbesondere bei der DM könnte Siglec1 als Serum-Biomarker eingesetzt
werden. Siglec1 ist in einer umschriebenen unizentrischen Kohorte signifikant erhöht
und korreliert mit der Krankheitsaktivität (Graf et al., zur Publikation eingereicht).
Anti-Mi-2 Autoantikörper-assoziierte DM
Das klinische Bild einer Mi2-AK-positiven DM ist das einer „klassischen“ DM mit ausgeprägten
und typischen Hautveränderungen (Gottron‘sche Papeln, heliotropes Erythem im Dekolleté
und Nackenbereich sowie auf den Wangen) und relativ ausgeprägter proximal betonter
Muskelschwäche sowie deutlich erhöhten CK-Werten. Die Erkrankung manifestiert sich
meist akut bis subakut. Eine Tumorassoziation ist für erwachsene Patienten selten
beschrieben [39]
[40] .
Morphologie
Das morphologische Erscheinungsbild der anti-Mi-2-assoziierten DM ist charakteristisch.
In allen Fällen findet man eine perifaszikulär betonte Atrophie der Muskelfasern und
dichte entzündliche Infiltrate, die sich vor allem im Perimysium und perivaskulär
darstellen lassen. Es sind sowohl T-Lymphozyten als auch oft fokal clusternd B-Lymphozyten
erkennbar.
Regelhaft erkennt man Komplementablagerungen, wie z. B. C5b-9 auf dem Sarkolemm und
insbesondere auf den perifaszikulär gelegenen Fasern ([Abb. 1]), während die Kapillaren keine Komplementfärbung aufweisen, obwohl ein gering ausgeprägter
Verlust von Kapillaren vorhanden ist. Es können Muskelfasernekrosen und Myophagozytosen
auftreten. Das perifaszikuläre Muster wird beim Nachweis von MHC Klasse-I Antigenen
deutlich weniger prominent; bei der Anfärbung der MHC Klasse II-Antigene- und/oder
dem zusätzlichen Nachweis des neuralen Zell-Adhäsionsmoleküls (NCAM) oder des neonatalen
Myosins und Utrophins ergeben sich spezifische Anfärbungen von regenerierenden Muskelfasern
[41].
Abb. 1 Histologie bei DM.
Anti-TIF-1γ Autoantikörper-assoziierte DM
Trotz schwerem Krankheitsbild mit ausgeprägter Muskelschwäche und den klassischen
Hautveränderungen einer DM ist der CK-Wert bei Transcription intermediary factor 1-gamma
(TIF1γ; [Tab. 1B]) positiver DM oft nur leicht bis mäßig erhöht. Entsprechend lässt sich die CK nur
begrenzt für ein Monitoring verwenden. Als klinische Besonderheit können Erythrodermien,
ausgeprägte, therapierefraktäre Rötungen der gesamten Haut auftreten [42]. In der Immunfluoreszenz findet sich ein nukleäres Muster. Eine Malignom-Assoziation
im Sinne einer „cancer associated myositis“ (CAM) ist bei diesem Erkrankungsbild im
Alter>40 J. besonders häufig [43].
Morphologie
Typischerweise findet man bei der anti-TIF-1γ-Autoantikörper-assoziierten DM ein schweres
Ödem, welches das Perimysium betrifft und dieses deutlich verbreitert, jedoch nicht
fragmentiert. Die Atrophie der perifaszikulären Muskelfasern ist sehr ausgeprägt und
von allen Dermatomyositiden am auffälligsten. Das perifaszikuläre Muster kann auch
mittels Färbungen mit Antikörpern gegen CD56 hervorgehoben werden. Die MHC Klasse
I-Färbung ist sehr kräftig und betrifft oft auch zentrofaszikuläre Bereiche, während
MHC Klasse II-Moleküle nicht sarkolemmal anfärbbar sind. Wichtigstes Merkmal sind
ausgeprägte oft fokal betonte Komplementablagerungen auf Kapillaren, die bei erwachsenen
Patienten mit der Präsenz von Malignomen positiv korrelieren. Sogenannte 'punched-out' Vakuolen (wie „ausgestanzt“ wirkende Vakuolen im Sarkoplasma im Gegensatz zu den
beränderten „rimmed vacuoles“ bei IBM s.u.) finden sich oft in atrophen Fasern und
korrelieren ebenfalls mit dem Auftreten von Malignomen [44]. Makrophagen finden sich diffus verteilt im Endo- und Perimysium ebenso wie diffus
verteilte eher spärlich vorhandene Lymphozyten. B Zellen oder Plasmazellen sind selten.
Anti-NXP-2 Autoantikörper-assoziierte DM
Bei der juvenilen Dermatomyositis (jDM) tritt der gegen das anti-nukleäre Matrix Protein
2 (NXP2) gerichtete AK am häufigsten auf. Als Spezifikum geht dieses Erkrankungsbild
oft mit ausgeprägten subkutanen Kalzifikationen einher, die auch im Erwachsenalter
gelegentlich auftreten können. Im höheren Lebensalter besteht eine klare Tumorassoziation
im Sinne einer CAM [45]. Der CK-Wert ist oft deutlich erhöht und in der Immunfluoreszenz zeigt sich ein
nukleäres Muster.
Morphologie
Die morphologischen Veränderungen umfassen hier die typische perifaszikuläre Atrophie,
klassische MHC Klasse I-Färbung mit perifaszikulär nach zentrofaszikulär abnehmendem
Gradienten. MHC Klasse II-Moleküle finden sich sarkolemmal nicht. Es können teils
flächig verteilte nekrotische Fasern oder Myophagozytosen bei sogenannten Mikroinfarkten
vorkommen [46]. Lymphozyten sind etwas reichlicher als bei den anti-TIF1γ Fällen im Perimysium
betont und Komplementablagerungen können sarkolemmal auf Fasern zu finden, auf Kapillaren
lässt sich Komplement manchmal ebenfalls darstellen [47].
Anti-MDA5 Autoantikörper-assoziierte DM
Melanoma differentiating Antigen 5 (MDA5; [Tab. 1B]) AK-positive Erkrankungsbilder zeichnen sich oft durch einen a- oder hypomyopathischen
Krankheitsverlauf aus, die CK ist entsprechend allenfalls diskret erhöht. Aufgrund
der klinisch oft im Vordergrund stehenden rasch progredienten, vital bedrohlichen
interstitiellen Lungenerkrankung in Verbindung mit typischen, wenn auch oft an den
Phalangen eher beuge- als streckseitigen Hautveränderungen, wird auch der Begriff:
‚Dermatopulmonales-Syndrom‘ zur Beschreibung des Erkrankungsbildes verwendet.
MDA5-AK zeigen in der IIF ein zytoplasmatisches Muster. Ihre Titerhöhe, falls verfügbar,
korreliert ebenso mit der Krankheitsaktivität wie das Ferritin im Serum [11].
Morphologie
Die Muskelbiopsien der anti-MDA-5 assoziierten DM zeigen ein nicht klassisch morphologisches
Bild [48]). Hauptmerkmal ist eine sehr gering ausgeprägte entzündliche Infiltration des Muskels,
die oft nur sehr fokal begrenzt im Perimysium und in Gefäßnähe erscheint.
Auch das typische Muster einer perifaszikulären Atrophie in verschiedenen Faszikeln
ist nicht ausgeprägt. Hilfreich ist die MHC Klasse-I Färbung, die eine sarkolemmale
Färbereaktion aufweist, wenngleich diese deutlich geringer ausgeprägt ist als bei
anderen DM-Biopsien. Den ebenfalls klassischen Verlust von Kapillaren und undulierenden
Tubuli in Endothelzellen, die sich per Elektronenmikroskopie nachweisen lassen, sieht
man bei 'anti-MDA-5-DM Biopsien' nur in etwa 50% der Fälle [48]. T- und B-Lymphozyten sind sehr spärlich anzutreffen, Makrophagen finden sich nur
fokal und in geringer Menge. Komplementablagerungen auf dem Sarkolemm von Muskelfasern
oder Muskelfasernekrosen sind nicht erkennbar.
Anti-SAE Autoantikörper-assoziierte DM
Antikörper gegen Sumo activating enzyme (SAE-1/2; [Tab. 1B]) werden bei weniger als 10% der Patienten mit DM gefunden und stehen für ein eher
mildes Krankheitsbild. Hautveränderungen gehen der Myositis oft voraus. Interstitielle
Lungenerkrankungen sowie eine Assoziation mit Malignomen sind selten, aber beschrieben
[49].
Morphologie
Insgesamt ist die Morphologie nur milde pathologisch mit einer gering ausgeprägten
perifaszikulären Pathologie, geringen Komplementablagerungen und entzündlichen lymphozytären
Infiltraten, während perimysial diffus verteilt Makrophagen sichtbar sind [50].
Zusammengefasst ist die perifaszikuläre Atrophie/Hypotrophie von Muskelfasern das einende morphologische
Element der DM. Diese Atrophie lässt sich durch verschiedene Färbungen von MHC Klasse-I,
CD56 und neonatalem Myosin bestätigen. Das Ausmaß der Atrophie ist jedoch sehr variabel.
Komplementablagerungen auf dem Sarkolemm treten bei akuten Verläufen mit hohen CK-Werten
besonders stark auf. Eigene Beobachtungen zeigen, dass milde Krankheitsverläufe weniger
Komplementablagerungen aufweisen.
Bei anti-TIF1γ-assoziierten DM-Fällen ist die kapilläre Komplementablagerung hinweisend
auf maligne Verläufe. Alle DM-Subentitäten zeigen ultrastrukturell undulierende Tubuli
als Zeichen einer frühen Kapillarschädigung.
Die ISG15- und Myxovirus A (MxA)- Färbung gilt als hilfreicher Gewebsbiomarker zur
Identifikation einer DM – auch in Abgrenzung zu anderen Entitäten die ebenfalls MHC
Klasse-I positive Fasern oder auch eine perifaszikuläre Atrophie zeigen.
Immunmediierte nekrotisierende Myopathien (IMNM)
Immunmediierte nekrotisierende Myopathien (IMNM)
Klinik
Die typische klinische Erstmanifestation sowohl bei anti-„Signal recognition Particle“(SRP)-
als auch bei anti-Hydroxy-Methylglutaryl-CoA-Reductase-(HMGCR-)AK-positiven Patienten
sind subakut einsetzende proximale Paresen v. a. der unteren Extremität. Bei anti-SRP-Antikörper-positiven
Patienten treten selten ILD und kardiale Probleme hinzu [51]. Patienten mit anti-HMGCR Autoantikörpern sind meist „pure“ Myositis-Patienten.
Es sei jedoch hervorgehoben, dass bei ca. 20% der HMGCR Patienten mit Malignomen gerechnet
werden muss, während diese Assoziation für anti-SRP+Patienten bislang nicht beschrieben
wurde [7].
Neben diesen typischen subakuten Verläufen gibt es jedoch die sogenannten pseudo-dystrophischen
Verläufe, bei denen sich Patienten über viele Jahre sehr langsam verschlechtern und
die daher eine besondere differentialdiagnostische Herausforderung darstellen [52]. Mit etwa 50% der Patienten hat ein erheblicher Anteil nach vier Jahren Therapie
keine zufriedenstellende Muskelkraft, vor allem farbige Patienten zeigten ein schlechtes
Outcome [53]. Bei anti-HMGCGR Antikörper-positiven Patienten ist eine Assoziation zum HLA-Klasse
II Antigen DRB1*11:01, bei asiatischen Patienten mit anti-SRP Antikörpern ist eine
Assoziation mit DRB1*08:03 und DRB1*14:03 beschrieben.
Labor
IMNM-Patienten weisen in typischen Fällen hohe CK mit etwa bis zu 10000 IU/l auf.
Die CK Werte korrelieren gut mit Krankheitsaktivität und Therapieverlauf bzw. –erfolg.
Sowohl SRP- als auch HMG CoA-AK korrelieren in der Titerhöhe mit der Krankheitsaktivität
[51]. Aus lizenrechtlichen Gründen sind HMGCoA-AK nicht Teil kommerzieller Myositisblots,
sondern müssen separat bestimmt werden.
Morphologie
Die typischen Veränderungen, welche sich bei der IMNM finden, lassen sich in vier
Kategorien einteilen [51] ([Abb. 2], Überblick über typische Histologie aller IIM s. a. [Tab. 3] )
Abb. 2 Histologie bei IMNM.
Tab 3 typische histologische Befunde bei DM, IBM, IMNM, ASS.
|
DM/jDM
|
IBM
|
IMNM
|
ASS
|
|
Morphologische Merkmale
|
Infiltrate: perimysiale und manchmal perivaskuläre Rundzellinfilltrate aus Lympho-monozytären
Zellelementen Gefäße: Komplementablagerung auf Kapillarendothelien oder sarkolemmal
Muskelfasern: perifaszikuläre Atrophie
|
Infiltrate: endomysiales Rundzellinfiltrat mit Assoziation zu und Invasion von Muskelfasern
Gefäße: -Muskelfasern: Myodegeneration mit Faseratrophien, geränderten Vakuolen („rimmed
vacuoles“) mitochondriale Veränderungen Bindegewebe: deutliche Fibrose und fettgewebiger
Umbau (chronisch)
|
Infiltrate: milde T-Zell-Infiltration im Endomysium 7Muskelfasern: diffus verteilte
Einzelfasernekrosen Bindegewebe: akut nicht wesentlich verändert bei chronischen Verläufen
deutliche Fibrose endomysial
|
Infiltrate: perimysiale Rundzellinfilltrate aus Lympho-monozytären Zellelementen Komplementablagerung
sarkolemmal Muskelfasern: perifaszikulär nekrotische Fasern Bindegewebe: verbreitert
fragmentiertes Perimysium
|
|
Immunhistologie
|
Infiltrate: selten CD20 B-Zellen Makrophagen, T-Zellen Gefäße: Komplementablagerungen
(Tif1γ und NXP) sarkolemmale Komplementablagerung bei Mi-2 Muskelfasern: MHC-I und
MxA perifaszikulär MHC-II sarkolemmal negativ bis allenfalls ganz gering
|
Infiltrate: CD8>CD4 T-Zellen, Makrophagen, Assoziation und Invasion von CD8 T-Zellen
in MHC-I exprimierende intakte Muskelfasern Muskelfasern: MHC-I und -II ubiquitär
mit fokaler Betonung TDP43 und p62 positive grobe Ablagerungen in Vakuolen
|
Infiltrate: Makrophagen fokal T Zellen Muskelfasern: Muskelfasernekrosen, Regenerate,
Myophagozytosen Gefäße: verbreitert keine/selten Komplementablagerungen, Fasen sarkoplasmatisch
fein granulär p62+
|
Infiltrate: reichlich perimysiale Makrophagen, T-Zellen betont im Perimysium nach
endomysial reichend Gefäße: Kapillaren verdickt aber keine relevanten Komplementablagerungen
sarkolemmale Komplementablagerung betont perifszikulär Muskelfasern: MHC-I und MHC-II
sarkolemmal oft mit perifaszikulärer Betonung
|
Muskelfasernekrosen sind diffus verteilt und somit nicht an eine spezifische lokale
Muskelregion gebunden. Die Anzahl der Muskeleinzelfasernekrosen variiert beträchtlich
und Regenerate mit diffuser Verteilung können auffälliger als die Nekrosen sein.
Nekrosen im Gewebe lassen sich nicht als Gewebsbiomarker heranziehen, sie kommen bei
vielen Erkrankungen anderen Ursprungs ebenfalls vor.
Makrophagen stellen bei weitem die größte Population der Entzündungszellen dar. Sie
sind diffus im Endomysium und Perimysium verteilt und auch an dem Einzelfaseruntergang
in Form von sog. Myophagozytosen beteiligt. Lymphozytäre Infiltrate sind weniger prominent.
Sie lagern sich um Gefäße an oder liegen vereinzelt im Endo- bzw. Perimysium. Jedoch
invadieren die CD8+T-Zellen nicht speziell die Muskelfasern. MHC Klasse-I positive
Zellen lassen sich auf dem Sarkolemm nachweisen (Abb 2), jedoch keine MHC Klasse-II
Zellen. Ebenso wechselnd kräftig finden sich sarkolemmale granulär imponierende Komplementablagerungen.
Mit Autophagiemarkern wie LC3 und p62 lässt sich das Sarkolemm von einigen Fasern
homogen und feingranulär (nicht grob wie bei IBM) anfärben [54].
Die sarkoplasmatische feingranuläre Anfärbung mit p62 Antikörpern lässt sich im Kontext
der genannten weiteren Veränderungen sehr gut als Gewebsbiomarker für die IMNM nutzen.
Anti-Synthetase Syndrom (ASS)
Das Anti-Synthetase Syndrom (ASS) ist eine Krankheitsentität, die serologisch durch
das Vorhandensein eines der Autoantikörper gegen tRNA-Synthetasen definiert ist.
Der häufigste AK in dieser Gruppe ist der anti-Jo1-Antikörper, während Antikörper
gegen PL-7 und PL-12-seltener sind, und AK gegen EJ-, OJ-, KS-, Ha-, Zo- eher eine
Rarität darstellen.
Klinisch bestehen neben myopathischen Beschwerden kombiniert mit einer interstitiellen
Lungenerkrankung in wechselnder Dominanz des einen oder anderen Symptoms auch Fieber,
Raynaud- Syndrom, seronegative Arthritiden, Serositiden und Hautveränderungen, hier
besonders häufig sogenannte „Mechanikerhände“ oder „-füße“.
ASS-AK stellen sich in der IIF überwiegend zytoplamatisch dar, ebenso begleitend auftretende
Ro-52 AK, die mit schwerem Verlauf bzw. paradoxerweise gutem Therapieansprechen bei
interstitieller Lungenbeteiligung assoziiert sind.
Es kann im Verlauf intraindividuell zu einer erheblichen Dissoziation von Krankheitsmanifestationen
insbesondere interstitieller Lungenerkrankung und Myositis kommen [8]
[55]
[56]
[57].
Morphologie
Bei den Myositiden i.R. der ASS handelt es sich histomorphologisch um eine eigenständige
Entität [8]
[50]
[55]
[56]
[57]. Hier findet man perifaszikulär gelegene Muskelfasernekrosen und eine typische perimysiale
Bindegewebs-fragmentierung, die sich am eindrücklichsten in der Alkalischen Phosphatase-Färbung
(s. Abb 4) zeigt [8]
[56]
[57]
[58]. Im Perimysium finden sich dichte lymphomonozytäre Infiltrate bestehend aus B Zellen,
Plasmazellen und T Zellen. Ein hilfreiches Merkmal sind die MHC Klasse I- und Klasse
II-Färbungen der perifaszikulären Region, die in zentrofaszikulärer Richtung an Intensität
abnehmen. Komplementablagerungen finden sich vor allem in der perifaszikulären Region
auf den Fasern sarkolemmal, nicht aber relevant auf den Kapillaren [55]
[56] . Elektronenmikroskopisch zeigen sich in etwa 70% der ASS-Biopsate myonukleäre Actin-Filamente,
die bei anderen Myositiden nicht vorhanden sind [56].
Sporadische Einschlußkörpermyositis (sIBM)
Klinik
Klinisch besteht bei den meist über 50-jährigen Patienten eine Trias aus Quadrizepsparesen,
Paresen der langen Fingerbeuger und Schluckdefiziten [59].
Auch wenn die Ätiologie der Erkrankung bis heute ungeklärt ist, wurden Teilaspekte
intensiv beleuchtet. Hierzu gehören inflammatorische, degenerative, neoplastische
und [25]
[59]
[60]
[61]
[62]
[63]
[64]
[65] genetische Aspekte [25]
[59]
[60]
[61]
[62]
[63]
[64]
[65].
Labor
Bei moderater Sensitivität, aber hoher Spezifität haben Mup44-(Synonym CN1A; NT5c1A)
AK-positive Patienten oft klinisch schwerere Verläufe der IBM als AK-negative Patienten
[66].
Die CK ist bei der Erkrankung nur moderat erhöht und eignet sich nicht gut zur Beurteilung
des Langzeitverlaufes bzw. der Krankheitsaktivität. Die Erkrankung tritt ausschließlich
im Erwachsenenalter auf. Patienten in jüngerem Alter sollten auf eine HIV-Infektion
untersucht werden. Meist ist jedoch die HIV-Erkrankung bei der HIV-assoziierten IBM
bereits lange bekannt.
Die IBM kann in seltenen Fällen in Kombination mit Kollagenosen (z. B. Sjögren-Syndrom)
auftreten.
Morphologie
Die morphologische Diagnose bei der IBM ist meist eindeutig, wenn die nachfolgend
beschriebenen vier Komponenten in der Muskelbiopsie identifiziert werden können i) Eine spezifische CD8+- lymphozytäre‚ inflammatorische Komponente kombiniert mit kräftiger
MHC-Klasse-I- und –II-Färbung der Fasermembranen, ii) eine degenerative Komponente, die durch die geränderten Vakuolen und durch einen
autophagischen Proteinabbau gekennzeichnet ist (z. B. p62, LC3, TDP43 etc.) und den
Nachweis von amyloidogenen Proteinen, und/oder tubulofilamentären Strukturen in Myonuklei
oder in Vakuolen, iii) eine mitochondriale Komponente mit Nachweis von COX-negativen SDH-positiven Fasern
und parakristallinen Einschlüssen in Mitochondrien, sowie iv) ein schwer myopathisch-dystroph verändertes Gewebsbild mit Muskelfasernekrosen und
endomysialer Fibrose.
Polymyositis (PM)
Das Konzept der PM, definiert durch endomysiale entzündliche Infiltrate und Invasion
von Lymphozyten in nicht nekrotische Muskelfasern ohne sarkoplasmatische 'rimmed vacuoles',
wurde in den letzten Jahrzehnten intensiv, klinisch [67]
[68]
[69]
[70], und histomorphologisch [71]
[72]
[73] hinterfragt. Postuliert wird, dass die PM insgesamt sehr selten ist und/oder, dass
die PM eine frühe Form der sIBM darstellt [72]. Die Diagnose einer PM wird somit mehr und mehr zu einer Ausschlussdiagnose, da
wahrscheinlich eine Vielzahl von Erkrankungen hierunter subsummiert werden, die sich
aktuell nicht zuordnen lassen. Hierzu gehören die (frühe) sIBM, [70]
[72], die bereits erwähnte 'Unspezifische Myositis' oder die sog. 'Overlap Myositis'
(s.u.) [73]. Auch hereditäre Myopathien sollten in diesem Kontext ausgeschlossen werden [74].
Overlap-Myositis/Unspezifische Myositis
Für den sowohl in den Klassifikationsdiskussionen als auch im klinischen Alltag häufig
verwendeten Begriff „Overlap-Myositis“ gibt es aktuell kein spezifisches histomorphologisches
Korrelat.
Daher wird alternativ auch der Begriff der 'non-specified myositis' [70] benutzt, wobei histologisch die Kriterien für eine DM, PM oder IBM nicht erfüllt
sind. Morphologisch wurden inflammatorische Veränderungen in überwiegend perimysialer
und perivaskulärer Lage, bestehend aus mononukleären Zellen ohne endomysial gelegene
Zellen und ohne perifaszikuläre Atrophie beschrieben [70]. Die meisten dieser Patienten litten bei Nachbeobachtung unter einer (ev. undifferenzierten)
Kollagenose unter oftmaliger Anwesenheit von MSA.
Zusammenfassung
Neben der Erweiterung der Kenntnisse um Myositis-spezifische Antikörper, die vorbestehende
Diskussionen um die Praktikabilität bekannter Klassifikationskriterien neu entfacht
und die spezifische Zuordnung zu Subentitäten ermöglicht haben, trägt auch das deutlich
gewachsene Wissen um entitätsspezifische Immunsignaturen wie Typ-I IFN bei DM oder
ultrastrukturelle Veränderungen in der Myopathologie, sowohl zum Verständnis der Pathogenese,
als auch zur intraindividuellen Therapieentscheidung und -steuerung bei. Neben ‚klassischen‘
Serumbiomarkern (CK usw.) haben sich Gewebsbiomarker (MxA, ISG15), welche die Aktivität
der Interferonsignatur unterstreichen, etabliert.
Diese lassen sich womöglich in der nahen Zukunft auch mit Serumbiomarkern aus derselben
Kategorie (Typ-I IFN) kombinieren. Autoantikörper haben einen hohen prognostischen
Wert für bestimmte Krankheitsverläufe und können formal somit auch als Biomarker gesehen
werden. Die Sensitivität und Spezifität der verfügbaren Myositis-Blots hat sich in
den letzten Jahren deutlich verbessert.