Thomas MJ.
et al.
Triggers for acute flare in adults with, or at risk of, knee osteoarthritis:
a web-based case-crossover study in community-dwelling adults.
Osteoarthritis Cartilage 2021;
29: 956-964
Die Forscher der englischen Arbeitsgruppe kamen zu dem Resultat, dass zahlreiche
aktivitätsbezogene, psychosoziale und umweltbedingte Belastungen an der
Auslösung von Krankheitsschüben beteiligt sind. Insbesondere
eine erhöhte körperliche Aktivität löste einen
Arthrose-Schub aus. Die Forscher schlossen über 13 Wochen Erwachsene mit
einem Alter von 40 Jahren mit Wohnsitz in England in die Studie ein, die an
Knieschmerzen mit oder ohne dokumentierter Kniearthrose-Diagnose litten. Die
eingeschlossenen Patienten erhielten ein Online-Konto auf der Studienwebsite,
über die sie einen Baseline-Fragebogen, vier
Follow-Up-Fragebögen und einen ereignisinitiierten Fragebogen bei
auftretenden Knieschmerzen ausfüllten. Anhand des Baseline-Fragebogens
erhoben die Forscher Informationen zu einzelnen Aspekten der Knieschmerzen, zur
Inanspruchnahme von medizinischer Versorgung bei Knieschmerzen, zum allgemeinen
Gesundheitszustand, zum Maß an körperlicher Aktivität
und zu demografischen Merkmalen. Die Follow-Up-Fragebögen, die die
Studienteilnehmer in den Wochen 1, 5, 9 und 13 nach dem Ausfüllen des
Baseline-Fragebogens ausfüllten, enthielten eine Matrix, über
die die Exposition gegenüber 21 mutmaßlichen
aktivitätsbezogenen, psychosozialen und umweltbedingten
Auslösern erfasst wurde. Patienten mit einem akuten Schub baten die
Wissenschaftler, einen ereignisbezogenen Fragebogen auszufüllen, mit dem
sie über mehrere Tage hinweg bis zur Auflösung des Schubs
Informationen zur Schmerzintensität, Beeinträchtigungen,
Medikamenteneinnahme und zur Einschätzung der Patienten hinsichtlich der
Dauer des Schubs sammelten.
Zwischen Juli 2018 und Februar 2019 rekrutierten die Forscher 744 Patienten.
Insgesamt 568 ereignisbezogene und 867 reguläre Fragebögen
konnten die Experten für die statistische Analyse nutzen. Insbesondere
Kniebeugen, Hocken oder Knien standen in positivem Zusammenhang mit dem
Auftreten eines Schubes innerhalb von 24 Stunden nach der körperlichen
Aktivität. Langes Sitzen ohne Pause, eine Reduktion oder ein Aussetzen
einer Medikation und Husten, eine Erkältung oder leichte Infektionen
reduzierten die Wahrscheinlichkeit für einen Arthrose-Schub des Knies.
Treppensteigen, Autofahren, stressige Ereignisse am Arbeitsplatz oder zu Hause
sowie Stress im Freundes- und Familienkreis standen in keinem statistisch
signifikanten Zusammenhang mit dem Auftreten von Schüben.
Während einem Schub litten die Patienten vor allem an Steifheit
(64%), Hinken (58%), zunehmende Schwierigkeiten bei
alltäglichen Aktivitäten (57%), Schlafstörungen
(48%) und Schwellungen (33%). In höherem Alter traten
Schübe seltener auf, Frauen und Personen, die zu Studienbeginn
häufig schwere Knieschmerzen hatten, waren häufiger von
Schüben betroffen. 70% der Teilnehmer gaben an, dass die
Schübe unerwartet auftraten. Im Mittel dauerte ein Schub 5 Tage.
Die Autoren identifizierten in vorliegender Studie mehrere Faktoren, die bei
Erwachsenen mit Knie-Arthrose innerhalb von 24 Stunden einen akuten Schub
auslösen können. Insbesondere Kniebeugen, Hocken und Knien
sind mit dem Auftreten eines Schubes assoziiert. Diese Erkenntnisse
können Patienten und Ärzten helfen, gemeinsam einen Schub
der Knie-Arthrose besser vorherzusagen, zu verhindern und zu behandeln, so
die Experten.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen