Heerey JJ,
Srinivasan R,
Agricola R.
et al
Prevalence of early hip OA features on MRI in high-impact athletes. The
femoroacetabular impingement and hip osteoarthritis cohort (FORCe) study.
Osteoarthritis and Cartilage 2021;
29: 323-334
Mit der Magnetresonanztomografie allerdings können bereits frühzeitig
Veränderungen im und um das Hüftgelenk dargestellt werden. Ziel der
vorliegenden Studie war es, diese degenerativen Veränderungen bei
High-Impact-Sportlern mit und ohne Hüftschmerzen zu vergleichen. Für
ihre Untersuchung nutzten Heerey et al. Daten der prospektiven FORCe-Studie
(Femoroacetabular Impingement and Hip Osteoarthritis).
Den 182 Fußballern und Australian-Football-Spielern der FORCe-Studie (18 bis
50 Jahre, mindestens zweimal pro Woche Training oder Wettkampf,
Hüft-/Leistenschmerzen mit schleichendem Beginn, einer Dauer von
mindestens 6 Monaten und einer Schwere von>3 bis<8 auf einer
11-Punkteskala) wurden 55 beschwerdefreie Männer und Frauen (FADIR-Test
beidseits negativ) aus den gleichen Sportarten als Kontrollgruppe gegenüber
gestellt. Sportler mit röntgenologisch nachgewiesener Arthrose
(Kellgren-Lawrence-Grad≥2) wurden ausgeschlossen.
Für die Beurteilung der MRT-Aufnahmen nutzten die Autoren das SHOMRI-System
(Scoring Hip Osteoarthritis with MRI), das verschiedenste arthrosetypische
degenerative Veränderungen umfasst; darunter Gelenkknorpelverlust,
Knochenmarködem, subchondrale und paralabrale Zysten, Veränderungen
des Labrum acetabuli und des Ligamentum teres sowie intraartikuläre
Körper und Gelenkergüsse bzw. Synovitis. Die Merkmale erhalten
entweder einen Punktwert oder werden auf ihr Vorhandensein
überprüft.
Sportler mit Hüft- bzw. Leistenschmerzen hatten im Vergleich zur
Kontrollgruppe höhere Gesamt-SHOMRI-Werte sowohl in der betroffenen als auch
der nicht symptomatischen Hüfte (d.h. keine Schmerzen oder Schmerzen bei
gleichzeitig negativem FADIR-Test). Ungefähr die Hälfte der
untersuchten Hüftgelenke zeigte Knorpeldefekte unabhängig davon, ob
Schmerzen bestanden oder nicht; bei den männlichen Probanden waren
55% der symptomatischen Hüften betroffen, bei den Frauen 32%
(Kontrollgruppe 48% vs. 46%). Bei jeweils rund 70% der
Athleten beider Gruppen fanden sich zudem Veränderungen des Labrums. Zwar
hatten symptomatische Probanden höhere Labrumwerte (4 vs. 3 Punkte bei einem
möglichen Wert zwischen 0 und 5); eine Assoziation zwischen dem
Ausmaß der Beschwerden und der Ausprägung der
Labrumveränderungen ließ sich allerdings nicht feststellen.
Die Prävalenz von Knochenmarködemen, subchondralen und paralabralen
Zysten und Rissen des Ligamentum teres waren insgesamt gering. Letztere
können Schmerzen im Hüftbereich verursachen; in der hier
untersuchten Kohorte war die Prävalenz der Ligamentumrisse bei
symptomatischen Probanden allerdings nicht höher als bei beschwerdefreien
Sportlern. Mit den nativen MRT-Aufnahmen, die für diese Studie verwendet
wurden, ließen sich Gelenkergüsse nicht von einer Synovitis
unterscheiden, so dass unklar bleibt, ob bzw. wie diese Merkmale mit den angegebenen
Hüftbeschwerden zusammenhängen. Hier wären weitere
Untersuchungen notwendig.
Frühzeitige Hüftgelenksveränderungen kommen bei Sportlern
aus Fußball und Australian Football häufig vor, auch wenn
röntgenologisch (noch) keine Hüftarthrose nachweisbar ist. Da
sowohl bei den symptomatischen als auch den beschwerdefreien Probanden Knorpel-
und Labrumdefekte in mehr als der Hälfte der Fälle sichtbar
waren, ist fraglich, welche klinische Relevanz diese Veränderungen
letztlich haben. Außerdem sollten longitudinale Studien klären,
ob Knochenmarködeme oder subchondrale Zysten mit einem Fortschreiten der
Erkrankung bzw. einer Zunahme der Symptome assoziiert sind.
Stephanie Gräwert, Leipzig