Schlüsselwörter
Varizen - Laserablation - EVLA - Rezidiv - Duplexsonografie
Key words
varicose - laser ablation - EVLA - recurrence - duplex ultrasound
Einleitung
Die endovaskuläre thermische Ablation insuffizienter Venensegmente bei der Stammveneninsuffizienz
hat sich in den letzten 15 Jahren zu einem Standardverfahren entwickelt. Die hohe
Akzeptanz dieser Verfahren, besonders im Vergleich zur klassischen Crossektomie- und
Strippingoperation, ist erklärbar durch die im Allgemeinen geringe Belastung mit wenigen
chirurgischen Zugängen und damit potenziell weniger postoperativen Blutergüssen und
Schmerzen. Aufgrund ihrer Effektivität haben die Laser- und die Radiofrequenzablation
bei der primären Varikose Eingang in die Leitlinien einzelner nationaler Fachgesellschaften
gefunden. In den NICE-Guidelines aus Großbritannien sowie in den US-amerikanischen Leitlinien der Society for Vascular Surgery und des American Venous Forum wurden die endovenösen thermischen Verfahren der klassischen Chirurgie vorgezogen
[1]
[2]. Auch in einer aktuellen Leitlinie der European Society for Vascular Surgery (ESVS), die 2015 veröffentlicht wurde, werden die Radiofrequenz- und Laserablation
der Vena saphena magna (VSM) beim Primäreingriff in Form einer IA-Empfehlung gegenüber
der Crossektomie- und Strippingoperation präferiert [3], während sie hierzulande in der entsprechend aktuellsten, federführend durch die
Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP) erstellten Leitlinie als gleichwertig
zur Operation angesehen werden [4]. Die Rolle der endovenösen thermischen Ablation bei der Therapie der Rezidivvarikose
hingegen ist weniger etabliert. Rezidive kommen nach allen Formen der Varizenbehandlung
vor, wobei eine Häufigkeit von bis zu 65 % nach 11 Jahren in der Literatur angegeben
wird [3]. Von besonderer klinischer Relevanz sind dabei die inguinalen oder poplitealen Crossenrezidive,
die nach Varizenoperationen oder endovenöser Ablation bei Insuffizienz der VSM oder
Vena saphena parva (VSP) entstehen. Aus chirurgischer Sicht ist die Entfernung oder
Ausschaltung von Rezidivvarizen am oberen Insuffizienzpunkt, analog zur primären,
operativen oder endovenösen Intervention, die konsequenteste Behandlungsform. Die
offenchirurgische Behandlung eines solchen Befundes ist jedoch aufgrund der stattgehabten
Vorbehandlung in derselben Region potenziell technisch anspruchsvoller und komplikationsträchtiger
[5]
[6].
In der ESVS-Leitlinie wird dabei empfohlen, die endovenöse Ablation der Rezidivvarikose
in Erwägung zu ziehen, wenn diese als Methode geeignet erscheint [3]. Die Grenzen, bei denen die Methode geeignet erscheint, sind in Bewegung. Einerseits
durch Weiterentwicklungen der verwendeten Kathetersysteme wie die aktuellen, radial
emittierenden Laserfasern mit 1470 nm und 1940 nm Wellenlänge, und andererseits durch
die zunehmende Erfahrung seitens der Behandler. Das Ziel dieser Arbeit ist es, den
gegenwärtigen Stand zur endovaskulären thermischen Ablation beim Rezidiv auf Ebene
der verfügbaren Literatur und aus Sicht des regelmäßigen Anwenders zu vermitteln.
Morphologie der Rezidive
In diesem Abschnitt sollen zunächst zur Begriffsbestimmung aus eigener (subjektiver)
Beobachtung resultierende wiederkehrende morphologische Charakteristiken der Rezidive
dargestellt werden. Eine Zuordnung analog bestehender oder neuerer Klassifikationen
für Rezidive nach operativer oder endovenöser Vorbehandlung wäre hier zu komplex,
hierzu wird auf spezifische Literatur verwiesen [7]
[8]
[9]. Die Ätiologie der Crossenrezidive, also ob eher ein Stumpf oder aber eine Neovaskularisation
vorherrscht, lässt sich sonografisch mitunter auch nicht immer eindeutig zuordnen
[10].
Zum einen finden sich regelmäßig distale Rezidivbefunde, bei denen kein Anschluss
bzw. eine auffüllende Vene aus der ehemaligen Crossenregion des vorbehandelten Stromgebietes
nachweisbar ist. Zumeist lassen sich solche Rezidive gut endovenös-thermisch behandeln,
besonders wenn diese größerlumige Perforansvenen oder refluxive Stammvenenanteile
oder geradelaufende, größere Seitenäste beinhalten.
Beim Crossenrezidiv liegt der obere Insuffizienzpunkt im Bereich der (ehemaligen)
Einmündung des behandelten Stromgebietes in die tiefe Vene. Dabei kann es sich um
einen abgrenzbaren Stumpf handeln oder auch um ein variköses Knäuel oder Konvolut
ohne erkennbaren Stumpf. In beiden Fällen ist die thermische Ablation mitunter eine
Herausforderung. Regelmäßig präsentiert sich dieser Crossen-Neoreflux auch als Teil
eines größeren Rezidiv-Netzwerks, bei dem ebenfalls abhängige, relativ gerade verlaufende,
refluxive Stammvenensegmente vorkommen, wobei letztere sich häufig einfacher thermisch
okkludieren lassen als der zuführende obere Insuffizienzpunkt.
Crossenrezidive können jedoch auch relativ unkompliziert endovenös zu therapieren
sein, besonders wenn ein persistierender Crossenstumpf direkt mit einem ebenfalls
persistierenden, geradelaufenden Stammvenenrest oder einem großen Seitenast, zum Beispiel
der Vena saphena accessoria anterior, verbunden ist. Wiederkehrend tritt dieses Muster
nach einer endovenösen thermischen Ablation der VSM auf, bei welcher die ebenfalls
im Crossenbereich einmündende Vena saphena accessoria anterior (VSAA) nicht thermisch
versiegelt wurde. Hier ergibt sich möglicherweise eine Verbesserung durch die bündig
ausgeführte Okklusion der VSM, bei welcher einmündende Seitenäste im Crossenbereich
potenziell effektiver mitverschlossen werden, bzw. durch die prophylaktische Ablation
der VSAA [11]
[12]
[13].
In einer eigenen publizierten, konsekutiven Fallserie war dabei der Anteil der behandelten
Crossenrezidive im Magna-Stromgebiet, die sich eher der technisch „schwierigen“ Kategorie
mit Crossenstumpf oder Neovaskularisation zuordnen ließen, bei 63 %. Demgegenüber
entfielen 37 % auf die eher „leichtere“ Gruppe mit persistierender, auf die Crosse
zuführender Stammvene [14].
Endovenöse thermische Ablation der Rezidivvarikose – Literaturübersicht
Endovenöse thermische Ablation der Rezidivvarikose – Literaturübersicht
Initial wurde eine PubMed-Recherche zum Thema durchgeführt. Hierzu wurden die folgenden
Suchbegriffe verwendet: recurrence, recurrent, recurring, relapse, varicose, varicosis, varices, laser, radiofrequency. Zusätzlich wurden die einschlägigen, aktuellen Leitlinien zur Therapie der DGP,
der ESVS und der AVF studiert und als Quelle analysiert. Insgesamt wurden dadurch
lediglich 8 relevante Arbeiten identifiziert ([Tab. 1]). Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass wir nicht ausschließen können,
dass weitere, nicht erfasste Studiendaten zum Thema existieren. Die wesentlichen Erkenntnisse
aus der Literaturübersicht sind im darauffolgenden Kapitel noch einmal kurz zusammengefasst.
Tab. 1
Literaturübersicht zur endovenösen Ablation beim Rezidiv.
(Erst-) Autor, Jahr
|
Methode
|
Studientyp
|
n
|
Therapieerfolg
|
Nachbeobachtung
|
Hinchliffe, 2006 [15]
|
Radiofrequenz
|
randomisierte Doppelblindstudie
|
16 (RFA)
16 (OP)
|
16/16
16/16
|
nur postoperative Morbidität ausgewertet, RFA mit signifikant günstigerem Schmerzscore
und geringeren Hämatomen
|
Nwaejike, 2010 [19]
|
Laser (bare fiber)
|
konsekutive Fallserie
|
77
|
100 %
|
mediane Nachbeobachtung 18 Monate (Range 1–38)
|
van Groenendael, 2009 [16]
|
Laser (bare fiber)
|
prospektive Kohortenstudie
|
67 (EVLA)
149 (OP)
|
81 % (EVLA)
71 % (OP)
|
Magna-Rezidive; 6 Monate Nachbeobachtung
|
van Groenendael, 2010 [17]
|
Laser (bare fiber)
|
prospektive Kohortenstudie
|
26 (EVLA)
16 (OP)
|
26/26 EVLA)
15/16 (OP)
|
Parva-Rezidive; initialer technischer Erfolg
|
Theivacumar, 2011 [18]
|
Laser (bare fiber)
|
prospektive Matched-Pairs-Studie
|
104 (Rezidiv)
|
102/104
|
3 Monate
|
Turtulici, 2017 [20]
|
Radiofrequenz
|
Fallserie
|
37
|
24/29
|
12 Monate
|
Cavallini, 2018 [21]
|
Radiallaser
|
konsekutive Fallserie
|
9
|
8/9
|
mittlere Nachbeobachtung 8 Monate
|
Müller, 2020 [14]
|
Radiallaser
|
konsekutive Fallserie
|
35
|
34/35
|
nur initialer Erfolg ausgewertet
|
Stand der Literatur zur thermischen Ablation bei Rezidivvarikose mit Stammvenensegment
Stand der Literatur zur thermischen Ablation bei Rezidivvarikose mit Stammvenensegment
Zunächst existiert mit der Publikation von Hinchliffe et al. eine sehr aufwendige,
randomisierte verblindete Studie, bei welcher bei Patienten mit beidseitigem Rezidiv-Varizenbefund
jeweils eine Extremität mittels Radiofrequenz behandelt wurde, die andere jeweils
mittels Crossenrevision und Stripping [15]. „Verblindet“ waren hierbei auf der einen Seite die Patienten, die aufgrund gleichartiger
Verbände postoperativ nicht wussten, welcher Eingriff auf welcher Seite durchgeführt
wurde. Ebenfalls waren Mitarbeiter, welche nach einigen Tagen eine fotografische Dokumentation
der Hämatome durchführten, gleichfalls „verblindet“. Im Ergebnis war hier die Radiofrequenz
in Bezug auf Schmerzen und Hämatome günstiger als die Operation.
Zwei weitere Arbeiten, einmal zur Rezidivvarikose im VSM-Stromgebiet [16], einmal zur Rezidivvarikose der VSP [17], wurden als prospektive Vergleichsstudie zur Operation angelegt und zeigten einen
leicht besseren Therapieerfolg bei den endovenös Behandelten unter Verwendung der
bare fiber. Eine weitere, prospektive Matched-Pairs-Analyse vergleicht Behandlungsfälle mit endovenöser Laserablation beim Rezidiv mit
einer gegenübergestellten Intervention bei primärer VSM- oder VSP-Insuffizienz [18]. Die längste bislang veröffentlichte Nachbeobachtung nach Laserablation beim Rezidiv
wurde, basierend auf einer konsekutiven Fallserie von 77 Behandlungen, von Nwaejike
et al. publiziert [19]. Hierbei wird bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 18 Monaten eine Verschlussrate
von 100 % angegeben.
Die Studiendaten zur endovenösen Behandlung beim Rezidiv basieren also hauptsächlich
auf ausgewählten Befunden mit persistierenden geraden Venensegmenten, die sich zur
Punktion und thermischen Ablation mit der bare fiber oder dem Radiofrequenzkatheter
eignen. Demgegenüber wird die Ablation kurzer Crossenstümpfe oder Neovaskularisationen
nicht durchgeführt. Aus diesen erwähnten Studien lässt sich demnach der Wortlaut aus
der ESVS-Leitlinie, nach der sinngemäß eine endovenöse thermische Therapie bei geeigneter
Stammvene in Betracht gezogen werden sollte, ableiten [3].
Stand der Literatur zur thermischen Ablation des Crossenstumpfes
Stand der Literatur zur thermischen Ablation des Crossenstumpfes
Für die endovaskuläre thermische Ablation von Rezidivbefunden mit kurzen Crossenstümpfen
oder solchen, die eher dem Phänotyp einer Neovaskularisation entsprechen, liegen nur
sehr wenig publizierte Daten vor. 2017 veröffentlichten Turtulici et al. eine Fallserie
zur Radiofrequenzablation von Rezidivbefunden mit einer starren Sonde, die nicht über
eine zuführende Vene, sondern direkt transkutan in das zu versiegelnde Venenkonvolut
eingebracht wird [20]. Das verwendete Device ist dabei allerdings eine Sonde, die für die thermische Ablation
von Rundherden in parenchymatösen Organen, z. B. Lebertumoren, eingesetzt wird und
nicht mit unseren gebräuchlichen endovenösen Radiofrequenzkathetern, wie z. B. dem
Closurefast, verwechselt werden sollte. In der Nachbeobachtung nach 12 Monaten konnten
immerhin bei 24 von 29 behandelten Patienten erfolgreiche Verschlüsse im thermisch
behandelten Gebiet nachgewiesen werden.
Über eine erfolgreiche Ablation von komplexen Crossenrezidiven mittels Radiallaser
hat dann eine italienische Arbeitsgruppe anhand einer konsekutiven Fallserie berichtet.
Die Gruppe verwendete die Wellenlänge 1470 nm mit dem Elves-Radial-Slim-Katheter.
Die Crossenstümpfe wurden mit einem peripheren Venenkatheter (16 Gauge) punktiert.
Dabei wurde die Spitze der Kunststoffkanüle entweder dicht an die tiefe Vene herangeführt
oder bis in diese hinein vorgeschoben [21]. Auch wird die Verwendung mehrerer Kanülen zur Behandlung ausgedehnterer Befunde
beschrieben. In allen der n = 9 behandelten Rezidivbefunde wurden zusätzliche operative
Varizenexhairesen durchgeführt und in 7 Fällen zusätzliche Sklerotherapien. Erfolge,
auch in der Nachbeobachtung (mittlere Nachbeobachtungszeit 8 Monate), fanden sich
dabei in 8 von 9 Behandlungen.
In der eigenen publizierten, konsekutiven Fallserie wurde der initiale technische
Erfolg bei 35 Behandlungen beim Crossenrezidiv im Stromgebiet der VSM analysiert [14]. Hierbei war in 34 Fällen (97,1 %) ein solcher früher Ablationserfolg zu dokumentieren.
In unserer Studie haben wir auch eine Unterscheidung analog der oben beschriebenen
„leichten“ und „schwierigen“ Formen des Crossenrezidivs vorgenommen, wobei in Summe
bei beiden Situationen die endovaskuläre Behandlung als durchführbar gewertet werden
konnte.
Fazit aus der Literaturübersicht
Fazit aus der Literaturübersicht
Als wesentliche Schlussfolgerungen der Literaturrecherche lassen sich 2 Punkte festhalten:
Erstens, die vorhandenen Studiendaten zur Behandlung von Rezidivvarikosen, die dann
auch der ESVS-Leitlinie zugrunde liegen, beschreiben lediglich eine Untergruppe, und
zwar solche mit geraden, mit der bare fiber oder dem Radiofrequenzkatheter zu therapierenden
Venensegmenten [3]. Zweitens, über die Effektivität einer endovenös-thermischen Therapie schwieriger
Rezidivvarikosen wie kurze Crossenstümpfe oder Neovaskularisationen lassen sich basierend
auf der PubMed-Literatur noch keine verlässlichen Aussagen machen.
Techniken der endovaskulären Behandlung beim Crossenrezidiv
Techniken der endovaskulären Behandlung beim Crossenrezidiv
Im Wesentlichen entspricht die in unserer Einrichtung durchgeführte Technik dem Verfahren,
wie es von Cavallini et al. beschrieben wurde [21]. Wir verwenden Laserdevices neuester Generation, wie zum Beispiel den 1470 nm Elves
Radial (Biolitec AG, Wien) oder den 1940 nm Simla 6 (Ims GmbH, Tutzing). Diese modernen
Laser ermöglichen es aufgrund der radialen Energieabgabe, sehr kontrolliert die Venenwand
in Projektion auf die sonografisch verfolgbare Katheterspitze zu versiegeln.
In Fällen, bei denen der Übertritt zwischen einem Crossenstumpf und der tiefen Vene
weitlumig (> 1 cm) und gleichzeitig sonografisch gut zu erkennen ist, wird aufgrund
seiner stärkeren thermischen Effektivität bevorzugt der 1470 nm Elves Radial 2ring
über den Zugang nach Seldinger eingesetzt. Zunächst wird der Stumpf mit der Hohlnadel
punktiert und mit einem Führungsdraht mit Vorschub bis weit in die tiefe Vene hinein
gesichert. Daraufhin wird eine 6-French-Venenschleuse und danach der Katheter bis
die tiefe Vene hinein vorgeschoben. Nach Herausziehen der Schleuse wird dann ultraschallkontrolliert
der Katheter zurückgezogen, bis die Spitze exakt am Übergang vom Stumpf zur tiefen
Vene zu liegen kommt ([Abb. 1]). Anschließend wird die Tumeszenzlösung eingebracht, wobei darauf geachtet werden
muss, dass es dabei nicht zu einer größeren Positionsänderung der Katheterspitze kommt.
Tritt eine solche ein, so muss anschließend korrigiert werden, was mitunter nach Tumeszenzinfusion
aufgrund schlechterer Ultraschallverhältnisse zeitaufwendig ist.
Abb. 1 Fallbeispiele zur endovenösen Ablation bei inguinalem a–c und poplitealem d–f Crossenrezidiv. a Präoperativer Ultraschallbefund bei inguinalem Crossenrezidiv im Transversalschnitt.
b Intraoperative Ultraschalldokumentation zur Positionierung der Laserfaserspitze (Pfeil)
am Übergang der tiefen Vene zum Magna-Stumpf. c Postoperativer Farbduplex-Befund nach 10 Tagen mit thermisch ausgeschaltetem Crossenstumpf.
d Präoperativer Farbduplex-Befund bei poplitealem Rezidiv mit kurzem Stumpf und direkt
anhängendem Venenkonvolut. e Intraoperative Ultraschalldokumentation, wobei das Einführinstrumentarium nach Seldinger
bis in die Vena poplitea hinein vorgebracht wird, bevor der Radiallaser durch Rückzug
bis exakt an den Übergang zwischen Stumpf und tiefer Vene platziert wird. f Postinterventioneller Farbduplex-Befund mit thermisch ausgeschaltetem Rezidiv nach
2 Monaten. VF = Vena femoralis communis; VP = Vena poplitea.
Die genannten Arbeitsschritte, die anspruchsvoll sein können und eine gewisse Routine
in der endovenösen Technik erfordern, werden erleichtert durch den großzügigen Einsatz
der Allgemeinanästhesie und gleichzeitig durch die Verwendung von nur wenig oder keiner
Tumeszenz.
Mitunter ist ein Übertritt des Crossenrezidivs zur tiefen Vene nicht eindeutig identifizierbar
und ein Zugang nach Seldinger dadurch nicht möglich. Hierbei ist die Verwendung der
dünneren Elves Radial 2ring Slim-Faser (Biolitec) eine Option oder analog der Ims400-Faser
(Ims GmbH). Diese können über 16-Gauge-Venenkanülen eingebracht werden, wobei letztere
sehr gut mit ihrer Spitze in die Position gebracht werden können, in welcher die Laserablation
beginnen soll. Auch wenn hierdurch nicht immer der tatsächliche Übertritt in die tiefe
Vene versiegelt wird, so wird doch zumeist ein zufriedenstellender Ablationserfolg
erreicht. Bei komplexeren Crossenrezidiven können mit dieser Technik mehrere Venensegmente
durch die Kanülen im Vorfeld punktiert und damit für die weitere thermische Behandlung
gesichert werden, bevor die eingebrachte Tumeszenz weitere Punktionen verhindert ([Abb. 2]).
Abb. 2 Fallbeispiel zur endovenösen Ablation bei komplexem poplitealem Rezidiv. a Präoperativer Farbduplex mit Darstellung eines ausgedehnten Rezidivbefundes sowohl
unterhalb als auch oberhalb der Fascia poplitea. b Präoperativer Befund im B-Bild. c Zur Ablation dieses ausgedehnten Befundes mussten mehrere Venenstrecken thermisch
ausgeschaltet werden. Zur Vorbereitung wurden diese bei Verwendung des 1470nm-Elves-Radial-2ring-Slim-Katheters
zunächst durch 3 16-Gauge-Venenkanülen punktiert und aufgefädelt, bevor mit der Infusion
der Tumeszenz und der Ablation begonnen wurde. d Postoperativer Farbduplex-Befund nach 2 Monaten mit thermisch ausgeschaltetem Rezidivbefund.
Weitere allgemeine technische Hilfsmittel, die hier erwähnt werden sollen, sind zum
einen die Möglichkeit, gewundene Venenabschnitte mit der jeweiligen Punktionsnadel
oder Venenkanüle so langstreckig wie möglich aufzuladen. Bei sehr knäueligen Venenstrecken
tolerieren wir auch in Grenzen die Aufladung dieses Befundes off-road mit kurzstreckigem Verlassen und Wiedereintreten in das Venenlumen. Hierzu muss gegebenenfalls
die Positionierung des Schallkopfs variiert werden, um den Verlauf der Vene optimal
verfolgen zu können. Auch ist es aus unserer Sicht immer sinnvoll, das variköse Reservoir
so effektiv wie möglich auszuschalten. Daher sollten auch simultan bei der Versorgung
eines Crossenrezidivs auch weiter distal gelegene, refluxive Venenabschnitte mittels
Laser oder bei kurvigen Varizen mittels Schaumsklerosierung oder Exhairese behandelt
werden. Eine weitere nützliche Technik ist die retrograde Punktion der Vena epigastrica
superficialis oder der Vena circumflexa ilium superficialis, wenn die variköse Ableitung
aus diesen Venen erfolgt.
Pitfalls und mögliche Limits der endovenösen Rezidivbehandlung
Pitfalls und mögliche Limits der endovenösen Rezidivbehandlung
In der absoluten Mehrzahl der Fälle lassen sich Crossenrezidive sicher endovenös-thermisch
ausschalten. Die Pitfalls des Verfahrens ergeben sich aufgrund der besonderen Situation
beim Rezidiv mit kürzeren und kurvigeren zu behandelnden Venensegmenten. Zunächst
ist da die Schwierigkeit, hier einen Venenzugang zu schaffen. Neovaskularisationen
haben beispielsweise eine schwächere Venenwand und stellen sich im Liegen häufig weniger
prominent und deutlich schwieriger zu kanülieren dar als bei der Untersuchung im Stehen.
Dabei stellt die Schaumsklerosierung mitunter das geeignetere Verfahren dar. Ungewohnt
im Vergleich zur Primärbehandlung ist auch die Haptik bei der Direktpunktion und Kanülierung
nach Seldinger beim Crossenstumpf aufgrund von Narbengewebe. Herausfordernd ist es
mitunter auch, beim Crossenstumpf die korrekte Platzierung des Katheters zu visualisieren,
besonders nach Einbringung der Tumeszenz. Wenn ein Laserkatheter zum Beispiel im Rahmen
der Manipulation oder Tumeszenzgabe aus dem Stumpf herausrutscht, erfordert dies eine
erneute Punktion und Kanülierung des Befundes; im ungünstigen Fall lässt sich dies
wegen der Anwesenheit der Tumeszenz nicht mehr in gleicher Sitzung durchführen.
Bei extrem unübersichtlichen oder stark mäanderförmigen, massiv dilatierten Rezidivvarizen
und auch bei sehr diffusen, disseminierten Varizenbefunden bestehen im Einzelfall,
auch in Abhängigkeit der Erfahrung des Behandlers, methodische Grenzen. Hier können
dann natürlich andere Behandlungsmethoden wie die Operation oder die Schaumsklerosierung
in Betracht gezogen werden.
Schlussfolgerung und Ausblick
Schlussfolgerung und Ausblick
Die endovenöse Behandlung beim Crossenrezidiv ist, basierend auf der bestehenden Literatur
und einer Leitlinie, möglich und sinnvoll – vorausgesetzt die technischen und anatomisch-morphologischen
Verhältnisse erlauben ein solches Vorgehen. Bedingt durch die Weiterentwicklung der
Katheter, wobei besonders die radialen Lasersysteme hervorzuheben sind, und auch der
Technik und Erfahrung seitens der Anwender ist ein Einsatz dieser Technik auch bei
Crossenstümpfen und Neovaskularisationen möglich und weitreichend praktiziert.
Die wissenschaftliche Begleitung dieser spannenden Methodik erscheint dagegen auffällig
gering. Dies ist schade, da so die Wertigkeit zukünftiger Leitlinienempfehlungen,
die auf studienbasierten Grundlagen fußen sollten, eingeschränkt wird. Die Methode
der endovaskulären thermischen Ablation auch bei den schwierigeren Crossenrezidiven
sollte weiter erforscht werden, am besten durch hochwertige prospektive Studien oder
Vergleichsstudien zu den anderen verfügbaren Behandlungsmethoden beim Rezidiv.
Eine englische Übersetzung des Artikels ist online verfügbar.
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