Abtahi S.
et al.
Concomitant use of oral
glucocorticoids and proton pump inhibitors and
risk of osteoporotic fractures among patients
with rheumatoid arthritis: a population-based
cohort study.
Ann Rheum Dis 2021;
80: 423-431
Die Forscher stellten im Rahmen der retrospektiven Kohortenstudie fest, dass es eine
Interaktion bezüglich des Risikos für osteoporotische Frakturen bei
gleichzeitiger Anwendung von oralen Glucocorticoiden und Protonenpumpenhemmern gibt.
Die Arbeitsgruppe um Abtahi werteten Daten aus der Datenbank des Clinical Practice
Research Datalink (CPRD), eine der größten Datenbanken der Welt
für Primärversorgungsdaten, aus. Die Studienkohorte umfasste
Erwachsene im Alter von mindestens 50 Jahren, bei denen zwischen Januar 1997 und
Dezember 2017 eine RA diagnostiziert wurde. Das Datum der ersten RA-Diagnose
während der gültigen Datenerfassung definierten die Wissenschaftler
als Indexdatum. Ab diesem Datum erhoben die Forscher, ob und zu welchen Zeitpunkten
die Patienten orale Glucocorticoide und Protonenpumpenhemmer einnahmen und welche
Dosierung die Patienten verschrieben bekommen hatten. Als Endpunkt dieser Studie
untersuchten die Experten die erste osteoporotische Fraktur an Hüfte,
Wirbel, Humerus, Unterarm, Becken oder Rippen nach dem RA-Indexdatum. Als
potenzielle Störvariablen nahmen die Forscher den Body-Mass-Index (BMI),
Raucherstatus und Alkoholkonsum mit in die statistische Analyse auf. Neben dem Alter
und der Krankengeschichte ermittelten die Wissenschaftler das Auftreten zahlreicher
Komorbiditäten.
Die Studienpopulation umfasste insgesamt 12.351 RA-Patienten. Die parallele Anwendung
oraler Glucocorticoide und Protonenpumpeninhibitoren bei Patienten mit RA war mit
einem 1,6-fach erhöhten Risiko für osteoporotische Frakturen
verbunden. Sowohl die alleinige Einnahme oraler Glucocorticoide als auch die
Einnahme von Protonenpumpenhemmern war mit einem 1,2-fach erhöhten Risiko
für Frakturen verbunden. Patienten, die die Einnahme beider Medikamente
für mehr als 6 Monate unterbrochen hatten, wiesen keine signifikante
Erhöhung des osteoporotischen Frakturen-Risikos mehr auf. Eine parallele
Einnahme von Kalzium und Vitamin D reduzierte das Risiko für eine Fraktur.
Die Forscher beobachteten bei gleichzeitiger Anwendung von oralen Glucocorticoiden
und Protonenpumpeninhibitoren ein 1,5-fach erhöhtes Risiko für
Hüftfrakturen, ein 2,8-fach erhöhtes Risiko für klinische
Wirbelfrakturen, ein 2,5-fach erhöhtes Risiko für Beckenfrakturen
und ein 4-fach erhöhtes Risiko für Rippenfrakturen. Das Risiko
für eine Fraktur des Oberarmes oder des Unterarmes erwies sich als nicht
erhöht.
Die parallele Anwendung von oralen Glucocorticoiden und Protonenpumpeninhibitoren
erhöht das Risiko osteoporotischer Frakturen bei RA-Patienten. In
Anbetracht der steigenden Lebenserwartung und des hohen Konsums von
Protonenpumpeninhibitoren bei älteren RA-Patienten sollte eine
Frakturrisikoabschätzung in Betracht gezogen werden, wenn einem
Patienten mit RA gleichzeitig orale Glucocorticoiden und
Protonenpumpeninhibitoren verschrieben werden, so die Experten.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen