Kinder- und Jugendmedizin 2021; 21(04): 273-276
DOI: 10.1055/a-1513-9494
Übersichtsarbeit

Triage in der Notfallambulanz eines universitären Kinderzentrums nach dem Manchester Triage System

Wie häufig sind lebensbedrohliche Notfälle in der Kinder- und Jugendmedizin?Triage in paediatric emergency medicine using the Manchester triage systemLife threatening events in a paediatric emergency tertiary care center
Wieland Kiess
1   Klinik für Kinder und Jugendliche des Universitätsklinikums Leipzig
,
Martin Lacher
2   Kinderchirurgische Klinik des Universitätsklinikums Leipzig
,
Werner Siekmeyer
1   Klinik für Kinder und Jugendliche des Universitätsklinikums Leipzig
,
Volker Schuster
1   Klinik für Kinder und Jugendliche des Universitätsklinikums Leipzig
,
issy Schönfelder
1   Klinik für Kinder und Jugendliche des Universitätsklinikums Leipzig
2   Kinderchirurgische Klinik des Universitätsklinikums Leipzig
,
Ulf Bühligen
2   Kinderchirurgische Klinik des Universitätsklinikums Leipzig
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ZUSAMMENFASSUNG

Kritisch kranken Kindern muss rasch geholfen werden. Gleichzeitig sind Wartezeiten in der ambulanten Medizin gerade für Familien mit kranken Kindern so kurz wie möglich zu halten. Ersteinschätzungssysteme (Triage) sind in der Notfallmedizineingeführt worden. Ersteinschätzungssysteme sind standardisierte Verfahren zur Einschätzung des Gesundheitszustandes und zum Erkennen von echten Notfällen. Ein Hauptziel der Triagierung ist es auch, die begrenzten personellen und räumlichen Ressourcen einer Notfallaufnahme – zum Beispiel eines universitären Notfallzentrums – auf das medizinisch Dringliche zu konzentrieren. Ziel dieser Arbeit ist es, Daten aus der Ersteinschätzung in der Kindernotfallambulanz nach dem Manchester Triage System an einem universitären Kinderzentrum in Deutschland über ein Jahr zu sammeln und zu analysieren. Es wurde gefunden, dass unter den in der Notfallambulanz vorgestellten Kindern und Jugendlichen tatsächlich nur ca. 10 % als kritisch krank eingestuft wurden. Einen jahreszeitlichen Unterschied der Notfallhäufigkeit gab es nicht. Subjektiv wird die Bedeutung einer universitären Akutversorgung von Kindern und Jugendlichen als für die Stadt und Region wichtig und relevant angesehen. Der Auftrag einer Maximalversorgung an das universitäre Kinderzentrum wird durch die Tatsache, dass auch viele nicht kritisch kranke Kinder und Jugendliche versorgt werden, nicht relativiert: Auch nicht kritisch kranke Kinder werden in einem gut erreichbaren, rund um die Uhr zugänglichen ambulanten Kinderzentrum in großer Zahl vorgestellt und rasch und suffizient versorgt. Über die Effektivität und Effizienz der ambulanten kinderärztlichen Versorgung in Deutschland sollte mehr inhaltlich diskutiert werden. Die Sinnhaftigkeit der bisher strikten Trennung der ambulanten und stationären Sektoren im deutschen Gesundheitswesen muss inhaltlich und ohne in Lobbyismus zu verfallen, hinterfragt werden.

ABSTRACT

Children who are critically ill need to be attended to immediately. Waiting times in ambulatory medicine are a nuisance for families with sick children. In order to increase efficacy and efficiency of ambulatory emergency services the Manchester triage system has been installed in many pediatric University centers in Germany. We have asked how many of the children and youths presented to our emergency department in 2020 were judged to be in critical condition and whether or not there was a seasonal difference in urgencies during the year. The majority of the children and adolescents was considered to be in stable or normal condition. However, the relevance of a tertiary care center in providing ambulatory care for our region is stressed. We invite discussions as to overcome the ‚sector-driven‘ distinction between hospital based and private practice based ambulatory services for sick children and adolescents.



Publication History

Received: 12 February 2021

Accepted: 19 February 2021

Article published online:
19 August 2021

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