Tang B.
et al.
Obesity-Related Traits and the Development of Rheumatoid Arthritis: Evidence From
Genetic Data.
Arthritis Rheumatol 2021;
73: 203-211 doi: 10.1002/art.41517
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prüften, ob eine Kausalbeziehung zwischen
verschiedenen Adipositas-Parametern – dem Bodymassindex (BMI), der Waist-to-Hip-Ratio
(WHR) sowie der bezüglich des BMI adjustierten WHR (WHRadjBMI) – und der RA besteht.
Hierzu werteten sie genomweite genetische Daten von mehr als 850000 Individuen europäischer
Abstammung aus, wobei sie auf die Daten der bislang größten genomweiten Assoziationsstudie/Metaanalyse
zurückgriffen. Die Analyse zum BMI umfasste 806810, die Analyse zur WHR 697734, die
Analyse zur WHRadjBMI 694649 und die Analyse zur RA 14361 Individuen. Weitere 43923
Individuen bildeten das Kontrollkollektiv. Für jeden einzelnen Adipositas-Parameter
berücksichtigte das Forscherteam jeweils mehrere Hundert bekannte Single-Nukleotid-Polymorphismen
(SNPs) und quantifizierte die paarweise genetische Korrelation zwischen den Merkmalen.
Die Analyse erfolgte dabei einerseits an der Gesamtbevölkerung und andererseits nach
Geschlechtern getrennt.
Ergebnisse
Die verschiedenen Adipositas-Parameter korrelierten genetisch stark miteinander. Eine
gemeinsame allgemeine genetische Basis zwischen dem BMI, der WHR bzw. der WHRadjBMI
und der RA konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwar weder in der
Gesamtpopulation noch bei den Frauen oder den Männern feststellen, allerdings fanden
sie eine signifikante lokale genetische Korrelation einiger Regionen auf Chromosom
6 und Chromosom 19. Bei den Frauen bestanden ferner gemeinsame Genloci auf Chromosom
8 und 16. Die Mendelsche Randomisierungsanalyse deutete auf eine Kausalbeziehung zwischen
dem genetisch prognostizierten BMI und der RA hin: Pro Standardabweichung BMI-Zunahme
(4,8 kg/m2) stieg das RA-Risiko um rund 20% (Odds Ratio 1,22; 95% KI 1,09-1,37). Dieser
Effekt hielt verschiedenen Sensitivitätsanalysen Stand und war bei beiden Geschlechtern
ähnlich (Männer: Odds Ratio 1,22; 95% KI 1,04-1,44 bzw. Frauen: Odds Ratio 1,19; 95%
KI 1,04-1,36). Einen signifikanten Kausalzusammenhang zwischen der genetisch prognostizierten
WHR bzw. der WHRadjBMI und der RA fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
dagegen nicht.
Die Studienergebnisse deuten darauf hin, so das Fazit der Forscherinnen und Forscher,
dass zwar der genetisch angelegte BMI, nicht jedoch die WHR das RA-Risiko signifikant
erhöhen. Weitere Studien müssen nun ihrer Ansicht nach unter anderem klären, welche
biologischen Mechanismen diesem Zusammenhang zu Grunde liegen und wie man sich dieses
Wissen möglicherweise diagnostisch und therapeutisch zu Nutze machen kann.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell