Aktuelle Dermatologie 2021; 47(07): 297
DOI: 10.1055/a-1500-9771
Derma-Fokus

Veränderte Blutgefäße bei malignen Melanomen mittels D-OCT erkennbar

Welzel J. et al.
Dynamic optical coherence tomography shows characteristic alterations of blood vessels in malignant melanoma.

J Eur Acad Dermatol Venereol 2021;
35: 1087-1093
DOI: 10.1111/jdv.17080
 

Mit der dynamischen optischen Kohärenztomografie (D-OCT) können Blutgefäße in der Haut und in bösartigen Tumoren in vivo dargestellt werden. Bestimmte Gefäßmuster maligner Melanome könnten mit dem Tumorstadium assoziiert sein. Eine aktuelle Studie beschreibt verschiedene Blutgefäßmuster von Melanomen und findet tatsächlich Zusammenhänge zum Tumorstadium.


Bösartige Tumore, insbesondere maligne Melanome, weisen oft eine höhere Dichte an Blutgefäßen auf als das angrenzende Gewebe. Diese Gefäße versorgen nicht nur den wachsenden Tumor, sondern ermöglichen auch die hämatogene Ausbreitung von Tumorzellen. Die intratumorale Blutgefäßdichte ist außerdem laut bisherigen Studien mit dem Risiko einer Organmetastasierung verbunden.

Bestehende Methoden zur Beurteilung von Blutgefäßen mittels Dermatoskopie oder histologischen Schnittbildern haben ihre Grenzen. Die D-OCT ist ein neues, nichtinvasives Verfahren, um Blutgefäße in der Haut in vivo in 3 Dimensionen zu visualisieren. Europäische Forscherinnen und Forscher haben damit 159 maligne Melanome in einer aktuellen multizentrischen Studie untersucht. Jeder Tumor wurde vor der Operation und der histologischen Auswertung mittels D-OCT abgebildet. Es wurde eine Stadieneinteilung anhand der Tumordaten (Dicke, Ulzeration und Staging bei Primärdiagnose) und einer Nachuntersuchung von mindestens 40 Monaten vorgenommen:

  • Risikogruppe 1 (geringes Risiko): In-situ-Melanom und Stadium IA (Dicke ≤ 1 mm),

  • Risikogruppe 2 (mittleres Risiko): Stadium IB bis Stadium IIB (mittlere Dicke mit oder ohne Ulzeration) und

  • Risikogruppe 3 (hohes Risiko): Stadium IIC (ulzeriertes Melanom > 4 mm), Stadium III (Lymphknotenbefall) und Stadium IV (Organ-Fernmetastasen).

Die Gefäßmuster wurden nach vordefinierten Kategorien bewertet, mit gesunder Nachbarhaut verglichen und mit dem Stadium korreliert.

Ergebnisse

  • Melanome enthielten mehr Blutgefäße in unterschiedlichen Mustern im Vergleich zu gesunder benachbarter Haut.

  • Bei Melanomen waren insbesondere unregelmäßige Gefäßformen wie Tropfen, Windungen, Kurven und serpiginöse Gefäße häufiger.

  • Unregelmäßige Gefäßmuster wurden signifikant häufiger in Hochrisiko-Melanomen und metastasierten Melanomen gefunden als in Läsionen mit niedrigem Risiko.

Bei Melanomen sei zusammenfassend die Dichte der Blutgefäße erhöht und unregelmäßige Gefäßformen seien häufiger. In höheren Stadien, insbesondere bei metastasierten Melanomen, seien diese atypischen Gefäße signifikant häufiger. Die neue Methode der D-OCT ermögliche die Beurteilung von Tumorgefäßen bei malignen Melanomen.

Fazit

Laut Autoren korrelieren atypische Gefäßmuster mit dem Tumorstadium. Deshalb biete die Beurteilung der Blutgefäßmorphologie bei malignen Melanomen eine zusätzliche Möglichkeit der Risikoabschätzung vor einer Operation. Einschränkung sei, dass die Beurteilung trotz terminologischem Konsens subjektiv sei. Die D-OCT zeige weiterhin nur Blutgefäße an, Lymphgefäße spielen jedoch ebenso eine Rolle beim Wachstum von Metastasen.

Annkatrin Wagner, Stuttgart




Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. Juli 2021

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