Joly P.
et al.
Tacrolimus 0.1 % versus ciclopiroxolamine 1 % for maintenance therapy in patients
with severe facial seborrheic dermatitis:A multicenter, double-blind, randomized controlled
study.
J Am Acad Dermatol 2021;
84: 1278-1284
DOI:
10.1016/j.jaad.2020.09.055
Tacrolimus, ein Calcineurin-Inhibitor, ist ein lokales Immunsuppressivum, das hauptsächlich
bei der Behandlung von atopischer Dermatitis eingesetzt wird. Die Wirksamkeit der
topischen Calcineurin-Inhibitoren Tacrolimus und Pimecrolimus bei der Behandlung von
SD wurde in wenigen Studien mit geringer Patientenanzahl vorgeschlagen.
Eine doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studie aus Frankreich untersuchte
114 Patienten zwischen 2014 und 2017 aus 5 dermatologischen Klinikabteilungen und
15 dermatologischen Praxen. Die Patienten litten alle an einer schweren und chronischen
SD im Gesicht und waren durchschnittlich 46,2 Jahre alt. Ziel der Forscherinnen und
Forscher war es, die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Tacrolimus-0,1 %-Salbe
und einer Ciclopiroxolamin-1 %-Creme zur Erhaltungstherapie bei schwerer SD zu vergleichen.
Dazu wurden zunächst alle Patienten 2-mal täglich 7 Tage lang mit einer Desonid-0,05 %-Creme
behandelt, um die anfängliche Entzündung der Haut zu reduzieren und die lokale Verträglichkeit
zu verbessern. Patienten, deren SD-Läsionen nach dieser Phase abgeklungen waren, wurden
dann randomisiert: Sie erhielten entweder eine Tacrolimus-0,1 %- (n = 57) oder eine
Ciclopiroxolamin-1 %-Creme (n = 57) 2-mal wöchentlich 24 Wochen lang. Der primäre
Endpunkt der Untersuchung war die krankheitsfreie Dauer, definiert als die Zeit von
der Randomisierung bis zum ersten Rezidiv.
Ergebnisse
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In der Tacrolimus-Gruppe erlitten 12 Patienten (21,1 %) ein Rezidiv nach einer medianen
Verzögerung von 91,5 Tagen (Bereich 15–195 Tage) im Vergleich zu 23 Patienten (40,4 %)
in der Ciclopiroxolamin-Gruppe mit einer medianen Verzögerung von 27 Tagen (Bereich
13–201 Tage).
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Ein Vergleich der Kurven der krankheitsfreien Dauer zeigte, dass Patienten in der
Tacrolimus-Gruppe eine längere Phase der kompletten Remission hatten als Patienten
in der Ciclopiroxolamin-Gruppe (p = 0,018). Dies entspricht einer Hazard Ratio für
ein Rezidiv von 0,44 (95 % KI 0,22–0,89; p = 0,022).
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Die günstige Wirkung von Tacrolimus war nach Adjustierung für Geschlecht, Ausgangsschweregrad,
entzündlichem vs. squamösem SD-Typ, Stresslevel- und Lebensqualitäts-Scores immer
noch evident und wurde sogar leicht verstärkt (Hazard Ratio = 0,32; p = 0,015).
Es seien in der Studie außerdem keine schweren arzneimittelbezogenen unerwünschten
Ereignisse beobachtet worden, insbesondere keine Fälle kutaner Lymphome.
Laut Autoren zeigt die Studie, dass zum Zwecke der Erhaltungstherapie bei SD der Gesichtshaut
eine 2-mal wöchentliche Behandlung mit Tacrolimus 0,1 % wirksamer als eine Behandlung
mit Ciclopiroxolamin 1 % ist. Die theoretische Stichprobengröße sei jedoch nicht erreicht
worden, weshalb die Interpretation eingeschränkt sei.
Annkatrin Wagner, Stuttgart