Sportphysio 2021; 09(03): 104-106
DOI: 10.1055/a-1463-7563
Research

Research

Behandlung des femoroazetabulären Impingements

Optimierte Therapie verlangt nach komplexeren Übungen

Das femoroazetabuläre Impingement (FAI) ist als eine bewegungsbedingte klinische Störung des Hüftgelenks beschrieben, die einen symptomatischen vorzeitigen Kontakt zwischen dem proximalen Femur und dem Azetabulum darstellt. Forschungsergebnisse zeigen, dass dreidimensionale motorische Kontrollstrategien bei Patienten mit FAI beeinträchtigt sind, was die Fähigkeit von Hüfte und Becken reduziert, Bodenreaktionskräfte während dynamischer funktioneller Aufgaben effektiv abzufangen. Ein medialer Kollaps der unteren Extremität bei einseitiger Gewichtsbelastung wurde bereits bei anderen muskuloskelettalen Erkrankungen der unteren Extremität, einschließlich des patellofemoralen Schmerzsyndroms und der vorderen Kreuzbandverletzung, als ein beitragendes Bewegungsmuster identifiziert. Das Warwick Consensus Statement nennt als Behandlungsstrategien des FAI die konservative Behandlung und die physiotherapeutisch geleitete Rehabilitation. Es gibt jedoch keinen Konsens für einen optimalen übungsbasierten Ansatz, was eine kritische Beurteilung der Übungen rechtfertigt. Zudem berichtet die Forschung über eine eingeschränkte, heterogene Evidenz zur Effektivität des physiotherapeutischen Managements. Der Zweck dieser Übersichtsarbeit war es deshalb, zu identifizieren, welche therapeutischen Übungen bei der konservativen Behandlung von Patienten mit FAI eingesetzt werden und inwieweit diese die mit dem FAI assoziierte Pathomechanik widerspiegeln.

Die Autoren suchten in den Datenbanken MEDLINE, PubMed, CINAHL, SPORTDiscus und PEDro nach Literatur und schlossen 24 Studien mit insgesamt 453 Übungen ein. 74,6 % der erfassten Übungen fanden in einer Ebene, 4,6 % in allen drei Ebenen statt. 48,6 % der Übungen waren ohne Gewichtsbelastung.

Die Mehrheit therapeutischer Übungen sind demnach sagittale, eindimensionale Übungen, die einen konzentrischen Ansatz verwenden, wie zum Beispiel die Brücke in Rückenlage und die Hüftgelenksabduktion und -außenrotation in Seitlage. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass Übungen, die eine dreidimensionale, exzentrische Hüftgelenkkontrolle in einer einbeinigen, gewichtstragenden Position erfordern, deutlich unterrepräsentiert sind. Dazu zählen zum Beispiel einbeinige plyometrische Übungen, multidirektionale einbeinige Sprünge und einbeinige Übungen mit oder ohne Balance-Pad ([ Abb. 1 ]).

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Abb. 1 Anspruchsvolle Übungen, die alltagsnah sind und ein gutes Gleichgewicht erfordern, sind Ausfallschritte (Lunges) – hier eine Variation mit Sling-Trainer. (Quelle: © S. Mogel (Symbolbild)

Die Empfehlung der Autoren, als Beispiel für eine optimierte Trainingssteuerung für Patienten mit FAI, beinhaltet einen aufgabenspezifischeren, einbeinigen globalen Behandlungsansatz, der die koordinierte Bewegung des Rumpfes und des Beckens mit der unteren Extremität einschließt und die dreidimensionale pelvifemorale Beziehung, die bei der natürlichen Bewegung auftritt, gezielt nachahmt. Die Forschung zur konservativen Behandlung des FAI steckt jedoch noch in den Kinderschuhen und es sind weitere Studien erforderlich, um die Wirksamkeit der Therapie zu belegen.

FAZIT

Die Mehrheit der in der Therapie beschriebenen Übungen spiegelt eine lineare Progression wider, die sich auf sagittale, eindimensionale Bewegungen, unbelastete Übungen und einen konzentrischen Ansatz konzentriert. Die Ergebnisse dieser Übersichtsarbeit zeigen einen Mangel an Übungsprogression hin zu komplexeren aufgabenspezifischen Bewegungen, die den zugrunde liegenden Pathomechanismus des FAI widerspiegeln.

AUF EINEN BLICK

Design: Scoping Review

Teilnehmer: 24 Studien mit 453 Übungen

Parameter: Einsatz von therapeutischen Übungen bei der konservativen Behandlung von Patienten mit FAI

Resultate: In der Therapie des FAI werden zu wenig dreidimensionale, gewichtsbelastende exzentrische Übungen berücksichtigt, welche der Biomechanik der Pathologie besser entsprechen würden als eindimensionale nicht belastende konzentrische Übungen.

Katrin Veit

Wright AA, Tarara DT, Gisselman AS et al. Do currently prescribed exercises reflect contributing pathomechanics associated with femoroacetabular impingement syndrome? A Scoping Review. Phys Ther Sport 2021; 47: 127–133


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Publication History

Article published online:
25 June 2021

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