Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-1463-6842
Hautkrebs-Screening: Risikoselektion beim Hausarzt
Comparison of patient pathways in the early detection of skin cancer – a claims data analysis.
JDDG 2021;
19: 389-398
DOI: 10.1111/ddg.14318
Das flächendeckende deutsche Hautkrebs-Präventionsprogramm bietet ab dem 35. Lebensjahr eine biennale Vorsorgeuntersuchung an. Dafür stehen zwei Wege offen: zum Hausarzt oder zum Dermatologen. Die retrospektive Beobachtungsstudie ergab, wieviel hautärztliche Inspektionen sekundär erfolgen und wie die Wege die Exzisions- und Screening-Raten beeinflussen.
#
Die Strategie sieht vor, dass beim Hausarzt eine Inspektion erfolgt (rSCSgp), der ggf. an den Dermatologen überweist. Dieser wiederholt die Untersuchung (Sekundäruntersuchung) und veranlasst eventuell eine Exzision und weitere Screenings. Alternativ kann man sich direkt beim Dermatologen vorstellen (rSCSderm). Die gesundheitswissenschaftliche und sozioepidemiologische Untersuchung erfolgte für den Zeitraum 2008–2016, erfasste also die ersten 8 Jahre nach Überführung des Schleswig-Holstein-Programms auf ganz Deutschland. Veranlasst wurde die Studie von der Barmer GEK mit 9,2 Millionen Versicherten im Jahr 2018. Die Autoren erfassten die Nutzung des Screenings (Routine Skin Cancer Screening rSCS) bei Personen, die ≥ 12 Monate vor und ≥ 6 Monate nach der Erstuntersuchung versichert waren. Patienten mit einer Erstdiagnose in der Vorphase wurden ausgeschlossen, Rezidivpatienten eingeschlossen. Alle Auswertungen erfolgten für maligne Melanome (CM), Nicht-Melanom-Hautkarzinome (NMSC), alle malignen Hauttumoren und In-situ-Fälle (In-situ-CM und In-situ-NMSC). Zielvariablen der Studie waren:
-
Anteil der Patienten mit rSCSderm nach rSCSgp,
-
Anteil der Patienten mit Exzision nach rSCSderm,
-
Anzahl der Exzisionen bis zur Diagnose (NED) und
-
Anzahl der Screenings bis zur Diagnose nach rSCSderm (NSD).
In der Beobachtungszeit fanden 495 000 Erstuntersuchungen beim Dermatologen, 1,9 Millionen Erstuntersuchungen beim Hausarzt und 111 000 Sekundäruntersuchungen (5,9 %) beim Hautarzt statt. Die Alters- und Geschlechtsverteilung der Personen mit primärem und sekundärem dermatologischen Screening unterschieden sich nicht. Nach initialer rSCSderm erfolgten 9,3 % hautkrebsspezifische und 19,5 % Gesamtexzisionen. Nach sekundärer rSCSderm fanden 12,4 % hautkrebsspezifische und 23,6 % Gesamtexzisionen statt. Somit war die Anzahl der Screenings mit konsekutiver Entnahme im Arm mit initialem rSCSderm signifikant geringer. Die Anzahl der NED nach sekundärem rSCSderm war bei CM geringer als nach initialem rSCSderm. Bei den anderen Hauttumoren bestanden keine Unterschiede. Primär hautärztliche Untersuchungen waren mit einer signifikant höheren NSD assoziiert, bis die Diagnose malignes Melanom gestellt wurde.
Das sekundäre Screening resultierte in weniger NED und NSD. Die Ergebnisse sprächen für eine Vorauswahl durch die Hausärzte, so die Autoren. Auch die große Zahl der Hausärzte und der Mangel an Dermatologen spräche für den ersten Weg zum Hausarzt. Gleichzeitig erreiche diese Variante auch Menschen, die nicht regelmäßig einen Dermatologen aufsuchten. Um den Patienten zusätzlichen Stress zu ersparen, wünschen sich Krensel et al., dass Personen mit verdächtigen Läsionen beim Dermatologen bevorzugt einen Termin für ein sekundäres Screening bekommen. Für die Gesamtbewertung des Programms seien Langzeitstudien mit den Schwerpunkten falsch-negative Ergebnisse und Mortalität notwendig.
Dr. med. Susanne Krome, Melle
#
Publication History
Article published online:
06 May 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany