Pneumologie 2021; 75(10): 798-799
DOI: 10.1055/a-1437-9493
Pneumo-Quiz

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J. Klein
Medizinische Klinik und Poliklinik II – Kardiologie/Pneumologie, Universitätsklinikum Bonn
,
C. Pizarro
Medizinische Klinik und Poliklinik II – Kardiologie/Pneumologie, Universitätsklinikum Bonn
,
C. Öztürk
Medizinische Klinik und Poliklinik II – Kardiologie/Pneumologie, Universitätsklinikum Bonn
,
G. Nickenig
Medizinische Klinik und Poliklinik II – Kardiologie/Pneumologie, Universitätsklinikum Bonn
,
D. Skowasch
Medizinische Klinik und Poliklinik II – Kardiologie/Pneumologie, Universitätsklinikum Bonn
› Author Affiliations
 

Fallbeschreibung

Eine 63-jährige Patientin wurde zur transbronchialen Kryobiopsie bei unklassifizierbarer Lungenfibrose vorgestellt. Die Computertomografie zeigte fibrotische Lungengerüstveränderungen mit subpleural und basal betonten retikulären Parenchymverdichtungen mit beginnendem Honigwabenmuster und basal betonter Milchglaskomponente ([Abb. 1]). Es wurde eine Kryobiopsie aus Segment 9 des linken Unterlappens entsprechend den derzeitigen Empfehlungen [1] [2] entnommen. Direkt nach der ersten Biopsie kam es zu einer Hypotonie und Sinusbradykardie mit Frequenzen um 25/min, von weiteren Biopsien wurde danach abgesehen.

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Abb. 1 Computertomografie des Thorax im Lungenfenster: subpleural und basal betonte retikuläre Parenchymverdichtungen mit beginnendem Honigwabenmuster und relevanter Milchglaskomponente.
Fragen
  • Was könnte passiert sein?

  • Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?

    A: Pneumothorax

    B: Lungenblutung

    C: Lungenembolie

    D: Herzinfarkt

    E: Kryobiopsie-induziertes „Myocardial stunning“


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Fallauflösung

Antwort E: Kryobiopsie-induziertes „Myocardial stunning“


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Erläuterung

Postinterventionell gab die Patientin typische Angina pectoris an, laborchemisch wurde eine dynamische Troponinelevation von 41 ng/l auf 462 ng/l nachgewiesen, das EKG war unauffällig. In einer daraufhin angefertigten Echokardiografie wurde bei global normaler linksventrikulärer Funktion eine neue Hypokinesie anterior und anteroseptal dokumentiert. Die konsekutiv durchgeführte Koronarangiografie erlaubte den Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit ([Abb. 2 a]). Zur weiteren Diagnostik wurde eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Herzens ergänzt, welches ein ausgeprägtes Myokardödem mittventrikulär anteroseptal und septal vereinbar mit einem „myocardial stunning“ im Versorgungsgebiet der linken Koronararterie (left anterior descending, LAD) zeigte ([Abb. 2 b, c]). In Zusammenschau der Befunde gehen wir von einer Alteration der dem linken Unterlappen benachbart liegenden LAD durch die Kälte mit konsekutiv am ehesten vasospastisch bedingter Ischämie aus. Unseres Wissens ist dies die Erstbeschreibung eines Kryobiopsie-induzierten Stunnings als Komplikation der transbronchialen Kryobiopsie der Lunge. Im Verlaufs-MRT einige Wochen später waren die kardialen Veränderungen vollständig rückläufig. Das pathologisch-anatomische Gutachten zeigte übrigens eine chronisch-lymphozytäre interstitielle Pneumonitis mit kleinherdigen Epitheloidzellaggregaten und vereinzelten Riesenzellen – zusammenfassend vereinbar mit einer Sarkoidose Stadium IV.

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Abb. 2 a Koronarangiografie der linken Koronararterie (LAD) mit Ausschluss einer signifikant stenosierenden koronaren Herzerkrankung. b Kardio-MRT mit ausgeprägtem Myokardödem der anteroseptalen und septalen Wand (hellere Areale, Pfeile) vereinbar mit einem „myocardial stunning“ im Versorgungsgebiet der LAD. c Ödem-Mapping (Rekonstruktion der T2-gewichteten Sequenz) mit Lineal auf der rechten Seite (> 56 ms relevant für ödematöse Veränderungen, gelbes Areal).

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Interessenkonflikt

Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.


Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Dirk Skowasch
Medizinische Klinik und Poliklinik II
Universitätsklinikum Bonn
Venusberg-Campus 1
53127 Bonn
Deutschland   

Publication History

Article published online:
18 October 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany


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Abb. 1 Computertomografie des Thorax im Lungenfenster: subpleural und basal betonte retikuläre Parenchymverdichtungen mit beginnendem Honigwabenmuster und relevanter Milchglaskomponente.
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Abb. 2 a Koronarangiografie der linken Koronararterie (LAD) mit Ausschluss einer signifikant stenosierenden koronaren Herzerkrankung. b Kardio-MRT mit ausgeprägtem Myokardödem der anteroseptalen und septalen Wand (hellere Areale, Pfeile) vereinbar mit einem „myocardial stunning“ im Versorgungsgebiet der LAD. c Ödem-Mapping (Rekonstruktion der T2-gewichteten Sequenz) mit Lineal auf der rechten Seite (> 56 ms relevant für ödematöse Veränderungen, gelbes Areal).