Verberkt CA.
et al.
Effect of Sustained-Release Morphine for Refractory Breathlessness in Chronic Obstructive
Pulmonary Disease on Health Status: A Randomized Clinical Trial.
JAMA Intern Med 2020;
DOI:
10.1001/jamainternmed.2020.3134
Bei der „Morphine for Treatment of Dyspnea in Patients With COPD (MORDYC-) Study“
handelte es sich um eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie.
Eingeschlossen waren ambulante Patienten mit einer bestätigten COPD und einer moderat
bis schwer ausgeprägten chronischen Atemnot trotz einer optimalen pharmakologischen
und nichtpharmakologischen Behandlung. Die Patienten wiesen unter Verwendung des „modified
Medical Research Council“ (mMRC) Schweregrade von II–IV auf. Die Studienaufnahme erfolgte
zwischen November 2016 und Januar 2019. Die Studienteilnehmer erhielten über 4 Wochen
in oraler Form entweder niedrigdosiertes Morphin (10 mg 2-mal tgl., mit der Möglichkeit
nach 1 oder 2 Wochen auf eine 3-mal tägliche Einnahme zu erhöhen) oder Placebo. Als
primären Outcome wählten die Autoren die Scores des „COPD Assessment Test“ (CAT),
wobei höhere Scores für einen schlechteren Gesundheitsstatus standen, sowie den arteriellen
Kohlendioxidpartialdruck (PaCO2). Zudem wurden unerwünschte Ereignisse erfasst.
Ergebnisse
Daten von 111 Patienten gingen in die Analyse ein. Die Morphin-Gruppe umfasste 54
Patienten und die Placebogruppe 57 Patienten. Das Durchschnittsalter betrug 65,4 Jahre,
der Anteil männlicher Patienten war 54 %. Innerhalb der Morphin- und Placebogruppe
schlossen jeweils 81 und 89 % die Behandlung ab. In Bezug auf den CAT-Score ergab
sich bei einem Vergleich beider Studiengruppen eine Differenz von – 2,18 Punkte zugunsten
der Gruppe, die Morphin erhalten hatte, vs. Placebo (p = 0,03). Der PaCO2 war innerhalb der Morphin-Gruppe gegenüber der Placebogruppe um 1,19 mmHg höher,
die Differenz erwies sich allerdings als statistisch nicht signifikant (p = 0,55).
Hinsichtlich der Atemnot waren keine Veränderungen feststellbar. In Bezug auf die
Ergebnisse des 6-Minuten-Gehtests ergaben sich keine signifikanten Gruppenunterschiede.
Die Atemfrequenz war signifikant verschieden zwischen den Studiengruppen, erneut zugunsten
einer Morphin-Gabe (– 1,46; p = 0,04). Auch identifizierten die Autoren innerhalb
einer Subgruppe von Patienten mit einem mMRC-Schweregrad von III–IV bei einem Vergleich
zwischen einer Morphin- und Placebo-Gabe signifikante Unterschiede bezüglich einer
Verbesserung schlimmster Atemnot (– 1,33; p = 0,03). In der Morphin- und Placebogruppe
brachen jeweils 9 und 2 % der Patienten die Studie aufgrund von unerwünschten Ereignissen
ab. Krankenhausaufnahmen bzw. Todesfälle im Zusammenhang mit dem Einsatz von Morphin
traten nicht zutage.
Laut Studienergebnis übt eine regelmäßige Einnahme von niedrigdosiertem Morphin über
4 Wochen einen positiven Effekt auf den krankheitsspezifischen Gesundheitsstatus von
COPD-Patienten aus. Der PaCO2 blieb innerhalb der Studienperiode unbeeinflusst, und es kam zu keinen schweren unerwünschten
Ereignissen. Laut den Autoren bestätigen die Ergebnisse die aktuelle Rolle von Morphin
im Rahmen der palliativen Behandlung von chronischer Atemnot.
Dr. Frank Lichert, Weilburg