Ein plötzlicher Sehverlust kann beispielsweise auftreten, wenn das Auge verletzt wird
– etwa, wenn bei Heimwerkarbeiten kleine Fremdkörper hineingelangen. Auch ein akuter
Arterienverschluss im Auge, wodurch die Durchblutung gestört wird, kann zu einem sofortigen
Verlust des Sehvermögens führen. Als weitere Ursache sind sogenannte „Glaskörperblutungen“
im Auge zu nennen, die durch blutverdünnende Medikamente und/oder beispielsweise bei
Diabetikern durch vermehrte Glaskörperzugwirkung (Glaskörperstränge) auf die Netzhaut
auftreten. Gerade wenn der Einblick in das Augeninnere durch eine schlecht erweiterbare
Blende (Pupille, Öffnung in der Regenbogenhaut/Iris) erschwert ist, kann der Augenultraschall
hilfreich sein. Auch eine akute Ablösung der Netzhaut kann Ursache eines Visusverlusts
sein.
Wer einen plötzlichen Verlust seiner Sehkraft bei sich oder einem Angehörigen bemerkt,
sollte sich sofort in augenärztliche Behandlung begeben – denn im schlimmsten Fall
kann es ohne Therapie zur dauerhaften Erblindung kommen. Die DEGUM empfiehlt, bei
der augenärztlichen Untersuchung nach einem plötzlichen Visusverlust die Sonografie
in die primäre Diagnostik einzubeziehen: „Moderne Ultraschalltechniken bieten mittlerweile
ein gutes Auflösungsvermögen, in der Ultraschallbiomikroskopie können sogar kleinste
rote Blutkörperchen im Auge dargestellt werden. Dabei ermöglicht die Sonografie eine
viel genauere Darstellung als andere bildgebende Verfahren wie die Computertomografie
(CT)“, betont Professor Dr. med. Frank Tost, Leiter der DEGUM-Sektion Ophthalmologie.
Ein weiterer Vorteil ist, dass mit der Sonografie eine dynamische Untersuchung des
Auges möglich wird: „Während der Untersuchung kann der Patient sein Auge bewegen,
was wichtige zusätzliche Informationen liefert, bei einer Computertomografie aber
störend wäre“, sagt Tost, Oberarzt an der Universitätsmedizin Greifswald in der Klinik
und Poliklinik für Augenheilkunde. „So können auch verstecktere Bereiche – etwa im
toten Winkel des Augenhinterabschnitts – ziemlich genau dargestellt werden.“ Neben
der exakten Darstellung ist ein weiterer Vorteil, dass die Augenultraschalluntersuchung
unkompliziert und sehr gesundheitsschonend erfolgt, da es keine Strahlenbelastung
gibt.
Ursachen des plötzlichen Sehverlusts können auch Durchblutungsstörungen der Sehrinde
und Entzündungen der hirnversorgenden Gefäße einschließlich des Auges sein. Hier werden
dringlich interdisziplinäre Ultraschalluntersuchungen der Kopf- und Halsgefäße und
des Herzens empfohlen.
Bei der Untersuchung untersucht der Arzt schonend durch das Augenlid oder er versetzt
die Augenoberfläche zunächst in eine örtliche Betäubung. Anschließend begutachtet
er es systematisch unter dem Ultraschall. Für den Augenultraschall stehen den Ärzten
verschiedene Sonden mit Frequenzen zwischen 10 und 60 Megahertz zur Verfügung Die
Sonden unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Eindringtiefe, dem Auflösungsvermögen
und der Abbildungsgeometrie.
Damit Augenärzte die Diagnose korrekt stellen können, ist eine adäquate fachliche
Qualifikation eine wichtige Voraussetzung. „Wir empfehlen Augenärzten in einer Praxis
eine Zertifizierung nach der DEGUM-Stufe I und solchen in einer spezialisierten Augenklinik
ein Zertifikat der DEGUM-Stufe II“, sagt PD Dr. med. Ulrich Fries, Stellvertretender
Leiter der DEGUM-Sektion Ophthalmologie und Chefarzt in der Augenklinik der Evangelischen
Kliniken – Johanniter-Krankenhaus in Bonn. Die DEGUM bietet regelmäßig Weiterbildungen
an, mit denen Augenärzte diese Zertifizierungen erwerben können.